Dhauti wörtlich Quelle, Brunnen und im übertragenen Sinne die Magenreinigung. In diesem Sanskrit-Lexikon gebe ich ja weniger einen indologischen Kommentar, auch weniger einen Pandit-, also einen Schriftgelehrten-Kommentar, sondern ich nenne den Sanskrit-Ausdruck und ich nenne ihn immer wieder. Das soll ja auch eine Hilfe sein, die Sanskrit-Ausdrücke sich zu merken. Und ich verbinde das mit Tipps zum Yoga und zur spirituellen Praxis.

Dhauti kennen die meisten Yoga-Übenden, mindestens die, die etwas tiefer hineingehen, als Magenreinigung. Dhauti heißt wörtlich Brunnen oder Quelle. Ein bisschen bezieht es sich darauf, das ursprünglichste Dhauti ist eben, man nimmt ein Gefäß von eins bis zwei Litern, gibt dort lauwarmes Wasser hinein, dazu gibt man Salz hinein, also einen gestrichenen Esslöffel pro Liter lauwarmes Wasser, und dann anschließend rührt man das gut um, dann trinkt man eins bis zwei Liter Salzwasser, gibt zwei, drei Finger in den Hals und man übergibt sich und dann kommt alles Wasser wieder raus. Und das ist dann eben wie eine Quelle, ein Brunnen. Der Mensch wird zu einer Quelle von Salzwasser. Jede Quelle ist ja so, sie nimmt erst Regen usw. auf und Grundwasser und das gibt sie dann weiter. In diesem Sinne, der Mensch trinkt Salzwasser und anschließend sprudelt er über mit Salzwasser.

Dhauti hat aber auch noch weitergehende Bedeutung. Dhauti ist auch ein umfassender Begriff für verschiedene Reinigungsübungen. Es gibt Dhautis zur Reinigung der Ohren, Karna Dhauti, was man typischerweise heutzutage mit einem Ohrstäbchen macht. Es gibt aber auch weitere Karna Dhautis, Ohrenspülungen. Es gibt Dhautis für die Nase und für die Zähne und für die Zunge. Und dann gibt es auch Dhauti im Sinne von Magenreinigung, da gibt es wieder verschiedene Formen. Es gibt zum einen Hrid Dhauti und das Hrid Dhauti ist das Dhauti, was man meistens darunter versteht. Hrid Dhauti – eigentlich Herzensreinigung – und Hrid Dhauti besteht daraus, dass man eins bis zwei Meter Mullbinde nimmt und die dann schluckt und dann wieder herauszieht. Fortgeschrittene nehmen übrigens fünf Meter davon. Man nimmt eine vier Zentimeter breite Mullbinde, gibt sie in Salzwasser hinein, dann hinten an die Zunge und schluckt. Mit etwas Übung schmeckt das eigentlich ganz gut und es geht relativ zügig. Am Anfang empfiehlt es sich dort, erstmal so ein Kriya-Seminar, z.B. bei Yoga Vidya, mitzumachen oder einen Kriya-Workshop in einem der Yoga Vidya Stadtzentren. Und das hilft, die Kehle zu reinigen und es hilft, dass ein Übermaß von Schleim wegkommt, es hilft, die Selbstreinigungsmechanismen zu verbessern und es ist außerdem gut für die Gesundheit der Schleimhaut im Magen und sogar im Zwölffingerdarm. Zwar kommt diese Mullbinde nie bis in den Zwölffingerdarm hinein, aber dadurch, dass der Magen gesünder wird, hilft das auch gegen Zwölffingerdarmbeschwerden.

Dhauti wird manchmal eben auch besonders verstanden als das, was wir als Kunjal Kriya bezeichnen. Kunjal Kriya heißt, man schluckt diese eins bis zwei Liter Salzwasser und übergibt sich. Kunjal Kriya ist eine empfehlenswerte Übung. Ich empfehle Menschen, die ernsthaft gesund sein wollen, etwa sechs Monate lang, einmal die Woche, Dhauti zu machen. Auch hier der Tipp, lerne es erstmal von jemandem, der weiß, wie es geht, und dann übe es einmal die Woche. Nach sechs Monaten hast du eine gewisse Gesundheit erreicht. Wenn du fastest, auch da ist es gut, jeden zweiten oder dritten Tag Dhauti zu üben. Wenn du mal intensiver Asanas und Pranayama übst, übe auch täglich oder jeden zweiten Tag Dhauti. Ansonsten, wenn du eine gewisse Reinigung hast und dich gesund ernährst, reicht es aus, vielleicht einmal im Monat Dhauti zu üben, also nachdem du schon sechs Monate das regelmäßig gemacht hast, oder immer bei Bedarf. Wenn eine Erkältung z.B. kommt oder ein Unwohlsein oder irgendeine Verdauungsbeschwerde, dann übe Dhauti, entweder mit der Mullbinde oder mit dem Salzwasser oder auch mit beidem. Also, Dhauti wörtlich Quelle, Brunnen und in diesem Kontext wird es auch in mancher Sanskrit-Literatur gebraucht, aber im Hatha Yoga, wann immer du von Dhauti liest, dann ist dort Reinigungsübung gemeint, meist ist damit die Magenreinigung gemeint, meistens entweder Hrid Dhauti mit dem Tuch, also dieser Mullbinde, oder Kunjal Kriya, auch Kunjala Kriya genannt, mit eins bis zwei Litern Salzwasser.

Es gibt für den Magen auch noch zwei weitere Dhautis: Das eine Dhauti nennt sich dann auch Feuer-Dhauti, und das nächste nennt sich dann Luft-Dhauti, von den vier Elementen. Das Erd-Dhauti ist das Tuch, das Wasser-Dauti ist das Salzwasser, dann gibt es Luft-Dhauti, das heißt, du schluckst Luft und anschließend rülpst du und das hilft auch irgendwo einer Gesundheit des Magentraktes. Feuer-Dhauti ist dann identisch mit Agni Sara und über Agni Sara liest du ja auch den Yoga Vidya Seiten viel. Also, leere Lungen, Bauch vor und zurück, das aktiviert das innere Feuer, nicht nur im Darmbereich, sondern eben auch im Magenbereich. Im weiteren Sinne ist Dhauti einfach eine Bezeichnung für verschiedenste Reinigungstechniken. In diesem Sinne ist Dhauti ein Gesundbrunnen, ein Quelle von Gesundheit. Kann der Körper sich selbst gut reinigen, dann bleibt er lange jung, lange gesund und Krankheiten werden schnell beseitigt, bei etwaigen Unfällen können die Verletzungen schnell heilen. Funktioniert der Körper aber nicht so gut, sind Amas, Unreinheiten, in den Geweben oder funktionieren die Selbstreinigungsmechanismen nicht so gut, dann neigt der Körper zu Krankheit. So ist es gut, Dhauti zu üben. Dhauti, die verschiedenen Reinigungstechniken, und nicht nur die Dhautis, alle Kriyas, alle Karmas. Karmas in diesem Sinne heißt Reinigungstechniken. Es gibt auch Panchakarma im Ayurveda, die fünf Reinigungstechniken, oder die Shatkriyas, auch Shatkarmas genannt, sind ja auch die sechs Reinigungstechniken zu denen auch Dhauti gehört. Wenn du Dhauti übst, hast du einen Gesundbrunnen, eine Quelle von Gesundheit. Daher, Dhauti heißt Brunnen, Quelle. Und Dhauti bezieht sich auf Reinigungsübung und im engeren Sinn Magenreinigung, entweder mit Salzwasser oder auch mit Mullbinde.

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