Dharma – Pflicht, Verantwortung, Aufgabe

Heute ein sehr komplexer Begriff, Dharma. Dharma hat viele verschiedene Bedeutungen. Dharma heißt auch Gewebe, Dharma wird vor allen Dingen als Verantwortung, als Aufgabe, als Pflicht bezeichnet. Dharma hat so viele verschiedene Bedeutungen. Man findet Dharma z.B. im Kontext der vier Purusharthas, die vier Ziele des Menschen. Da gibt es als vier erstrebenswerte Dinge:

Erstmal Kama, Sinnesbefriedigung, man kann sagen, es geht um das Emotionale, Sinnliche, Sexuelle, um Vergnügen zu haben.

Dann gibt es Artha und Artha heißt finanzielle Absicherung, Geld, Einfluss und durchaus eine gewisse Ehrerbietung oder eine gewisse Anerkennung, die Menschen suchen.

Dritte ist Dharma. Dharma steht hier für Ethik, Dharma steht dafür, das, was man tut, mit Ethik zu tun. Dharma heißt aber auch, das, was man anderen zurückgibt, was man der Gesellschaft zurückgibt. Dharma heißt auch, seine eigenen Talente und Fähigkeiten zu entfalten. Also, in diesem Kontext der vier Purusharthas ist Dharma, etwas Gutes tun, der Gesellschaft etwas zurückgeben, seine Talente zu entfalten zum Wohl anderer. Dharma heißt auch, seine Kreativität zu entfalten, also alles, was man tun kann, um sich selbst gerecht zu werden in seinen Fähigkeiten und Talenten und um etwas zu tun für die Gesellschaft.

Und das vierte Ziel der vier Purusharthas ist Moksha, die Selbstverwirklichung, Befreiung, Gottverwirklichung. Hier also Dharma in dem einen Kontext der vier Purusharthas, eben der Kontext der Pflichterfüllung, Kontext der Ethik, auch Kontext, etwas Gutes zu tun für die Gesellschaft. Dharma heißt auch, herauszufinden: „Was ist meine Aufgabe?“ Es gibt eine berühmte Schrift, die sehr viel über Dharma schreibt, das ist nämlich die Bhagavad Gita. Dort fragt ein Schüler namens Arjuna den Lehrer, Krishna: „Was ist mein Dharma? Was soll ich tun?“ In diesem Kontext ist die Frage: „Was ist meine Aufgabe?“ Und Krishna erläutert ihm, was es heißt, sein Dharma zu finden, seine Aufgabe zu finden. Er sagt aber auch: „Was auch immer du als dein Dharma ansiehst, tue es so gut, wie du kannst, bringe es Gott dar. Wenn du alles, was du tust, Gott darbringst, dann machst du nichts Falsches.“ Also, der nächste Kontext von Dharma ist seine Pflicht und Aufgabe. Und das Ziel eines spirituellen Aspiranten ist weniger, seinen Wünschen und Neigungen nachzugehen, sondern mehr zu schauen: „Was ist meine Pflicht? Was ist meine Aufgabe?“ Wobei oft tief im Inneren sich Dharma auch manifestiert als der Wunsch, etwas Gutes zu tun.

Deshalb, manchmal sind die Wünsche so, dass sie in Übereinstimmung mit Dharma sind und manchmal eben auch nicht. Es ist alles nicht so einfach. Der nächste Kontext von Dharma ist auch die gesellschaftliche Ordnung. Also, auch Dharma ist das gesamte Regelwerk, das eine Gesellschaft als Ganzes zusammenhält. In diesem Kontext spricht man auch von Varnashrama Dharma, als eine bestimmte Form, wie eine Gesellschaft zusammenhalten kann. Also, Dharma in diesem Kontext, ein gesellschaftlicher Zusammenhang. Dharma gibt es auch als Gesamtverantwortung einer gesamten spirituellen Richtung. So spricht man auch von Sanatana Dharma. Sanatana Dharma wörtlich „das ewige Dharma“. Ewiges Dharma bezieht sich dann hier auf eine bestimmte spirituelle Richtung, die heutzutage oft als Hinduismus übersetzt wird. Viele Inder weigern sich, den Begriff „Hinduismus“ zu verwenden, sondern nennen es lieber Sanatana Dharma, denn der Ausdruck „Hinduismus“ ist ja ein relativ neuer. Hinduismus stammt ursprünglich vom Fluss Sindhu – Sindhu ist der Indus-Fluss – und die Griechen nannten alle, die um den Fluss Indus und dahinter lebten eben die Inder. In Persien wurde daraus der Hindu-Fluss und die, die um den Hindu-Fluss oder dahinter lebten, waren dann die Hindus. Daraus haben dann die Europäer „die Inder“ gemacht oder auch „die Hindus“.

Also, im 19. Jahrhundert, wenn du Bücher liest von Autoren, Reiseautoren oder Philosophen, wenn die von den Hindus sprechen, da sind nicht Angehörige einer Religion gemeint, sondern eben die Inder, denn „Hindus“ ist der persische Ausdruck für Inder. Und Hindustan ist dann ein anderer Ausdruck für Indien, so haben es nämlich die Perser genannt. Erst später wurde dann der Ausdruck „Hinduismus“ für die Religionen Indiens verwendet, die weder Buddhismus, noch Jainismus, noch Parsismus, noch Sikhismus, noch Christentum, noch Islam sind. Alle anderen sind dann eben übrig geblieben als Hindus.

Jetzt, die Inder selbst, die keiner dieser anderen Religionen angehören, nennen gerne ihre Religion und ihr großes spirituelles System als Sanatana Dharma, ewiger Bedeutungskontext, ewiges spirituelles Gewebe. Du siehst, Dharma hat viele verschiedene Ausdrücke. Und dann gibt es eben das allgemeine große Dharma, Sanatana Dharma. Dann gibt es das Dharma einer konkreten Schicht. Dann gibt es ein Dharma, Pflichten für Kinder, Dharma, Pflichten der Eltern, Dharma, Pflichten von verschiedenen Menschen in verschiedenen Berufen. Es gibt das Dharma eines Arztes, was man im Deutschen nennen würde, die Berufsethik eines Arztes. Es gibt das Dharma eines Rechtsanwaltes, die Berufsethik eines Rechtsanwaltes usw. Und für den spirituellen Aspiranten bleibt am wichtigsten die Frage: „Was ist meine Aufgabe?“ Und zu überlegen: „Was ist mein Dharma?“ Und dann sein Dharma so gut zu erfüllen, wie möglich, seine Aufgaben so gut zu erfüllen, wie möglich und zwar so gut zu erfüllen, wie man es selbst kann. Und es heißt, wenn man sich um sein Dharma kümmert, dann kommt Sukha und Ananda von selbst, Freude und Wonne. Dharma im Kontext heißt also Ordnung, heißt Pflicht und Aufgabe.

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