Der Wolf und die sieben Chakren

Es war einmal eine Geiß, die hatte sieben Kinder. Eines Tages machte sie sich auf den Weg in die Stadt, um einzukaufen. Sie wusste aber, dass im Wald ein böser Wolf lebt, der gerne Kinder frisst. Sie ermahnte deshalb ihre sieben Geißlein: „Hütet euch vor dem bösen Wolf. Öffnet keinem Fremden die Haustür. Prüft vorher jeden, der euch besuchen will. Den bösen Wolf erkennt ihr an der rauhen Stimme und an seiner schwarzen Pfote.“ Die sieben Geißlein antworteten im Chor: „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, liebe Mutter. Wir sind vorsichtig.“

Aber der Wolf war schlauer als gedacht. Beim Krämer kaufte er sich ein Stück Kreide, damit er eine sanfte Stimme bekam. Und beim Bäcker ließ er sich seine Pfote mit Mehl weiß pudern. So ging er zum Haus der sieben Geißlein und rief: „Macht auf meine lieben Kinder, eure Mutter ist da und hat euch etwas Schönes mitgebracht.“ Die Geißlein ließen sich erst noch die Pfote zeigen. Die Stimme war sanft und die Pfote weiß, da öffneten sie die Tür. Und wer kam herein? Der böse Wolf.

Voller Panik versuchten sich die sieben Geißlein zu verstecken. Das erste sprang unter den Tisch, das zweite unter die Bettdecke, das dritte in den Ofen, das vierte in die Küche, das fünfte in den Schrank, das sechste versteckte sich unter der Waschschüssel und das siebte sprang in den Uhrenkasten. Aber der Wolf fand sie alle und fraß sie nacheinander auf. Nur das Jüngste im Uhrenkasten, das fand er nicht. Der Wolf war jetzt satt und zufrieden. Er ging zurück in den Wald und machte dort auf einer Waldwiese seinen Mittagsschlaf.

Nach einiger Zeit kam die alte Geiß aus der Stadt vom Einkaufen zurück. Und was musste sie sehen? Die Tür war sperrangelweit auf, die Stühle und Tische umgeschmissen und die Kinder verschwunden. Sie blickte voller Entsetzen um sich. Da hörte sie eine feine Stimme aus dem Uhrenkasten. „Hier Mutter, ich bin im Uhrenkasten,“ rief das Jüngste. Voller Freude zog die Geiß ihr Jüngstes aus dem Uhrenkasten. Und voller Entsetzen hörte sie, dass der Wolf alle anderen Kinder gefressen hatte.

Da war die Trauer groß. Aber nach kurzer Zeit besann sich die alte Geiß und beschloss nach dem Wolf zu suchen. Sie entdeckte ihn auch schlafend auf der grünen Wiese und sah seinen dicken Bauch. Darin befanden sich also ihre geliebten Kinder. Wie sie genau hinsah, da zappelte und regte es sich in dem Bauch. Sollten ihre Kinder noch am Leben sein? Schnell holte die Jüngste eine Schere, Nadel und Faden. Dann schnitten sie dem Wolf dem Bauch auf. Glücklich kamen nacheinander alle sechs Geißlein aus dem Bauch herausgekrabbelt. Schnell nähten sie Bauch wieder zu. Vorher füllten sie ihn noch mit Wackersteinen, damit der Wolf nicht merkte, dass die Geißlein fehlten.

Dann versteckte sich die ganze Familie hinter einem Gebüsch. Nach einiger Zeit wachte der Wolf auf. Er war durstig und ging zum Brunnen. Er wunderte sich, was mit seinem Bauch los war: „Es rumpelt und pumpelt in meinem Bauch, als ob dort Wackersteine sind. Dabei habe ich doch gerade sechs Geißlein gefressen.“ Er beugte sich über den Brunnenrand, um zu trinken. Da zogen ihn die Wackersteine in seinem Bauch nach vorne. Er fiel in den Brunnen und ertrank. Die Geißlein kamen aus dem Gebüsch hervor, tanzten um den Brunnen und sangen: „Der Wolf ist tot, der Wolf ist tot.“

Das ist eine schöne Geschichte aus meiner Kindheit. Oberflächlich betrachten soll sie die Kinder lehren sich vor fremden Männern vorzusehen. Aber hier taucht das Problem auf, dass der Wolf schlauer ist als die Kinder. Nur mit Glück kann die alte Geiß sie retten. Letztlich ist die Geschichte deshalb unbefriedigend. Wir können uns vor bösen Menschen im Leben nicht wirklich schützen, weil sie oft auch sehr schlau sind.

Bei einer spirituellen Interpretation gibt die Geschichte mehr Sinn. Die sieben Geißlein sind die sieben Chakren. Der Uhrenkasten deutet auf das Herzchakra hin. In ihm tickt die Uhr wie das schlagende Herz im Körper. Auch die anderen Verstecke weisen auf bestimmte Chakren hin. Der Platz unter dem Tisch mit seinen Beinen zeigt das Wurzelchakra an. Die Waschschüssel gibt einen Hinweise auf das Stirnchakra. Wir waschen mit den Händen unser Gesicht. Der Ofen ist das Solarplexus-Chakra, das den Menschen mit Wärme und Energie erfüllt. Die Küche verweist auf das Halschakra, weil es dort etwas zu essen gibt. Wenn wir uns das Geißlein in der unteren Etage des Schrankes vorstellen, sind wir beim Unterbauch-Chakra. Das Bett verweist auf eine Meditation im Liegen. Dann harmonieren sich die ersten sechs Chakren und die Kundalini-Energie steigt zum Scheitelchakra auf. Damit haben wir alle sieben Hauptchakren des Menschen zusammen.

Wenn der Wolf sechs Geißlein frisst, dann bedeutet das, dass sechs Chakren blockiert sind. Nur das Herzchakra, der Uhrkasten, ist noch aktiv. Zusammen mit der inneren Stimme der Weisheit, der alten Geiß, können wir den Weg finden, die anderen Chakren wieder zu befreien und zu öffnen. Wenn alle sieben Chakren aktiviert werden, dann beginnt die Kundalini-Energie im mittleren Energiekanal zu fließen. Das Wasser im Brunnen fließt wieder. Das Ego ertrinkt wie der Wolf im Brunnen. Die Sonne des Lebens beginnt zu scheinen. Wir erwachen zum wahren Leben. Wir erwachen zu einem Leben im Frieden, in der Liebe und im Glück.

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