Der verrückte Yogi. Es wird Herbst.

Es wird Herbst. Die Äpfel an den Bäumen leuchten im Sonnenschein. Nachts wird es jetzt kühler. Ich beginne meine Weihnachtskekse zu essen. Gerade habe ich eine halbe Packung Zimtsterne vernascht. Ich liebe Zimtsterne. Die gab es bei meiner Mutter immer zu Weihnachten.

Dazu trinke ich heißen Kakao mit etwas Kaffeepulver. Das ist zwar nicht gesund, aber es schmeckt dem kleinen Yogi. Das Leben ist dazu da, um es zu genießen. Und was gibt es Schönes als Zimtsterne mit einem heißen Kakao. Dabei sitze ich in der Sonne auf meiner Terasse, umgeben von wilder Natur. So wild wie ich. Man merkt leicht Anflüge von Zivilisation, aber im Wesentlichen ruhe ich in meiner Natur. Man könnte es auch Gott nennen, aber das ist im Moment ein etwas zu hochgegriffener Begriff für mich. Sagen wir einfach: "Ich bin im lichtdurchfluteten Sein."

Ein kleines Rotkehlchen setzt sich auf den Stuhl mir gegenüber und betrachtet mich. Eine filigrane Libelle ruht sich auf meiner Hand aus. Sie ist nicht zu verscheuchen. Sie kommt immer wieder. Die Tiere lieben mich offensichtlich. Ich gehöre zur Natur dazu. Der Herr der Wildnis. Mein neuestes Mantra lautet: "Om Guru Nils. Om Bodhisattva. Mögen alle Wesen glücklich sein. Möge es eine glückliche Welt geben."

Man könnte meinen ich sei jetzt völlig durchgeknallt. Damit hat man nicht ganz unrecht. Manchmal glaube ich das selbst. Andererseits gibt es im Yoga die Tradition sich selbst als Shiva zu sehen und dabei das Mantra "Shivo Ham" zu denken. Shiva ist für Yogis der oberste Guru. Wenn ich mich als Shiva sehen darf, darf ich mich erst recht als Guru Nils sehen, als ganz kleinen lieben Guru. Jedenfalls motiviert mich das Mantra immer wieder meine glückliche Faulheit zu überwinden und die Welt zu retten. Es bringt mich in die Energie der Kraft.

Die Welt muss gerettet werden. Um das zu erkennen, genügt ein Blick in die Nachrichten. Gerade las ich, dass es im Tschad eine große Hungerkrise gibt. Viele Menschen verhungern dort. Dazu gibt es Bilder von kleinen hungernden Kindern. Das berührt mich. Ich spende für die Hilfsorganisationen. Aber viel mehr kann ich nicht tun. Helfen kann ich aber den Menschen in meiner Welt, in dem ich mein spirituelles Wissen weitergebe.

Im amerikanischen WikiHow habe ich 61 Texte eingestellt, meistens über Yoga oder spirituelle Psychologie. 3,9 Millionen Menschen haben die bereits angeklickt. Insofern bin ich offensichtlich etwas hilfreich. Und gerade haben sie dort eine neue Rubrik eingefügt. Man kann zu allen Texten Fragen stellen. Fragen sie Guru Nils. Einen ganzen Vormittag habe ich damit verbracht die Fragen zu beantworten. Worum gibt es das Leid? Warum ägern mich meine Kinder immer? Wie bekomme ich eine gute Beziehung? Was ist Gott? Wie werde ich schnell erleuchtet? Guru Nils weiß alles. Deshalb ist er ja der Guru.

Dieser kleine Scherz musste jetzt sein. Jedenfalls ist jetzt Herbst und ich sitze vor meinem Haus auf der Terasse und trinke Kakao. Aus den Lautsprechern auf dem Altar dröhnen laut Yoga-Mantras. Die Vögel möchten ja auch etwas spirituelle Musik hören. Am Randes meines Spazierweges wachsen Holunderbeeren, Mehlbeeren und sogar einige große Birnbäume. Leider waren die Vögel wieder mal schneller als ich und haben, kaum waren die Birnen reif, alles abgeerntet. Aber einen kleinen Apfelbaum hatten sie übersehen. Da war der kleine Yogi schneller. Jetzt habe ich eine große Schüssel mit Äpfeln im Haus. Und schwanke immer, ob ich Zimtsterne oder Äpfel oder beides essen soll.

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Kommentare

  • Danke.

  • Bratapfel mit Zimt schmeckt auch ganz lecker! ;-) Lass' es dir gut gehen und bleib wie du bist. Authentische Menschen find' ich immer sympathisch.

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