Der Trommler, ein spirituelles Märchen

Im Moment schreibe ich ein Märchenbuch. Darin erkläre ich die spirituelle Bedeutung vieler Märchen. Sie symbolisieren die wichtigsten spirituellen Prozesse, die uns auf dem spirituellen Weg begegnen. Sie helfen uns die Schwierigkeiten auf dem spirituellen Weg zu bewältigen. Und sie bringen uns in eine positive spirituelle Energie. Ich stärke mich im Moment jeden Tag durch ein spirituelles Märchen. 

Der Trommler
 
In dieser Geschichte lernen wir den ganzen spirituellen Entwicklungsprozess kennen. Ein Mensch lernt den Geschmack des inneren Glücks kennen. Er kommt in Kontakt mit seiner inneren Königstochter. Bevor er sie befreien kann, muss er zuerst in den wilden Wald seines eigenen Bewusstseins eindringen und dort die Riesen besiegen. Die Riesen sind seine weltlichen Wünsche und Bedürfnisse. Der Mensch muss seinen Geist ganz auf das Ziel der Erleuchtung ausrichten.
 
Wenn das geschafft ist, kann er mit der Praxis der Meditation beginnen. Dafür steht in diesem Märchen der Wunschsattel. Der Mensch setzt sich zur Meditation (auf den Sattel), kommt innerlich zur Ruhe und kann sich dadurch geistig in die höchsten Höhen erheben. Er kann auf die Spitze des Glasberges gelangen, auf die er sonst nicht kommen kann. Der Glasberg ist der Berg der Erleuchtung. Wenn wir uns auf der Spitze des Berges und unter uns den Berg umgeben von einem großen Wald visualisieren, aktiviert das unser Wurzelchakra und die spirituelle Energie beginnt zu fließen. Die innere Königstochter erscheint wieder.
 
Jetzt brauchen wir Ausdauer. Es ist als ob wir einen Teich mit einem Fingerhut ausschöpfen müssen. Es erscheint unmöglich, aber nach einiger Zeit gibt es einen spirituellen Durchbruch. Das Feuer der spirituellen Energie erwacht in uns. Brennt das Feuer der Kundalini-Energie erst einmal, ist es nicht mehr zu löschen. Es brennt von alleine weiter. Es verbrennt unser Ego, bringt uns in ein Einheitsbewusstsein und befreit die Königstochter in uns. Wir erlangen den Schatz des inneren Glücks.
 
Jetzt taucht jedoch die Gefahr des spirituellen Egos auf. Wir können Stolz auf unseren spirituellen Fortschritt entwickeln. Wir können uns als Erleuchteter auf einer unteren Stufen noch in weltlichen Energien verstricken. Wir können uns in die falsche Frau, in unser spirituelles Ego verlieben. Deshalb müssen wir auch diesen Zauber lösen, damit es zur endgültigen, tiefen und dauerhaften Erleuchtung, zur wahren mystischen Heirat, kommt.
 
Es war einmal ein junger Trommler, der ging eines Tages an einem warmen Sommertag an einem See entlang. Da erblickte er im Gras am Ufer ein feingesticktes Hemd. Da kein Mensch weit und breit zu sehen war, nahm er das Hemd mit nach Hause. Am Abend klopfte es an seine Tür. Er öffnete die Tür und ein schönes Mädchen trat herein: „Ich bin eine verzauberte Königstochter. Ich habe im See gebadet und du hast mein Hemd mitgenommen. Bitte gib es mir zurück, sonst kann ich nicht nach Hause fliegen.“ Der Trommler wunderte sich sehr: „Woher kommst du? Wer hat dich verzaubert? Und wieso kannst du fliegen?“ Die schöne Prinzessin antwortete: „Mein Vater ist der König in einem fremden Reich. Er hat sich mit einer Hexe gestritten. Deshalb hat die Hexe mich verzaubert und hält mich auf dem großen Glasberg gefangen. Wenn ich mein gesticktes Hemd anziehe, dann kann ich damit fliegen und für kurze Zeit den Glasberg verlassen,“
 
Gerne gab der junge Trommler der Prinzessin ihr Hemd zurück. Da sie sehr schön war, hatte er sich sofort in sie verliebt und wollte sie retten: „Wie kann ich dir helfen? Wo finde ich den Glasberg?“ Der Glasberg liegt weit weg hinter dem großen Wald. Aber selbst wenn du dort hingelangen kannst, so kommst du doch nicht herauf.“ Mit diesen Worten zog sie ihr Hemd an und flog davon. Der Trommler behauptete: „Ich kann alles schaffen, wenn ich es will.“
 
Am nächsten Tag packte er seine Trommel ein und wanderte zum großen Wald. Im großen Wald wohnten böse Riesen, die jeden Menschen töteten, der unbefugt ihren Wald betrat. Als der Trommler die Riesen erblickte, fing er laut an zu trommeln. „Was trommelst du so laut,“ fragten die Riesen. „Ich rufe meine Armee zum Kampf, um euch zu töten.“
 
Da fürchteten sich die Riesen und baten ihn ihr Leben zu retten. Der Trommler hörte auf zu trommeln und erklärte den Riesen: „Wenn ihr mich zum Glasberg tragt, will ich euer Leben verschonen.“ Da freuten sich die Riesen. Ein Riese nahm ihn auf seine Schultern und trug ihn kurzer Zeit zum Glasberg. Natürlich hatte der Trommler keine Armee hinter sich, die er hätte rufen können. Aber da Riesen meistens ziemlich dumm sind, glaubten sie ihm jedes Wort.
 
So war er wider Erwarten schnell zum Glasberg gelangt. Aber wie sollte er dort hinauf kommen? Der Glasberg war sehr hoch und spiegelglatt. Der Soldat versuchte herauf zu klettern. Aber schon nach dem ersten Meter rutschte er wieder herunter. So jedenfalls war der Berg nicht zu bezwingen.
 
Zum Glück gab es in der Nähe zwei Menschen mit einen Wunschsattel. Wer sich auf diesen Sattel setzt, der kann sich überall hin wünschen. Der Trommler tauschte seine Trommel gegen den Wunschsattel ein. Er setzte sich auf den Sattel, wünschte sich auf den Glasberg und war sofort oben auf der Spitze des Berges.
 
Dort erblickte auf einer schönen Ebene ein altes Haus. Vor dem Haus befand sich ein Fischteich und hinter dem Haus ein Wald. In dem Haus wohnte eine alte Hexe, die auch sofort aus der Tür trat: „Wo kommst du her? Was willst du hier,“ fragte sie den Trommler. Der entgegnete: „Ich komme von weit her. Ich möchte Einlass, Kost und ein Nachtlager.“ „Das kannst du haben, aber dafür musst du drei Aufgaben erledigen,“ meinte die Hexe. Dazu war der Trommler gerne bereit und übernachtete bei der Hexe im Hexenhaus.
 
Am nächsten Tag bat ihn die Hexe als erstes den Fischteich auszuschöpfen, damit sie die Fische fangen konnte. Dafür gab sie ihm aber nur einen Fingerhut. Wie sollte der arme Trommler mit einem Fingerhut einen ganzen Fischteich ausschöpfen. Bereits nach dem ersten Versuch verließ ihn der Mut und er setzte sich verzweifelt auf die Erde. Da trat plötzlich die schöne Prinzessin aus dem Hexenhaus. Sie sagte: „Ich kann dir helfen. Lege deinen Kopf in meinen Schoß und ruhe dich aus.“ Das tat der Trommler und hatte einen süßen Traum.
 
Während der Soldat schlief, drehte die Prinzessin ihrem Wunschring und sofort war das Wasser aus dem Fischteich verschwunden und die Fische lagen in Reih und Glied vor dem Hexenhaus. Der Trommler wachte auf und freute sich. Die schönen Prinzessin war allerdings schon wieder verschwunden. Dafür kam die alte Hexe wieder aus der Tür heraus und meinte: „Die Aufgabe war zu leicht. Morgen bekommst du eine schwerere Aufgabe.“
 
Am nächsten Morgen bekam er die zweite und die dritte Aufgabe. Die Hexe erklärte ihm: „Fälle die Bäume hinter dem Haus, zerhacke sie und mache daraus ein großes Feuer.“ Wie sollte der Trommler die einen ganzen Wald an einem Tag fällen und zu Brennholz verarbeiten? Er begann gar nicht erst mit der Arbeit, sondern hoffte auf die schöne Prinzessin. Die kam auch nach kurzer Zeit zu ihm. Er legte wieder seinen Kopf in ihren Schoß, schlief ein und sie drehte ihren Wunschring. Sofort war der ganze Wald zu einem großen Stapel vor dem Hexenhaus aufgeschichtet.
 
Das Mädchen sprach zu dem Soldaten: „Zünde das Feuer an. Wenn es brennt, wird die Hexe kommen und dir befehlen einen brennenden Holzscheit aus dem dem Feuer zu holen. Das kannst du ohne Angst tun. Dadurch wirst du mich befreien.“ Und so geschah es. Das Feuer loderte hell auf. Die Hexe kam und fragte, ob er sich traute ins Feuer zu springen und ein bestimmtes Holzstück zu retten.“ Ohne zu zögen, ging der Trommler ins Feuer und holte das Holzstück heraus. Das Holzstück verwandelte sich in die schöne Prinzessin. Die Prinzessin stieß die alte Hexe ins Feuer und alle waren gerettet.
 
Aus dem Hexenhaus holten sie die Schätze der Hexe. Dann drehten die Königstochter ihren Wunschring und wünschte sich mit dem Trommler zurück in ihr Königreich. Sie hatte sich in ihren Retter verliebt und war bereit ihn zu heiraten. Der Trommler wollte aber erst noch seine Eltern besuchen und sie zur Hochzeit einladen. Die Königstochter bat ihn inständig sie nicht zu vergessen.
 
Als der Trommler nach einem Jahr immer noch nicht zurückgekehrt war, machte sich die Königstochter auf den Weg zum Hause des Trommlers. Der hatte sie tatsächlich vergessen, weil ein Mädchen aus dem Dorf ihren Zauber auf ihn gelegt hatte. Gerade rechtzeitig vor der Heirat kam die Königstochter bei ihm an. Sie zeigte ihm ihren Ring und der Zauber war gebrochen. Der Trommler erinnerte sich wieder an das Geschehen und erklärte seinen Eltern, dass die Königstochter seine große Liebe war. Sie reisten in ihr Königreich, beide heirateten und waren ihr ganzes Leben lang glücklich.
 
 
 

 

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