Der Teufel mit den drei goldenen Haaren

 Es war einmal ein kleiner Junge, der hatte eine Glückshaut. Eine Glückshaut zu haben bedeutet, dass ein gutes Schicksal auf ihn wartet. Man kann es so sehen, dass er aus seinen früheren Leben ein gutes Karma mitgebracht hat.

Zuerst ging alles in seinem Leben schief. Er hatte viele Prüfungen zu bestehen. Er wurde in einem Korb ausgesetzt. Er wurde von guten Menschen gefunden und aufgezogen. Kaum war er groß geworden, drohte ihm der Tod. Er sollte einen Brief an die Königin überbringen, in dem seine Hinrichtung angeordnet wurde.

Aber wieder wandelte sich sein Schicksal. Räuber lasen den Brief und machten sich einen Scherz daraus, die Botschaft zu verändern. Jetzt stand in dem Brief, dass er die Königstochter heiraten sollte. Und so geschah es auch. Kaum war der junge Mann mit der Glückshaut am Königshof angelangt, wurde eine prächtige Hochzeit gefeiert. Da er einen guten Charakter hatte und auch gut aussah, verliebte sich die Königstochter in ihn. Sie waren zusammen sehr glücklich. 

Doch kein Glück währt ewig. Eines Tages kam der alte König von einem langen Kriegszug zurück. Als er erfuhr, dass seine Tochter einen einfachen jungen Mann aus dem Volk geheiratet hatte, war er außer sich vor Wut. Er schrie: "Bevor ich diesem Nichtsnutz meine Tochter und später mein Königreich überlasse, muss er mir drei goldene Haare vom Teufel bringen." Der alte König meinte, dass das eine unmögliche Aufgabe wäre. Aber der junge Mann war wie immer optimistisch und meinte, dass ihm auch das gelingen würden.

Also machte er sich frohgemut auf die Reise zum Teufel. Unterwegs kam er an einer Stadt vorbei, wo der Stadtbrunnen ausgetrocknet war. Da der junge Mann eine Glückshaut hatte, baten die Bewohner ihn ihnen zu helfen. Der junge Mann war sehr von sich überzeugt. Er behauptete frech, dass er alles weiß. Er würde den Grund ihres Elends schon herausfinden.

Seine Reise führte ihn noch an einer zweiten Stadt vorbei, in deren Mitte ein Baum stand, der goldene Äpfel hervorbrachte. Leider war der Baum am verdorren und die Stadt verlor ihren Reichtum. Auch hier war der junge Mann gerne bereit die Ursache zu erforschen und Abhilfe zu schaffen.

Bevor der Glückshäutige zum Teufel in die Hölle gelangte, musste er über einen großen Fluss. Ein Fährmann setzte ihn herüber. Da der Fährmann einen traurigen Eindruck machte, fragte ihn der junge Mann: "Warum bist du so traurig?" Der Fährmann antwortete: "Ich fahre seit endloser Zeit immer wieder über den Fluß von einem Ufer zum anderen. Ich bin müde geworden. Aber ich weiß nicht, wie ich diese ewigen Fahrten beenden kann. Es gelingt mir nicht aus dem Boot auszusteigen."

Der Glücksjunge betrat die Hölle und suchte dort nach dem Teufel. Der Teufel war leider gerade nicht zuhause. Er befand sich in der Welt der Menschen, um schlechte Seelen einzusammeln. Stattdessen begegnete dem jungen Mann die Großmutter des Teufels. Sie war eine gute alte Frau und gerne bereit, dem Glückskind zu helfen. Sie verwandelte ihn in einen Ameise und versteckte ihn in ihrem Schoß.

Als der Teufel zurückkam, war er hungrig und müde. Die Großmutter gab ihm heute sehr viel zu essen. Davon wurde er noch müder. Dann legte er sich auf sein Bett und ließ sich dabei von der Großmutter den Kopf kraulen und eine Geschichte erzählen. Aber diesmal erzählte ihm die Großmutter kein Märchen, sondern stellte ihm drei Fragen. Sie fragte nach dem Brunnen, dem Apfelbaum und dem unglücklichen Fährmann. Der Goldjunge hörte als Ameise genau zu.

Als der Teufel eingeschlafen war, riß ihm die Großmutter drei goldene Haare aus und gab sie dem Glückskind. Der junge Mann begab sich sofort frohgemut auf den Weg zurück zu seiner geliebten Prinzessin. Als der Fährmann ihn über den großen Fluss gebracht hatte, verriet er ihm des Rätsels Löung: "Du musst einfach den Fährstab loslassen und ihn einem anderen Menschen geben."

Das Wasser des Brunnens brachte der junge Mann zum Fließen, indem er die Kröte entfernte, die die Quelle blockierte. Und den Apfelbaum ließ er wieder ergrünen, in dem er die Mäuse aus den Baumwurzeln vertrieb. Von den Bewohnern der beiden Städte wurde er mit viel Gold belohnt. So kam er reichbeschenkt und erfolgreich wieder in dem Königreich an.

Jetzt musste der alte König ihm seine Tochter zur Frau geben. Es wurde noch einmal eine große Hochzeit gefeiert. Dem alten König erklärte der junge Mann, dass er das Gold aus der Hölle bekommen hatte. Dort könne man so viel Gold bekommen wie man wolle. Da der alte König sehr gierig war, machte er sich sofort auf den Weg in die Hölle. Der Fährmann übergab dem König den Stab. Und jetzt musste der König ewig auf dem Fluss hin und herfahren. Der junge man mit der Glückshaut wurde zum neuen König gekrönt. Er lebte mit seiner Frau glücklich und zufrieden bis an sein Lebensende. Und danach kamen beide in den Himmel und vollendeten damit die Reise ihrer Seelen.

Dieses Märchen ist spirituell einfach zu entschlüsseln. Wer die Anhaftung an alle weltlichen Wünsche losläßt, der wird von der Notwendigkeit der Reinkarnation frei. Er braucht nicht mehr als Seele (als Bewusstsein) auf dem großen Fluss zwischen dem Diesseits und dem Jenseits hin und her zu fahren. 

Wenn er sein Ego überwindet, dann öffnet sich in ihm die Quelle der spirituellen Energie. Er wird zu einem Baum, der goldene Früchte trägt. Der Baum symbolisiert den Kundalini-Kanal im Menschen und der runde Apfel das Einheitsbewusstsein. Die Heirat mit der Königstocher ist die mystische Hochzeit. Der junge Mann wurde zu einem Erleuchteten, einem Buddha. Er hatte den Teufel in sich besiegt und die ewige Glücksseligkeit gewonnen. Das nennt man wahrlich ein gutes Karma. 

 

Märchen: Der Teufel mit den drei goldenen Haaren | ARD Mediathek

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