Was ist vom Weg der Entsagung zu halten?

Entsagung ist heutzutage kein beliebtes Wort. Die modernen Menschen streben eher nach weltlichem Konsum, äußerem Reichtum und äußerer Fülle. Nur noch wenige Menschen fühlen sich zu einem Leben als Mönch oder Nonne hingezogen. Die christlichen Klöster werden immer leerer. Viele Klöster müssen schließen. Die überwiegende Mehrzahl der Menschen geht den spirituellen Weg verbunden mit einem Leben in der Welt. Das ist im westlichen Buddhismus und im Yoga genauso.

Zitat aus Buddhismus für Dummies: „In einigen Weltreligionen werden Mönche oder Nonnen als Verkörperungen des spirituellen Ideals angesehen – als Personen, die alle weltlichen Anhänglichkeiten aufgegeben haben und ihr Leben dem höchsten Streben gewidmet haben. Auch der Buddhismus schätzt traditionell den Weg als Mönch oder als Nonne am höchsten. Viele werden von der Mönchspraxis aus denselben Gründen angezogen, die sie zum Buddhismus gebracht haben: der Wunsch, das Leiden zu überwinden, anderen Wesen zu dienen und die ultimative Klarheit zu erlangen. Wenn Sie zu diesem Mix eine gewisse Ablehnung (oder Verachtung) des normalen weltlichen Lebens hinzufügen, bekommen Sie ein gutes Gefühl für den Impuls, Mönch oder Nonne zu werden. Mein erster Zen-Lehrer pflegte zu sagen: Klöster sind Plätze für verzweifelte Menschen.“

in der heutige Zeit gibt es viele Menschen, die mit dem normalen weltlichen Leben nicht klar kommen. Sie leiden an dem Leistungsdruck, dem Berufsstress, dem Konkurrenzkampf und oft auch unter Einsamkeit und Sinnlosigkeitsgefühlen. Das Kloster gibt ihnen eine gewisse Geborgenheit, sozialen Kontakt, Halt und Sinnhaftigkeit. Für die meisten Menschen sind die Klosterregeln auf die Dauer aber zu streng. Sie gehen für eine gewisse Zeit ins Kloster. Es ist für viele Menschen sicherlich hilfreich, zur Ruhe zu kommen und aufzutanken. Etwas Entsagung von der Welt ist gut, aber wie ist es mit der dauerhaften Entsagung?

Das spirituelle Ziel im Buddhismus und im Yoga ist das innere Glück, nennen wir es Erleuchtung, Erwachen oder ein Leben im Licht. Grundsätzlich muss sich jeder Mensch zwischen dem inneren und dem äußeren Weg entscheiden. Auf dem äußeren Weg verbrauchen wir unsere innere Energie im ständigen Lebenskampf und in der Anhaftung an die weltlichen Genüsse. Wer in einer Beziehung lebt oder einen anstrengende Beruf hat, hat kaum Zeit sein inneres Glück zu entwickeln. Wenn wir aber der Welt entsagen, als Mönch oder abgeschiedener Yogi (Eremit) leben, dann sammelt sich durch das Leben in der Ruhe und im spirituellen Üben die innere Energie an. Es kann zu einem Durchbruch ins Glück und zur Erleuchtung (Heiligkeit) kommen.

Das muss aber nicht so sein. Auch als Mönch oder Nonne kann man sich durch die dogmatischen und starren Strukturen in einem Kloster an der Erleuchtung hindern. Nur wenige Mönche und Nonnen erreichen das Ziel der Erleuchtung. Aber viele sind in ihrem Leben in der Geborgenheit eines Klosters und einer spirituellen Gemeinschaft glücklich. Andererseits fällt vielen der Verzicht auf Beziehungen, auf die persönliche Freiheit und auf äußere Genüsse schwer.

Ich habe für mich einen Mittelweg gewählt. Ich lebe seit 34 Jahren als abgeschiedener Yogi. Am Anfang war die Abgeschiedenheit sehr stark und es kam oft zu Durchbrüchen zur Erleuchtung. Andererseits war ich aber auch sehr einsam. Jetzt lebe ich in einer Beziehung und gleichzeitig weiter in der Abgeschiedenheit. Das ist für mich im Moment der richtige Weg. Mein spiritueller Weg entwickelt sich etwas langsamer, aber dafür bin ich auch in meinem äußeren Leben glücklich. Es ist aber jeden Tag eine große Kunst, das richtige Gleichgewicht zwischen dem spirituellen und dem weltlichen Weg zu schaffen. Ich muss dafür sorgen, dass ich meine spirituelle Energie bewahre und nicht in äußeren Genüssen verbrauche. Das gelingt durch das persönlich richtige Verhältnis von Nähe und Distanz. Und durch die beständige Achtsamkeit auf die Gedanken und Gefühle. Ich vermeide Gedanken der Anhaftung. Das gelingt durch eine innere Entsagung von der Welt. Ich nehme die Dinge so an wie sie kommen und verstricke mich nicht in den weltlichen Energien. Und wenn ich mich verstricke, dass löse ich das durch meine regelmäßigen Meditationen immer wieder auf.

Ich versuche auch in der äußeren Welt in der inneren Ruhe und Abgeschiedenheit zu leben. Nach der Lehre des Yoga muss man nicht in der äußeren Abgeschiedenheit leben, wenn man zur Erleuchtung kommen will. Viel wichtiger ist die innere Abgeschiedenheit und Entsagung von der Welt. Erleuchtung kommt aus dem Geist. Aber etwas äußere Abgeschiedenheit ist meistens auch wichtig, weil man ohne ausreichende äußere Abgeschiedenheit und Ruhe nicht die Kraft zu einer inneren Abgeschiedenheit hat.

E-Mail an mich, wenn Personen einen Kommentar hinterlassen –

Sie müssen Mitglied von Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda sein, um Kommentare hinzuzufügen.

Bei Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda dabei sein