Der schüchterne Yogi

Es war einmal ein Yogi, der war sehr schüchtern. Wenn er auf andere Menschen traf, dann traute er sich meistens nicht etwas zu sagen. Er blieb lieber in seiner Ruhe. Andere Menschen waren oft aggressiv. Sie hatten eine andere Meinung als der schüchterne Yogi. Das brachte sein Energiesystem leicht durcheinander. Er verlor seinen inneren Frieden und sein Glück. Ängste traten auf. Der Yogi fühlte sich klein und minderwertig.

Diese Minderwertigkeitskomplexe kamen bereits aus seiner Kindheit. Für seine Mutter war er nie gut genug. Sie konnte ihn nicht lieben, weil er ihren hohen Ansprüchen nicht genügte. Letztlich hatte sie viele Verletzungen in sich selbst. Sie war in der Zeit des Nationalsozialismus groß geworden. Dort ging man sehr unsensibel mit den Menschen um. Es hieß, dass nur die Starken überleben. Schwache und andersartige Menschen wurden isoliert und getötet. Und dann kam der Krieg. Das verstärkte noch die Ängste in der Mutter. Und diese Ängste gab sie alle an ihren Sohn weiter.

Und später in der Schule wurde es noch schlimmer. Nils blieb körperlich klein. Er wuchs nicht so schnell wie die anderen Jungen. Deshalb verachteten sie ihn. Und die Mädchen auch. Sie liebten nur die starken Jungs. Nils befreundete sich dann mit einer Gruppe von Mickerlingen. Das waren Jungs, die irgendwie anders und sozial nicht anerkannt waren.

Nils versuchte seine Minderwertigkeitskomplexe zu überwinden. Er studierte an der Universität und wurde Mitglied im sozialistischen Hochschulbund. Dort machte er Karriere und stieg in die oberen Ränge auf. Er wurde Vorsitzender und alle Sozialisten lauschten andächtig seinen Worten. Auch beruflich war er erfolgreich. Und plötzlich klappte es auch mit den Frauen. Nils bekam eine schöne Frau und einen kleinen Sohn.

Aber nichts währt ewig. Nach zwölf Jahren zerbrach die Beziehung. Er gab seine politische Karriere und seinen Beruf als Rechtsanwalt auf. Und zog in ein kleines Haus im Wald, das er von seinen Großeltern geerbt hatte. Sein Leben änderte sich völlig. Nils interessierte sich für Psychologie, Philosophie und Spiritualität, machte eine Ausbildung aus Psychotherapeut und wurde Yogalehrer.

Er machte jeden Tag seine Yogaübungen, meditierte viel und brach nach vier Jahren zur Erleuchtung durch. In der Erleuchtung erkannte er, dass alles so richtig ist, wie es ist. Es ist auch richtig, ein Mickerling zu sein, nicht perfekt zu sein und schüchtern zu sein. Diese Erkenntnis war die große Befreiung. Er konnte seine Minderwerigkeitskomplexe dadurch weitgehend loslassen. Durch die Erleuchtung hatte sich in ihm etwas gelöst.

Aber etwas blieb die Schüchternheit. Zum Glück fand er eine nette Frau, die gar nicht schüchtern war. Sie hieß Barbara und war sehr selbstbewusst. Zusammen waren sie ein gutes Team. Nils war der ruhige und freundliche. Und Barbara war die Powerfrau, die die Dinge in die Hand nahm. Sie hatte tausend Ideen und die Kraft sie alle umzusetzen. So kam viel Aktion in das ruhige Leben des schüchternen Yogis.

Am meisten liebte es Barbara sich mit Nils zu streiten. Jeder wollte der größte spirituelle Lehrer sein. Sie hatten teilweise auch unterschiedliche Ansichten. Aber sie fanden immer wieder einen gemeinsamen guten Weg, weil die Liebe das Wichtigste im Leben ist.

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