Der Mönch Ghantapa verliebte sich in eine Frau

Ghantapa war ein kleiner ängstlicher Mönch. Zwölf Jahre lebte er im berühmten buddhistischen Kloster Nalanda. Er hielt sich streng an die spirituellen Vorschriften. Er folgte streng dem spirituellen Tagesplan. Er stand um 4 Uhr in der Nacht auf, betete, meditierte, sang mit den anderen Mönchen stundenlang Mantren, las in den heiligen Schriften und arbeitete im Klostergarten. Sein Tag war streng strukturiert. Ghantapa hatte keine Zeit über sich selbst nachzudenken, sich selbst zu spüren oder sich selbst zu leben. Seine spirituelle Energie war völlig blockiert.

Nach zwölf Jahren hatte Ghantapa den Mut über sich und seinen spirituellen Weg nachzudenken. Er erkannte, dass er spirituell nicht vorankam. Das Leben im Kloster war offensichtlich nicht sein Weg, obwohl es ihn durch die festen Strukturen vor seinen Ängsten schütze. Jetzt stellte er sich seinen Ängsten und beschloss sich so anzunehmen wie er ist. Er verließ das Kloster und zog als Bettelmönch durch Indien.

Auf seiner Wanderung erlebte er viele Abenteuer. Er hielt sich immer noch streng an seine spirituellen Regeln. Das gab ihm innerlich einen gewissen Halt. Er hatte eine kleine Glocke bei sich. Immer wenn er sich bei süchtigen Gedanken ertappte, dann läutete er seine Glocke. Von Frauen hielt er sich soweit wie möglich fern. Er hatte geschworen enthaltsam zu leben und daran hielt er sich. Er hatte Angst eine Frau auch nur anzusehen, weil er dann wahrscheinlich in die Hölle kam. Jedenfalls hatte es ihm so sein Abt gesagt.

Ghantapa war sehr belesen. Das merkten die Menschen um ihn herum. Sie machten ihn zu ihrem spirituellen Lehrer. Bald bildete sich eine kleine Gruppe um ihn herum, die aufmerksam seinen Worten folgte. Das Drama nahm seine Lauf. Eines Tages kam eine schöne Frau in seine Gruppe. Wegen ihrer Schönheit und ihrer starken Ausstrahlung waren alle Männer verrückt nach ihr. Sie hatte schon viele Beziehungen gehabt. Aber alle Beziehungen hatten sie nicht wirklich befriedigt, weil die Männer immer nur ihren Körper wollten und sie sich nicht wirklich gesehen fühlte.

Da saß jetzt dieser schüchterne kleine Mönch vor ihr und erzählte den Menschen von den heiligen Reden Buddhas. Er wirkte so rein, ehrlich und liebenswert. Die Frau verliebte sich sofort in ihn. Sie blickte ihn mit den Augen der Liebe an und strahlte ihre Energie auf ihn. Ghantapa spürte das und blickte auf. Er blickte die Frau an und wusste sofort, dass er ihr verfallen war. Er vergaß alle heiligen Regeln und folgte der Frau in ihr Haus.

Sie bereitete ihm ein köstliches Essen. Sie unterhielten sich und verstanden sich wunderbar. Erst hing die Frau an seinen Lippen und dann hing er an ihren Lippen. Sie landeten im Bett und hatten Sex. Der Sex war wunderbar. So etwas hatte die Frau noch nie erlebt. Sie fühlte sich wirklich gesehen und geliebt. Da Ghantapa bis jetzt immer enthaltsam gelebt hatte, konnte er sein Herz vollständig öffnen. Er trat in die große Liebe ein. Beide verschmolzen in einer Mischung aus tiefer Liebe und sexueller Extase. Die Kundalini-Energie erwachte in Ghantapa und erhob sein Bewusstsein ins Paradies. Die ganze Welt war lichtdurchflutet. In ihm war Licht, in der Frau war Licht und alles war eins. Der ganze Druck der strengen Klosterregeln fiel von ihm ab und er brach spontan zur Erleuchtung durch.

Die Erleuchtung blieb und die große Liebe blieb auch. Der Mönch und die Frau lebten glücklich zusammen. Doch die Leute begannen zu lästern. Wie konnte ein Mönch sein Keuschheitsgelöbnis brechen? Wie bösartig musste die Frau sein, dass sie einfach den armen Mönch verführen konnte? War er jetzt noch ein Mönch oder ein falscher Heiliger?

Zuerst versteckte sich Ghantapa vor den Menschen. Aber dann nahm er eines Tages seinen ganzen Mut zusammen und trat mit seiner Frau vor die Tür. Er klärte, dass er jetzt ein Mönch mit einer Frau sei. Sie würden sich lieben und den Weg des tantrischen Buddhismus gehen. Ein Buddhist, der wirklich den spirituellen Weg begriffen habe, würde an nichts anhaften und nichts ablehnen. Er würde einfach mit dem fließen, was das Leben ihm zuteilen würde. Manchmal geht das Leben undogmatische Wege, die gerade deshalb zur Erleuchtung führen, weil sie alle erstarrten Denkmuster und damit das Ego zerstören. Er würde jetzt weiterhin seine öffentlichen Vorträge halten. Wer daran teilnehmen wollte, könne es tun. Und wer es nicht wolle, brauche es nicht zu tun.

Die Leute spürten das Licht, dass von ihm und seiner Frau ausging. In seiner Nähe traten sie ein in eine starke Energie aus Frieden, Glück und Liebe. Nach und nach kamen deshalb immer mehr Menschen zu Ghantapa, um seinen Segen zu erhalten. Sie gaben ihm viele Geschenke. Ghantapa und seine Frau konnten gut davon leben. Nach ihrem Tod ging sie gemeinsam in das Paradies der Dakinis ein, wo sie heute immer noch glücklich zusammen sind.

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Kommentare

  • Hari om tat sat :-)
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