Der Froschkönig (Tantra-Yoga)

Es war einmal eine Königstochter, die besaß eine schöne goldene Kugel. Die goldene Kugel war ihr Lieblingsspielzeug. Stundenlang saß sie mit der Kugel im Park am Brunnen und spielte mit ihr. Dabei fiel ihr die goldene Kugel eines Tages in den Brunnen.

Die Königstochter war sehr traurig. Wie sollte sie Kugel wiedererlangen? Der Brunnen war sehr tief. Die Kugel war bis auf den Brunnengrund gefallen. Da tauchte plötzlich ein frecher Frosch auf und behauptete: „Ich kann dir die goldene Kugel wieder heraufholen. Was gibst du mir dafür?“ Die Königstochter war erleichtert und versprach in ihrem Überschwang: „Ich gebe dir alles dafür.“ Der freche Frosch erklärte: „Ich möchte gerne dein Freund sein. Ich möchte mit dir von deinem Teller essen, von deinem Glas trinken und in deinem Bett schlafen.“

Die Königstochter willigte freudig ein und der Frosch brachte ihr die goldene Kugel zurück. Glücklich rannte die Königstochter mit ihrer Kugel ins Schloss zurück. Nach einiger Zeit hatte sie den Frosch vergessen. Da klopfte es plötzlich an die Tür: „Königstochter jüngste, mach mir auf. Weist du nicht, was du mir versprochen hast?“ Als die Prinzessin die Haustür öffnete, stand der freche Frosch vor ihr. Sie bekam einen Schreck und schlug die Tür schnell wieder zu.

Die Königsfamilie saß gerade am Abendbrottisch. Die Prinzessin hatte noch zwei ältere Schwestern, aber sie war die Schönste von allen. Der Vater erkundigte sich bei der Tochter, was da geschehen war. Sie erzählte ihm freimütig die ganze Geschichte. Da meinte der König: „Was du versprochen hast, musst du auch halten.“ Wiederwillig machte die Königstochter die Tür auf. Der Frosch kam herein, sprang auf den Tisch und aß nach Herzenslust von dem goldenen Teller der Prinzessin und trank Wein aus ihrem Glas. Der Königstochter verging aller Hunger, so eklig fand sie den Frosch.

Aber noch schlimmer wurde es, als sie zu Bett ging. Der Frosch hüpfte hinter ihr her. Und als sie sich ins Bett legte, da kroch er sich frech zu ihr. „Was willst du noch,“ rief sie voller Ekel. „Ich möchte einen Kuss von dir, dann bist du frei,“ antwortete der Frosch. Die Prinzessin wollte nicht den schleimigen grünen Frosch küssen, der neben ihr im Bett lag. Sie weigerte sich. Da wurde der Frosch ganz traurig und fing an zu weinen. Die Prinzessin spürte Mitgefühl in sich. Außerdem war sie neugierig, wie sich ein Kuss von einem Frosch wohl anfühlen würde. So willigte sie ein.

Der Frosch sprang auf ihre Brust und gab ihr einen langen Kuss. Erstaunlicherweise schmeckte der Kuss des frechen Frosches gut. Die Prinzessin war danach richtig verliebt in den Frosch. Sie küsste ihn zurück. Plötzlich wurde es im Zimmer hell und warm. Der Frosch verwandelte sich in einen schönen Prinzen. Er erklärte der Prinzessin, dass er von einer bösen Hexe verzaubert worden war und jetzt seine wahre Gestalt wieder erlangt hatte.

Da war die Prinzessin sehr glücklich und beschloss den frechen Frosch zu heiraten. Sie feierten eine große Hochzeit. Danach stiegen sie in eine Kutsche mit vier weißen Pferden und auf ging es zur Hochzeitsreise in das Königreich des Prinzen. Kaum waren sie losgefahren, da knallte es laut. „Heinrich, der Wagen bricht,“ rief der Prinz erschrocken zu dem Kutscher. Der Kutscher antwortete ruhig: „Nein, Herr, es ist der Wagen nicht. Es ist ein Band von meinem Herzen, das da lag in Schmerzen.“ Noch zweimal zersprang ein Band vom Herzen des treuen Dieners Heinrich, so glücklich war er darüber, dass sein Herr von dem bösen Fluch erlöst und die schöne Prinzessin geheiratet hatte. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute und machen immer noch ihre Hochzeitsreise. Sie erkunden die Geheimnisse der Welt, der Liebe und des Glücks.

Dieses Märchen ist sehr bekannt, aber kaum jemand kennt den tieferen Hintergrund. Die Kugel verkörpert die Weisheit. Die Prinzessin ist eine Wahrheitssuchende. Aus mystischer Sicht symbolisiert die goldene Kugel den ganzen Kosmos. Ein erleuchteter Mensch ist eins mit sich und der Welt. Er lebt in der großen Harmonie.

Wir können uns den Kosmos um uns herum als eine goldene Kugel vorstellen. Wenn wir darauf meditieren und ein Mantra wie Gott, Natur oder Licht denken, dann öffnet sich das Gotteschakra (das geheime Chakra, die Mahamudra) und wir gelangen in die Energie Gottes.

Der Weg der Erleuchtung besteht einfach ausgedrückt darin, die inneren Verspannungen mit den vielfältigen spirituellen Techniken aufzulösen. Lösen sich die Verspannungen auf, beginnt die Energie zu fließen und die Erleuchtung entwickelt sich. Verspannungen können wie Ringe um den Körper herum liegen. Wenn sie sich auflösen, fühlt es sich so an, als ob eiserne Reifen platzen. Das ist das Geheimnis hinter dem Kutscher Heinrich.

Wenn der goldene Ball in den Brunnen fällt, so bedeutet das, dass die Kundalini-Energie aktiviert wird. Das Erdchakra öffnet sich und die Energie steigt durch den Hauptenergiekanal in unserem Körper bis den Kopf hoch. Dann kommt es zur mystischen Hochzeit. In unserem Geist findet ein Bewusstseinsumschwung statt. Unser Ego löst sich auf und wir gelangen in ein Einheitsbewusstsein. Wir erwachen zur wahren Sicht der Dinge. Wir haben das Licht in uns und sehen das Licht in der Welt und allen unseren Mitwesen, auch in einem Frosch und einem Prinzen.

Im Yoga und im Buddhismus spricht man vom Tantra-Weg. Tantra-Yoga arbeitet mit den Chakren und der Kundalini-Energie. Wichtige spirituelle Hilfsmittel sind die Mantren (Worte), Mudras (Handhaltungen, Energiestellungen), Visualisierungen (Gottheiten-Yoga, Vorbild-Yoga) und der Guru-Yoga (die Verbindung mit einem erleuchteten Meister). Beim Tantra-Yoga geht es auch um die Erweckung der Sexualenergie und darum, sie für den Weg der Erleuchtung zu nutzen. In diese Richtung deutet das Märchen vom Froschkönig.

 

Das spirituelle Märchenbuch. Die schönsten Märchen und ihre Bedeutung – mystiker2 (wordpress.com)

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Kommentare

  • Wo ist Parvati? (Antwort auf die Frage zum Umkehrschluss...)

  • Tantra ist niemals Yoga.

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