Der Bärenhäuter. Der Weg der spirituellen Reinigung

 Es war einmal ein armer Soldat. Der wurde im Krieg verwundet und konnte nur humpelnd durch das Leben gehen. Da er nicht mehr kriegstauglich war, wurde er entlassen. Damals wurden die Soldaten zwangsrekrutiert und bekamen nach ihrer Entlassung keinen Sold mehr. Es gab auch keine Rente dafür, dass sie kriegsversehrt waren. 

Da stand der arme Soldat nun da, hatte kein Geld und wusste nicht wohin. Plötzlich hörte er ein Brausen in der Luft und vor ihm stand der Teufel. Der Teufel wettet gerne. Er erklärte dem Soldaten: "Wir machen einen Vertrag. Ich gebe dir sieben Jahre so viel Geld wie du magst. Wenn du die sieben Jahre ein guter Mensch bleibst, darfst du das Geld behalten. Wenn du vom guten Weg abkommst, dann gehört nach den sieben Jahren deine Seele mir. Es gibt aber noch eine Bedingung. Du darfst dich die sieben Jahre nicht waschen und musst einen Mantel aus Bärenfell tragen."

Sich nicht zu waschen, war für den Soldaten kein Problem. Reich zu sein war dagegen für ihn sehr verlockend. Also sagte er zu. Er zog das Bärenfell an und der Teufel verschwand. Nun lebte der Soldat in Saus und Braus. Gleichzeitig half er jedoch seinen Mitmenschen und gab allen etwas Geld, wenn sie am verhungern waren. Er achtete sehr darauf, dass er weder log, noch betrog und auch kein Opfer irgendwelcher Süchte wurde. Er hielt in allen Genüssen das richtige Maß ein. Er bewahrte in seinem Geist immer die Eigenschaften Liebe, Frieden, Weisheit und Selbstdisziplin. 

Nach vier Jahren begann er jedoch ziemlich zu stinken, weil er sich nie wusch. Da er auch seinen Bart und seine Haare nicht schnitt, sah er äußerlich schrecklich aus. Die Menschen flohen vor ihm. Aber da er viel Geld hatte, ging es ihm trotzdem gut. 

Eines Tages saß er in einem Wirtshaus und neben ihm saß ein alter Mann und weinte. Der Soldat fragte ihn nach dem Grund seiner Trauer. Der alte Mann erklärte ihm, dass er sich verschuldet hatte und in den Schuldturm geworfen werden sollte, wenn er seine Schulden nicht in einer Woche bezahlen könnte. Dann müssten er, seine Frau und seine Kinder verhungern.  

Der Soldat griff in seine Tasche und holte so viel Gold heraus, dass der alte Mann seine Schulden bezahlen konnte und auch noch etwas Geld zum Leben hatte. Da war der alte Mann sehr dankbar und versprach ihm eine seiner drei Töchter zur Frau. Als er seinen Töchtern jedoch den zerlumpten und stinkenden Soldaten vorstellte, da schrie die Älteste entsetzt auf. Auch die Zweitälteste konnte sich nicht zu einer Heirat durchringen, egal was der Soldat für sie und ihre Familie Gutes getan hatte. 

Aber die jüngste Tochter hatte ein gutes Herz. Obwohl sie die Schönste von allen war, war sie bereit den zerlumpten und stinkenden Soldaten zu heiraten. Sie achtete mehr auf den guten Charakter als auf die äußere Erscheinung. Der Soldat war darüber sehr glücklich. Er erklärte ihr aber, dass er noch drei Jahre als Bärenhäuter durch die Lande ziehen müsste. Dann würde er zurück kommen und sie heiraten. Damit sie ihn erkennen kann, nahm er einen Ring, zerbrach ihn in zwei Teile, behielt den einen Teil für sich und gab ihr die andere Hälfte.

Dann zog er von dannen, blieb ein guter Mensch und achtete auf seine Gedanken und seine Taten. Als die sieben Jahre um waren, erschien ihm wieder der Teufel. Der Teufel war betrübt, weil er die Wette verloren hatte. Aber er hielt sein Wort und ließ den Soldaten frei. Der wusch sich erst einmal gründlich, kleidete sich neu ein und kehrte als schöner reicher Mann zu seiner Braut zurück. 

Seine Braut erkannte ihn zuerst nicht wieder. Aber er zeigte ihr seine Ringhälfte und sie feierten eine große Hochzeit. Ihre beiden Schwestern waren so eifersüchtig, dass das Teufel ihre Seelen holte. So hatte der Teufel eine Seele verloren und zwei Seelen dafür gewonnen. 

Spirituell gesehen hatte sich der Soldat entschieden als Yogi zu leben. Durch seine spirituellen Übungen trat er in einen beständigen inneren Reinigungsprozess ein. Dieser Reinigungsprozess war so belastend, dass er es ihm sieben Jahre lang nicht gut ging und er sich innerlich unrein fühlte. Aber zum Glück erwachte bereits nach vier Jahren seine Glücksenergie und er hatte seine erste Erleuchtungserfahrung. Er konnte sein inneres Glück jedoch nicht halten und musste sich noch drei Jahre weiter innerlich reinigen, bis es zur mystischen Hochzeit kam. Dann verschwand sein Ego, der Teufel in ihm, und er trat in die dauerhafte Glückseligkeit ein. 

Das Märchen weist uns darauf hin, wie wichtig die positiven Eigenschaften auf dem spirituellen Weg sind. Im Buddhismus gibt es die fünf Silas (nicht töten, nicht lügen, nicht stehlen, kein sexuelles Fehlverhalten, keine berauschenden Mittel), im Christentum die zehn Gebote von Moses und die Seligpreisungen von Jesus. Und im Yoga die zehn Yamas und Niyamas. Wer sich an diese Grundsätze hält, erwirbt ein gutes Karma, reinigt seinen Geist immer mehr und erreicht eines Tages die spirituelle Selbstverwirklichung. 

 Das spirituelle Märchenbuch. Die schönsten Märchen und ihre Bedeutung – mystiker2 (wordpress.com)

Der Bärenhäuter - Brüder Grimm (grimmstories.com)

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