Der Anti-Angst Blog


Namaste und Hallo an alle Interessierten,

ich habe mir gedacht einfach mal einen eigenen Blogbeitrag mit dem Thema Angstbewältigung zu verfassen. Hier möchte ich meine Geschichte erzählen, Tipps geben und schön wäre es, wenn andere Betroffene auf meinen Blog reagieren.

Meine Geschichte in Kurzform
Vor ungefähr zwei Jahren hat meine Angst begonnen. Erst sehr versteckt, ich habe keinerlei Angst gefühlt, sondern lediglich körperliche Beschwerden gehabt: Magenschmerzen, Sodbrennen, häufiges Aufstoßen und Übelkeit. Medizinisch wurde mir eine chronische Gastritis diagnostiziert. Damit lebte ich eine Weile im Glauben die Tabletten, die mir der Arzt gab, werden schon ihren Job erledigen und mich heilen.
Nach einer Weile war es dann soweit: meine erste Panikattacke begann. Ich hatte sie in einem Zug und habe mich gefühlt wie... ja wie eine Gestörte. Mir wurde schwindelig, Herzrasen, Schweißausbrüche und extreme Übelkeit. Instinktiv wusste ich, dass es Angst war. Ich hatte wahnsinnige Angst davor mich im Zug erbrechen zu müssen und alle Menschen um mich herum sehen das und lachen mich aus. Das Ende vom Lied war, dass ich aus dem Zug heraussprang als er hielt und für lange Zeit keinen Zug mehr betreten wollte.
Immer mal wieder gab es in der Zeit danach eine Panikattacke und immer wieder war meine Strategie: Flucht. Abhauen. So bin ich aus Kinos gestürmt, aus Bussen, aus Einkaufszetren und so weiter. Die Angst wurde alltäglich. Nicht nur in Panikattacken, sondern in einer generell angespannten Grundemotion. Ich zog mich zurück von Freunden und Familie und heulte ständig ohne den Grund zu kennen. Mein Studium konnte ich noch erfolgreich abschließen, danach verließ ich nur noch selten die Wohnung.
Dann begann ich mit Yoga. Natürlich war das Besuchen eines Kurses ein Ding der Unmöglichkeit. Deswegen habe ich hier mit dem 10 wöchigen Anfängerkurs begonnen. Immer nach dem Yoga hatte ich einige Zeit, so etwa eine bis zwei Stunden, in denen ich ruhig und entspannt war. Ich begann Yoga zu üben, bevor ich aus der Wohnung gehen musste.
Ich begann zu meditieren und da merkte ich: So kann es nicht weitergehen. Mit 22 Jahren sperrst du dich selbst in der Wohnung ein und vergeudest dein Leben. Träume stiegen in mir auf: ich wollte Reisen, einen Job, bei dem ich anderen Menschen helfen kann und Kinder kriegen. Aber nicht so, sondern als starke und ausgeglichene Persönlichkeit.

Und Jetzt?
Heute bin ich Ende 24 und auf einem guten Weg. Ich bin gemeinsam mit meinem Lebensgefährten in eine andere Stadt gezogen, habe einen Teilzeitjob angefangen und treffe ich wieder regelmäßig mit Freunden. Die Angst ist noch nicht weg, aber ich flüchte nicht mehr, wenn sie kommt. Ich suche mir immer wieder kleine Aufgaben, um mich der Angst zu stellen. Wenn eine Panikattacke kommt, habe ich (vor allem Dank dem Yoga) Strategien, die mir helfen es auszuhalten. Und das ist auch der wichtigste Tipp, den ich allen Betroffenen geben kann: Aushalten.

Außerdem: Tipps für Betroffene
Das Aushalten muss man lernen. Aus der Angst heraus zu kommen ist ein hartes Stück Arbeit und wirklich schrecklich. Aber, liebe Leidensgenossen: es gibt keinen anderen Weg. Konfrontieren und Aushalten ist die einzige Möglichkeit. Hier einige Strategien und Praxistipps.

1. Komm, gib's mir!
Da die Erwartungsangst (also die Angst vor einer Panik) die schlimmste und schwerwiegendste Angst ist, sollte man damit anfangen. Wenn du Angst vor einer Situation hast, dann kommen vermutlich Gedanken wie "Oje, das schaffe ich nicht/Ich werde wieder Angst haben/ich werde mich blamieren/mir wird es schlecht gehen". Solche und ähnliche Gedanken sind ab sofort tabu! Stattdessen fordere die Angst heraus. Wenn du visuell orientiert bist, stell dir die Angst wie eine dicke, schwarze Wolke vor, die auf dich zu kommt. Ruf ihr zu, schrei sie an "JA KOMM HER ANGST" und stell dir vor, dass die Wolke dich komplett einhüllt, dann sage dir "Ich halte es aus, egal wie schlimm es ist" oder auch "Gibs mir, komm Panikattacke, komm her. Du machst mich nicht klein". Stell dir dann vor, dass du aus der Wolke heraus trittst und sage dir "Der Schmerz befreit mich" oder "Ich bin stark". Klopfe dir selbst auf die Schulter, sei stolz. In einer Angstsituation kann man dies anwenden, oder sich auch nur die Sätze sagen. Wenn du die Panik herauforderst, dann wird sie nicht kommen oder nur in sehr, sehr abgeschwächter Form. Allerdings klappt es nur, wenn du die Sätze auch so meinst.
Natürlich kann jeder die Sätze individuell anpassen. Wichtig ist: a) Angst herausfordern ("Komm her du Panikattacke/Gib's mir"), b) Aushalten ("du machst ich nicht klein") und c) Erfolg genießen und sich selbst loben ("Ich bin stark/ich kann das").
Wenn du vor bestimmten Sachen Angst hast, die passieren können, kannst du diesen Tipp entsprechen variieren. Ich habe z.B. häufig noch Angst mich in der Öffentlichkeit zu erbrechen und sage mir dann "Komm her Angst, los geht's, dann lass mich eben hier hin Kübeln! Jetzt sofort" und in dem Moment verfliegt die Angst schon wieder.

2. Yoga Yoga Yoga
Übe Yoga regelmäßig. Am besten jeden Tag! Es gibt hier ja herrliche Videos. Mach aber nicht nur die entspannenden, sondern auch die Fordernden. Sich anzustrengen ist wichtig bei Angst. Du wirst dann lernen, dir selbst mehr zuzutrauen und es hilft deine innere Mitte wiederzufinden.

3. Verhaltenstherapie/Psychotherapie
Könnte dir vielleicht auch helfen. Meistens ist die Angst ein langjährig erworbener Prozess und auf bestimmte Erfahrungen zurückzuführen. Manchen hilft es, die Ursachen zu bearbeiten (Psychotherapie) anderen hilft es bei der Konfrontation Unterstützung zu haben (Verhaltenstherapie).

4. Üben und Geduld haben
Es wird eine ganze Weile dauern bis die Angst weg ist. Vielleicht geht sie auch niemals zu 100% weg. Wichtig ist: Dran bleiben, nicht aufgeben und immer wieder neu konfrontieren. Aber: es nicht mit der Konfrontation übertreiben. Nach jeder Konfrontation muss sich ein positives Gefühl einstellen.

5. Yogisches Denken
Was mir sehr hilft ist die Sichtweise der Yogi. Ich war nie gläubig und auch nicht sonderlich spirituell, aber was hier auch in einigen Videos gelehrt wird (v.a. die neue Vortrags-Reihe: Überwinde die Angst) ist prima. Zu Wissen, ich HABE einen Körper, ich HABE eine Psyche, ich BIN das aber nicht, sondern ich bin unsterbliches Bewusstsein. Das bringt so viel innere Ruhe.

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So das war's fürs Erste. Über ein Feedback würde ich mich sehr freuen, vor allem von anderen Betroffenen. Bei Interesse kann ich gerne noch weitere Tipps geben

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