Das Mandala Opfer

Das Mandala Opfer ist eine sehr komplexe Praxis des tibetischen Buddhismus. Ich stelle hier meine Interpretation dar, die vom traditionellen Vajrayana abweicht. Es geht mir darum, die Essenz dieser Übung in einer einfachen Weise für westliche Menschen nützlich zu machen.

Ein Mandala ist eine kreisförmige Darstellung des Kosmos. Es gibt sehr unterschiedliche Zeichnungen, die jeweils bestimmte Energien verkörpern. Wenn wir auf die Zeichnung eines Mandalas meditieren und mit dem Mandala eins werden, dann können wir dadurch unser Ego auflösen und in ein Einheitsbewusstsein gelangen. Den gleichen Effekt können wir erzielen, wenn auf die Natur, den Sternehimmel oder das gesamte Universum meditieren.

Bei mir geschieht das normalerweise bei einer Gehmeditation durch den Wald. Zuerst gehe ich schnell und reinige mit einer Feueratmung und Mantren meinen Körper. Ich löse die inneren Verspannungen und reinige die Chakren und Energiekanäle. Das ist die Stufe der Körperübungen. Dann visualisiere ich mich als Gottheit, als Buddha oder Vajrasattva. Dadurch bringe ich meine Energie in eine Erleuchtungsanordnung. Energie (Gefühle) können sich auch zerstreuen, an weltlichen Dingen anhaften oder sich in Ängsten verlieren. Die Energie muss spirituell zentriert werden, damit innerer Frieden, Glück und Liebe entsteht. Das geschieht durch die Identifizierung mit einem erleuchteten Vorbild.

Danach kommt die Stufe der Ruhe. Ich bringe meinen Geist zur Ruhe und gehe einfach nur meditativ spazieren. Plötzlich gibt es dann einen Bewusstseinsumschwung. Die Erleuchtungsenergie erwacht. Mein Geist wird plötzlich positiv. Die Energie in mir nimmt stark zu. Sie füllt mich innerlich und wächst dann über mich hinaus. Ich nehme plötzlich die Natur um mich herum, die Bäume, die Blumen, die Vögel und das Licht in der Welt war. Mein Ich-Bewusstsein verringert sich und ich empfinde mich mehr als eins mit der Welt und in Harmonie mit mir selbst. Ich komme in ein Einheitsbewusstsein.

Und darum geht es bei der Mandala-Meditation. In der Reihenfolge der tibetischen Ngöndro-Übungen aktivieren wir zuerst mit den Niederwerfungen (Yogaübungen) unsere Energie, sammeln unsere Energie mit der Vajrasattva-Meditation und bringen sie dann mit einer Meditation zur Ruhe. Und dann lösen wir unser Ich-Bewusstsein in die Leerheit/Einheit auf. Dazu finden wir dann hilfreiche Gedanken und Visualisierungen.

Wir spüren uns in der Einheit des Kosmos. Wir sind Teil der Natur. Wir fügen uns in die Gesetze und die große Ordnung des Universums ein. Wir geben unseren Eigenwillen auf. Wir fließen mit dem Leben. Wir nehmen die Dinge so an wie sie sind. Wir entwickeln Gleichmut gegenüber den Grundtatsachen des Lebens, dem Leid in unserem Leben, dem Tod, der Vergänglichkeit und der Auflösung unseres Körpers. Wir haften nicht an unserem Körper, an unserem Leben und auch nicht an unseren Mitmenschen an. Alles befindet sich in einem ewigen Prozess des Werdens und Vergehens. In das Mandala zu opfern bedeutet, das Leben mit allen positiven und negativen Seiten zu anzunehmen wie es ist. Wir leben entspannt im Hier und Jetzt, im erleuchteten Sein, auch wenn das Leben gerade leidvoll oder freudvoll ist. Wir haften nicht an dem Leid der Vergangenheit und der Zukunft an. Wir sind erleuchtetes Bewusstsein in einer Dimension über der materiellen Welt. Das weltliche Leben berührt uns nicht mehr wirklich, weil wir innerlich voller Glück und Gleichmut (ohne Anhaftung) sind.

Im tibetischen Buddhismus opfern wir unseren Körper in das Mandala des Universums. Wir lösen alle Anhaftungen auf. Wir leben im Sein und im Geben. So erhalten wir ein gutes Karma. Wir geben unseren Mitmenschen unsere Glücksenergie und nehmen ihre Leidenergie auf. Und wachsen gerade dadurch ins Glück und in die Liebe, weil das Erleuchtungsbewusstsein durch die Umkehrung der Egogesetzte entsteht. Wir leben im Schwerpunkt als Bodhisattva für das Glück und die Erleuchtung unserer Mitmenschen. Wir wünschen ihnen Erleuchtung und sehen sie als erleuchtet. Und stärken dadurch unsere eigene Erleuchtung. Das ist das große Opfer in das Mandala. Einfach ausgedrückt: Wir nehmen das Leben so wie es ist. Wir erkennen, dass wir einfach nur ein Teil des Lebens sind. Wenn wir unsere Widerstände aufgeben und aus der Liebe heraus leben, entstehen Harmonie und Glück. Wir fügen uns in das Leben ein und alles fügt sich.

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