DAS LEBEN ODER DER BAUM

Vor langer, langer Zeit streckte ein kleines grünes Etwas sein Näschen heraus, heraus aus steinigem
Untergrund inmitten des Landes "Ich weiß nicht Wo." Es wuchs heran und entwickelte sich langsam zu
einem ansehnlichen Baum.
Nach vielen, vielen Jahren nun steht in der unwirtlichen Gegend des Landes "Ich weiß nicht Wo" ganz
einsam und allein ein wunderschöner , großer , kräftiger und vertrauenerweckender Baum. Seine Wurzeln
bohren sich tief in den steinigen Untergrund, verzweigen und verfeinern sich und geben sich alle Mühe,
Nahrung und Wasser für den oberen Teil des Baumes zu finden. Sie arbeiten unermüdlich und verankern
den Baum im Boden, sodass kein Sturm, kein Hurrikan oder Orkan dem Baum etwas anhaben kann. Die
feinen Gefäße des Stammes nehmen die Nahrung auf und transportieren sie absolut selbstlos , doch mit
großer Mühe gegen die Erdanziehung arbeitend, zu den höheren Teilen des Baumes, den vielen Zweigen
und den Millionen und Abermillionen von Blättern. Und die Blätter? Sie trinken die Nahrung und zeigen ihre
Dankbarkeit durch Schönheit. Sie strahlen, sie wiegen sich im Wind lassen sich von der Sonne bescheinen
und erfreuen sich ihres Daseins. Es ist ein Bedürfnis jeden einzelnen Blattes, dem Stamm und den Wurzeln
zu dienen, indem es den Baum mit Luft versorgt. Die Blätter lassen den Baum atmen und jedes einzelne
Blatt weiß, dass es ein Blatt dieses Baumes ist und das es von diesem Baum ernährt wird. Seine einzige
Aufgabe ist es, dem Baum zur Ehre zu gereichen, indem es strahlt. So werden Blätter und Baum zu einem
Ganzen und erstrahlen in unendlicher Schönheit und Liebe.
Wenn das Wetter sich verändert und die Temperaturen sinken hört der Stamm auf, Nahrung zu
transportieren und die Blätter geben alle Liebe, die sie haben an den Stamm zurück und fallen ab. Sie sind
nicht traurig, sie wissen, dass eine neue Generation geboren werden wird und dasLeben, der Baum, nicht
stirbt, sondern nur schläft.
Nun, eines Tages im Jahre der Ewigkeit, kam ein Mensch in das Land "Ich weiss nicht Wo." Er sah den
Baum, ging auf ihn zu und fragte: "Was bist Du?" Der Baum antwortete: "Ich bin LEBEN". "Oh", sagte
der Mensch, "bitte, lehre mich LEBEN." "Gerne", sagte der Baum, setz Dich und schau!"
Da setzte sich der Mensch unter den Baum und beobachtete.
Wenn es kalt ist, scheint der Baum zu schlafen.
Wenn es wärmer wird, scheint er zu erwachen und Millionen von kleinen Ästen und Blättern werden
geboren.
Wenn es ganz warm ist, bilden die Blätter des Baumes ein Dach und bieten Schutz gegen Sonne und
Regen.
Wenn es kalt wird, geht der Baum wieder schlafen.
Der Mensch erkannte das Leben: "Ja", sagte er zu sich selbst, "ich bin wie ein Blatt an diesem Baum. Ich
werde geboren und werde ernährt von dem Leben, von der Erde, von der gleichen Quelle, die auch den
Baum versorgt."
Er wusste plötzlich, dass zwei Blätter kein drittes Blatt erzeugen können, so hart sie es auch versuchen.
Auch ein drittes Blatt wird durch den Stamm hervorgebracht, nicht durch die Liebe zweier Blätter zueinander.
Ohne die Energie der Erde und den Transport der Nahrung zu den einzelnen Teilen ist ein Leben nicht
möglich. Wir alle sind wie ein Blatt am Baum; ohne den Baum sind wir NICHTS. Wir sind alle ein Teil des
großen EINS und kein Teil ist wichtiger als das andere. Die einzige Aufgabe, die ich als Blatt in meinem
Leben habe, ist den Baum zu unterstützen und ihm zur Ehre zu gereichen. Ich bin ein Teil des Systems
LEBEN und meine einzige Aufgabe ist es, mich gesund zu halten und dem Baum zu danken.
Der Mensch erkannte auch, dass er nie in der Lage sein würde, andere Blätter etwas zu lehren, weil sie ja
wie er, eigentlich alles schon wissen und in der gleichen Position sind. Er erkannte, dass seine gesamte
Vorstellung von seinem Leben ein Irrtum war, und er warf sich auf den Boden und dankte dem Baum für den
Unterricht und seine Erkenntnis. Dann ging er zurück in das Land "Ich weiß" und lebte glücklich und
zufrieden. Als seine Zeit kam, beschwerte er sich nicht, sondern schloss die Augen für einen langen Schlaf,
wissend das LEBEN für LEBEN sorgt.
Der Baum steht immer noch in dem Land "Ich weiss nicht Wo" und wartet geduldig
auf andere Menschen , Lebensformen die kommen und die er lieben kann.

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Kommentare

  • Sei das Baum.
    Aham Brahmasmi – Ich und Gott sind eins ( eines der vier großen Mahavakyas -Affirmationen aus dem Vedanta, aus den Upanishaden)
    @" Wir alle sind wie ein Blatt am Baum; ohne den Baum sind wir NICHTS. Wir sind alle ein Teil des
    großen EINS und kein Teil ist wichtiger als das andere. Die einzige Aufgabe, die ich als Blatt in meinem
    Leben habe, ist den Baum zu unterstützen und ihm zur Ehre zu gereichen. Ich bin ein Teil des Systems
    LEBEN und meine einzige Aufgabe ist es, mich gesund zu halten und dem Baum zu danken."

  • Hare Krsna
    Ich habe eine EICHE, keine Ahnung wie alt sie ist,
    doch sie gibt mir sehr viel Energie und seit nun mehr
    2 Jahren, gehört sie einfach dazu, einmal in der
    Woch zieht es mich immer zum Baum. (Auf meiner Seite
    kann man Bilder sehen).
    Bitte schreibe weiter so schöne Geschichten, sie sind sehr
    inspirierend.....vielen lieben Dank.
    Haribol
    Maya

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