Das innere Kind heilen

Wir alle haben ein inneres Kind in uns. Dieses innere Kind beeinflusst durch unser Unterbewusstsein unser Verhalten. Dadurch verhalten wir uns oft irrational, überemotional und verletzen uns und andere. In der westlichen Gesellschaft sind die inneren Kinder der meisten Menschen stark verletzt. Vor 20 000 Jahren entwickelten sich viele Länder der Welt zu einer Hochkultur, die letztlich auf der Ausbeutung und Disziplinierung der unteren Schichten beruhte. Die Welt war beherrscht von Krieg und Kampf.
Dieses prägte auch das Innere der Menschen. In der freien Urgesellschaft konnten die Menschen sich frei leben und waren überwiegend glücklich. Sie bildeten Glücksstrukturen aus. Sie verbrachten ihre Zeit mit Jagen, Sammeln, Essen, Sex und Geselligkeit. Sie tanzten und sangen zusammen und feierten das Leben. Die Menschen in den Naturvölkern haben oft heute noch eine starke innere Energie, die sie glücklich macht und ihnen ein glückliches Leben schenkt. Am glücklichsten sind die Schamanen, die durch spezielle spirituelle Übungen ihre Kundalini-Energie aktivieren und in einem Zustand der Erleuchtung leben.
Durch den Stress der modernen Gesellschaft wird die Glücksenergie zerstört und die Menschen werden innerlich unglücklich. Was die Erziehung durch die Eltern und durch das kapitalistische Konsumfernsehen in den Kindern nicht kaputt gemacht hat, wird dann später durch den Leistungsdruck in der Schule und durch den Burn out im Beruf zerstört. Man hat genau gemessen, wie mit dem Beginn der Schulzeit das innere Glück der Kinder langsam immer mehr abnimmt, bis gegen Ende der Schulzeit etwa ein Drittel der Kinder an Ängsten, Depressionen, Süchten, Aggressionen und Trauer leidet und psychisch krank ist.
Wir leben in einer kranken Gesellschaft. Die meisten Menschen in Deutschland sind heilungsbedürftig. Sie besitzen ein verletztes inneres Kind, das je nach Prägung aggressiv, ängstlich, traurig oder suchtgesteuert ist. Um wieder glücklich zu werden, muss das innere Kind geheilt werden. Dazu gibt es verschiedene Wege. Jeder Mensch sollte herausfinden, wo seine speziellen Verletzungen liegen und welcher Heilungsweg für ihn der geeignete ist.
Ich hatte ein überstrenge Mutter, die mich mit großer Härte erzog und deren Leistungsansprüche ich nie genügen konnte. So wurde ich ein ängstliches Kind voller Minderwertigkeitskomplexe. Das wurde durch die Schulzeit noch verstärkt. Zum Glück hat meine Mutter meinen Eigenwillen nicht gebrochen, obwohl sie das im Nationalsozialismus so gelernt hatte. So besann ich mich als Jugendlicher auf mich selbst, beschäftigte mich mit Psychologie, analysierte meine Probleme und entwickelte Strategien zur Heilung meines inneren Kindes.
Eine Strategie war es äußerlich erfolgreich zu sein, um meine Minderwertigkeitskomplexe aufzulösen. Ich war erfolgreich im Studium, als Rechtsanwalt und bei den Frauen. Ein Teil meiner Komplexe verschwand dadurch. Aber das verletzte innere Kind blieb. Es konnte nur durch eine tiefe Arbeit an mir selbst geheilt werden. Ich beschäftigte mich mit positivem Denken und der Meditation. Ich lebte viele Jahre konsequent mein inneres Kind aus. Die große Heilung fand ich in einer Erleuchtungserfahrung, als sich tiefe Verletzungen grundlegend auflösten.
Aber ein Rest blieb. Ich lernte es mich so zu akzeptieren wie ich bin. Ich definierte mich durch das Ziel der Erleuchtung und konnte so alle stressenden gesellschaftlichen Erwartungen hinter mir lassen. Ich beobachte aber immer noch genau meine Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen. Ich sorge gut für mein inneres Kind und heile es immer weiter.
Ich habe dreißig Jahre als abgeschiedener Yogi gelebt und dadurch viele innere Verspannungen, Verletzungen und Energieblockaden aufgelöst. Jetzt lebe ich in einer Beziehung und erkenne das große Heilpotential, welches eine liebevolle Beziehung hat. Durch meine Partnerin bekomme ich die Liebe, die ich durch meine Mutter nie ausreichend bekam. Liebe heilt alte Verletzungen. Dazu muss aber die Liebe in einer Beziehung klug bewahrt werden. Der Weg der heilenden Beziehung ist eine große Kunst, die aber mit etwas Weisheit und Geschick gelingen kann. Wir müssen positive Strukturen in unserer Beziehung aufbauen, damit die verletzten inneren Kinder beider Partner heilen können.
Die Grundlage dieser positiven Strukturen sind die Eigenschaften Liebe, Wahrheit, Glück, Frieden und Treue. Daran sollten wir uns in einer heilenden Beziehung orientieren. Wichtig sind auch spirituelle Rituale wie das gemeinsame Gebet, das gemeinsame Singen und das gemeinsame Ziehen einer Orakelkarte. Gut ist es, wenn wir ein gemeinsames Ziel haben. Ein solches Ziel kann die innere Heilung, das gemeinsame Glück, die gemeinsame Arbeit für eine glückliche Welt und die Erleuchtung sein.
Erleuchtung bedeutet gemeinsam im Licht, in der Liebe und im Glück zu leben. Die wirkliche Heilung der Seele geschieht in der Erleuchtung. Dann werden wir zu Heil-igen, zu Glückswesen, zu Buddhas. Dieses Ziel gibt uns eine gute Orientierung auch und gerade für die Arbeit an der inneren Heilung.
In jedem Menschen steckt ein innerer Buddha. Wir können auch sagen, dass in jedem Menschen eine Göttin, ein Gott, ein Erleuchteter, ein Heiliger steckt. Das innere Kind ist dem inneren Buddha sehr nahe. Aber ein Kind hat normalerweise ein Ego. Und ihm fehlt die Weisheit erleuchtet mit Verletzungen umzugehen. So verspannt es sich im Laufe des Lebens immer mehr. Sein inneres Glück schrumpft. Aus einem glücklichen Buddhakind wird ein verletztes Kind, das vorwiegend von seinen Ängsten, Aggressionen oder Süchten dominiert wird.
Meine Schwester war als Kleinkind eine Art Buddha. Sie war fast immer glücklich, lächelte, strahlte Liebe aus und war auch bei Leid meistens im inneren Frieden. Erst als sie zur Schule kam, änderte sich ihr Wesen. Der Leistungsdruck in der Schule setzte ihr zu. Und meine Mutter verstärkte diesen Leistungsdruck noch, weil ihr inneres verletztes Kind sich meldete. Im Laufe der Jahre verlor meine Schwester ihre Glücksenergie und wurde etwa im Alter von 14 Jahren depressiv. Ihr ganzes weiteres Leben war von der Suche bestimmt, ihre Kindheitsneurosen zu überwinden und wieder zu ihrer ursprünglichen Buddhanatur zurück zu kehren. Sie geht jetzt intensiv den spirituellen Weg, hat aber aufgrund ihres Beruf nur begrenzt Zeit dafür. Ich glaube daran, dass eines Tages das Glück in ihr wieder erwacht.
Auf dem Weg der seelischen Heilung ist es gut, mit dem inneren Kind Kontakt aufzunehmen. Es ist gut, das innere Kind zu fragen was es möchte, damit wir Lebendigkeit und Lebensfreude erhalten. Es ist gut die Verletzungen unseres inneren Kindes zu erkennen, damit wir sie heilen können. Es ist aber auch wichtig, dass wir unseren inneren Buddha erwecken. Unser innerer Buddha zeigt uns den Weg, wie wir unser inneres Kind auf einer tiefen Ebene heilen können und zu einem Leben im Licht gelangen.
Unser innerer Buddha hat das Wissen vom Weg der Heilung und Erleuchtung. Wenn wir auch bei Leid die Dinge so annehmen wie sie sind, entstehen keine inneren Verspannungen, die langfristig unsere Glücksenergie blockieren. Wenn wir unsere Gefühle zulassen und sie nicht verdrängen, lösen sie sich wieder auf. Wir nehmen Gefühle von Wut, Angst, Trauer oder Sucht einfach an, verstärken sie nicht durch negative Gedanken oder Handlungen, meditieren darauf, lassen sie durch uns hindurch fließen und sich leben. Zuerst werden sie normalerweise etwas größer und dann beruhigen sie sich. Dann kommt eine Zeit der Ruhe und plötzlich sind wir wieder im Glück.
Glück ist die Grundenergie des inneren Buddhas. Wer Glück in sich hat, ist in der Liebe und denkt grundsätzlich positiv. Wir können zu unserem inneren Buddha finden, wenn wir konsequent an unseren Gedanken arbeiten. Welcher Gedanke ist hilfreich? Welcher Gedanke bringt uns zum inneren Frieden, ins Glück und in die Liebe?
Der Weg der umfassenden Liebe ist ein weiterer Weg der inneren Heilung. Ein Buddha hat Liebe in sich. Er ist Liebe. Er liebt sich selbst. Und er liebt alle Wesen und die gesamte Welt um sich herum. Er liebt auch seine Feinde. Dadurch kann ihre negative Energie ihm nichts anhaben und keine Verspannungen erzeugen. Im Gegenteil heilt die Feindesliebe auch alle Verletzungen durch frühere Feinde. Wir sollten uns ausreichend äußerlich gegen negatives Verhalten unserer Mitmenschen abgrenzen. Aber innerlich sollten wir immer in der Ruhe und der Liebe blieben. Wir sollten ihnen ihre Unweisheit verzeihen. Wir sollten ihnen helfen, spirituell auf den richtigen Weg zu kommen. Wir sollten ihnen dankbar sein, dass sie helfen, Gelassenheit und umfassende Liebe zu trainieren.
Die Essenz der Weisheit des inneren Buddhas besteht darin, dass das innere Glück wichtiger ist als das äußere. Wir müssen nicht äußerlich reich sein, damit wir innerlich glücklich sein können. Im Gegenteil hilft eine Haltung der Genügsamkeit und Bescheidenheit in äußeren Dingen unseren inneren Frieden und damit unser inneres Glück zu bewahren. Des Weiteren darf es auch äußeres Leid in unserem Leben geben. Wir können trotz äußerem Leid innerlich glücklich sein, wenn wir das Leid gelassen annehmen und durch spirituelle Übungen unser inneres Glück aktivieren. Buddha erkannte, dass das Leben leiden ist (Leid zum Leben dazu gehört), wir uns aber durch den achtfachen Pfad (Gedankenarbeit und Meditation) darüber erheben und innerlich im Glück leben können. Wenn wir diese Weisheit pflegen, dann verspannen wir uns nicht durch äußeres Leid und äußere Süchte, sondern heilen und verwirklichen im Laufe der Zeit den Buddha in uns. Der Dalai Lama sagt: "Wer auf Buddha meditiert, wird ein Buddha." Wenn wir Buddha als Vorbild haben und entsprechend leben, werden wir innerlich heilen.

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