Das Gebet ist der goldene Schlüssel

Akhon Lhamo lehrt den Guru-Yoga. Der Guru-Yoga ist das zentrale Element des tibetischen Buddhismus. Der spirituelle Weg ist lang, mühevoll und mit vielen Krisen verbunden. Ohne einen erleuchteten Meister kommen nur wenige Menschen zur Erleuchtung. Wir brauchen also alle einen Guru. Das ist für westliche Menschen eine sehr schwierige Angelegenheit. Die westliche Ideologie ist der Individualismus. Wir vertrauen nur uns selbst. Wir verehren nur uns selbst. Wir glauben, dass wir nur selbst den Weg des Glücks gehen können. Gleichzeitig gibt es viele Berichte über Gurus mit negativen Eigenschaften in den Massenmedien. Gurus streben nach Macht, nach Geld, haben Sex mit ihren Anhängerinnen und betrügen ihre Mitmenschen. Sie täuschen Wunder vor, obwohl sie keine Wunder tun können.

Es gibt solche Gurus. Wir brauchen einen klaren Verstand, um sie erkennen zu können. Andererseits sind auch Gurus Menschen. Und Menschen haben Fehler. Wir sollten nicht ihre Fehler übernehmen, sondern nur ihre Erleuchtung. Es gibt viele Beispiele, wo Menschen auch durch fehlerhafte Gurus zur Erleuchtung gekommen sind. Wir dürfen unseren Verstand nicht an der Tür zur Spiritualität abgeben. Der Dalai Lama rät jeden Guru genau zu prüfen, bevor wir uns auf ihn einlassen. Im indischen Yoga gibt es die Lehre, dass wir unserem Guru blind folgen sollen. Wenn der Guru sagt, dass wir in einen Abgrund springen, dann sollten wir in den Abgrund springen. Ich bin nicht dieser Meinung. Ich lehre es, vorrangig der eigenen Weisheit zu folgen. Zwar ist der spirituelle Weg letztlich ein Sprung in den Abgrund, wenn wir unser Ego loslassen. Aber wir sollten uns dabei nicht überfordern.

Der Gründer des tibetischen Buddhismus, der erleuchtete Yogi Padmasambhava, lehrt den Guru-Yoga in Verbindung mit der eigenen Weisheit. Das empfinde ich als einen genialen Weg. So verlaufen wir uns nicht auf dem Weg des Guru-Yoga. Padmasambhava sagt: „Wenn du ein Problem hast oder auf deinem spirituellen Weg nicht weiter weißt oder eine Frage hast, dann bete zu deinem Guru. Bitte ihn um Führung und Hilfe. Und dann spüre in deine eigene Weisheit hinein und folge ihr. Der Guru führt dich über deine eigene innere Wahrheit, Weisheit und dein Gefühl der Richtigkeit.“ Im Christentum gibt es eine ähnliche Lehre. Man soll immer seinem Gewissen folgen, auch wenn die Kirche etwas anderes befiehlt. So fand Martin Luther seinen eigenen Weg.

Wir können diese Lehre so verstehen, dass wir letztlich unserem inneren Guru folgen sollen. Das bedeutet aber nicht, dass wir keinen äußeren Guru brauchen. Wir selbst sind nur so weise, wie es unserer Entwicklung entspricht. Ein Kleinkind sollte man nicht ein Flugzeug lenken lassen. Es würde sofort abstürzen. Wir brauchen einen guten Lehrer, damit wir es lernen zu fliegen. Und Fliegen ist noch einfacher als den Weg der Erleuchtung zu gehen. Der Weg der Erleuchtung ist das Schwierigste auf der Welt, weil wir lernen müssen egolos zu denken. Und wir alle haben ein großes Ego. Und unser Ego ist sehr schlau. Selbst wenn wir den spirituellen Weg gehen, bringt uns unser Ego dazu nur formal (äußerlich) zu praktizieren, damit das Ego bestehen bleiben kann. Es gibt viele Dogmatiker in der Spiritualität, die mit spirituellen Dogmen letztlich nur ihr Ego füttern und nie zur Erleuchtung durchbrechen. Im Namen der Liebe und der Wahrheit verhalten sie sich sehr aggressiv ihren Mitmenschen gegenüber. Sie halten sich für auserwählt, dabei sind sie einfach nur dumm.

Spirituell sind die Dinge ziemlich kompliziert. Es gibt eine Bewusstseinsenergie, über die alle Menschen eins sind. Sie durchdringt alle Menschen. Sie verbindet alle Menschen. Durch diese Bewusstseinsenergie ist der Guru eins mit unserer tiefsten Wahrheit. Er kann sich über diese Energie mit unserem Unterbewusstsein verbinden und uns führen. Das geschieht aber nur, wenn wir ihn darum bitten. Wir müssen uns geistig mit einem erleuchteten Meister verbinden, damit er uns ins Licht führt. Ein Meister muss unseren freien Willen beachten. Wer keine Hilfe will, dem kann er auch nicht helfen. Das ist das kosmische Gesetz. Deshalb lautet der Grundsatz, dass wir uns zuerst mit Gott, dem Licht, dem spirituellen Vorbild, dem erleuchteten Meister verbinden müssen. Wir sollten auf den Meister meditieren, ihn visualisieren, seinen Namen als Mantra denken oder in seinen Schriften lesen. Dann geschieht die Hilfe. Leider nicht immer so wie wir uns das wünschen. Wir haben nur unerleuchtete Wünsche. Der Meister entscheidet, wie weit er uns helfen will und sollte. Ein Meister ist kein Wunschautomat. Auch er hat einen freien Willen. Die Hilfe geschieht immer aus Gnade und als Geschenk. Wir haben keinen Anspruch darauf. Aber letztlich bekommen wir nach Mutter Meera immer Hilfe. Wenn wir uns jeden Tag mit unserem erleuchteten Meister verbinden, dann werden wir grundsätzlich immer auf unserem Weg geführt, auch wenn der Weg manchmal nicht so verläuft wie wir es wünschen. Es geht eben nicht um unser Ego, sondern darum, was wir für unsere spirituelle Entwicklung brauchen.

Ein vollständig erleuchteter Meister besitzt unermesslich große spirituelle Fähigkeiten. Er besitzt Allwissenheit, Allgegenwart und Allmacht. Er kann uns deshalb umfassend spirituell führen. Er kann uns sehen und hören, egal wo wir uns befinden. Er kennt unsere Gegenwart, unsere Vergangenheit und unsere Zukunft. Er kann uns deshalb in die richtige Richtung lenken. Und er besitzt starke Energien der Liebe, des Friedens, des Glücks und der Kraft, mit denen er uns in jeder Situation helfen kann. Ich habe das oft erfahren. Ich geriet in eine Krise. Ich betete zu meinen Meistern. Und plötzlich spürte ich Frieden in mir und hatte die Kraft durch die Situation zu gehen. Da ich jeden Tag zu meinen Meistern bete, geschieht die Hilfe von alleine, wenn sie gebraucht wird.

Im Buddhismus gibt es mehrere Wege des Guru-Yoga. Der Grundweg ist es Buddha als Vorbild zu nehmen, in seinen Schriften zu lesen und seiner Lehre zu folgen. Buddha wirkt durch seine Lehre, sein Vorbild und seine spirituelle Gemeinschaft. Hier müssen wir scheinbar selbst unseren Weg gehen. Im Zen-Buddhismus befinden wir uns auf eine Stufe weiter. Hier praktizieren wir grundsätzlich in einer Gruppe mit einem lebenden erleuchteten Meister. Wir wachsen durch die reale spirituelle Energie des Meisters. Wir meditieren im Energiefeld des Meisters und gelangen so zur Erleuchtung.

Im Amitabha-Buddhismus beten wir zu Buddha Amitabha. Er führt uns durch unser Leben und durch unseren Tod ins Licht. Wer ist Buddha Amitabha? Wir können Amitabha als einen vollständig erleuchteten Meister ansehen, der im Jenseits lebt und uns spirituell führt. Für mich ist Buddha Amitabha ein Symbol für alle erleuchteten Meister. Alle erleuchteten Meister helfen uns, wenn wir Buddha Amitabha anrufen. Das entspricht der Lehre meiner Meisterin Mutter Meera. Sie hat erklärt, dass sie durch jedes Vorbild wirkt, wenn wir es anrufen. Die erleuchteten Meister haben kein Ego. Sie sind letztlich alle eins, eine Erleuchtungsenergie. Jeder hilft mit seinen besonderen Fähigkeiten.

Im tibetischen Buddhismus ist der Lama (der Guru) das zentrale Element des spirituellen Weges. Damit ist grundsätzlich der lebende und anwesende Guru gemeint. Mein Wurzelguru ist der Dalai Lama. Ich habe ihn nur dreimal persönlich getroffen. Dabei trat ich in seine Energie und erhielt seinen Segen. Aber auch wenn er meistens an einem anderen Ort ist, fühle ich mich energetisch mit ihm verbunden. Er ist mir oft in Träumen erschienen und führt mich über jede Distanz hinweg.

Im Buddhismus glauben wir an ein Leben nach dem Tod. Selbst ein verstorbener Meister kann uns aus dem Jenseits weiterhin führen, weil es für einen Erleuchteten letztlich keine Trennung von Jenseits und Diesseits gibt. Mir sind auch viele bereits gestorbene tibetische Meister erschienen wie Longchenpa, Patrul Rinpoche und Dilgo Kyentse Rinpoche. Im tibetischen Buddhismus gibt es Traditionslinien. Ich habe das Gefühl, dass ich von mehreren Traditionslinien und letztlich vom gesamten tibetischen Buddhismus geführt werde.

Ich bin ein undogmatischer Mensch und glaube an die Einheit aller Religionen. Ich fühle mich erleuchteten Meistern verschiedener Religionen verbunden und glauben, dass ich von ihnen geführt werde. Neben den tibetischen Meistern führen mich auch hinduistische Meister wie Mutter Meera, Sai Baba, Swami Sivananda und Amritanandamayi. Auch sie sind mir in Träumen erschienen.

Akhon Lhamo empfindet ihre Gruppe als eine große Familie. Sie fühlt sich mit allen Mitgliedern bewusstseinsmäßig verbunden. Sie hilft allen energetisch auf dem spirituellen Weg. Aber wie der Dalai Lama lehrt sie den Doppelweg. Es gibt das Bemühen des Meisters und das Bemühen des Schülers. Beide müssen zusammenarbeiten. Auch der Schüler muss sich bemühen. Er muss den spirituellen Weg wollen und im Rahmen seiner Möglichkeiten konsequent gehen. Er sollte sich jeden Tag mit seinem Meister verbinden, positive Eigenschaften wie umfassende Liebe, Weisheit und inneren Frieden üben. Er sollte gute Taten tun und so ein gutes Karma anhäufen. Er sollte regelmäßig meditieren und achtsam auf seine Gedanken und Gefühle sein.

Akhon Lhamo ist manchmal ziemlich frustriert, weil ihre Schüler nur so langsam spirituelle Fortschritte machen. Sie selbst hat zehn Jahre intensive praktiziert und dann die Erleuchtung erlangt. Sie konnte einen große Sprung tun, weil sie in ihrem früheren Leben bereits erleuchtet war. Ihre Schüler können nur kleine Schritte gehen. Und selbst dabei scheitern sie oft, weil sie den tibetischen Buddhismus nur als eine Art Folklore praktizieren. Es ist die große Kunst eines erleuchteten Meisters, die chaotische träge Masse westlicher Schüler auf dem spirituellen Weg voranzubringen. Ahkon Lhamo gelingt es mit der Kraft ihrer Energie, ihrer Wahrheit, ihrer Liebe und ihres Humors. Das obige Video ist dafür ein gutes Beispiel. Es ist in Englisch. Über Einstellung (das Rad) unter dem Video auf Youtube können wir deutsche Untertitel einschalten ( auf Englisch automatisch erzeugt klicken und dann auf automatisch übersetzen /Deutsch).

https://www.youtube.com/watch?v=k1WKeTXb8tc

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