Das erleuchtete Bewusstsein

Das Bewusstsein ist der Dreh- und Angelpunkt auf dem spirituellen Weg. Unser Bewusstsein entscheidet, ob wir im Himmel oder in der Hölle leben. Unser Bewusstsein kann erleuchtet sein. Dann nehmen wir unsere Umwelt als Paradies, als Nirvana, als ein Leben im Licht wahr. Oder unser Bewusstsein ist unerleuchtet. Dann leben wir mehr oder weniger in den Leidbereichen der Welt. Wir leben in Zuständen der Anhaftung, der Ablehnung, des Stolzes, der Gier oder das Hasses.

Im tibetischen Buddhismus gibt es die Lehre von den sechs (sieben) Daseinsbereichen. Wir können diese Daseinsbereiche als psychologische Formen des Bewusstseins begreifen. Die vier unteren Welten können wir als Hölle verstehen. Es gibt die Hölle der Depression. Die Wesen dort nehmen ihre Umwelt nur als grau und leidvoll wahr. Sie haben keine Lust mehr zu leben, können der Hölle ihres eigenen Bewusstseins aber nicht entkommen. Selbst wenn sie ihren Körper töten würden, würden sie im Jenseits wieder mit ihrem eigenen Bewusstsein konfrontiert sein. Es gibt nur ein Entkommen aus dieser Hölle. Das ist der spirituelle Weg. Es geht darum das Ego zu überwinden und sich innerlich von allen Verspannungen zu befreien, damit die Glücksenergie wieder fließen kann. Das ist für einen Depressiven kein einfacher Weg, weil er negativ über sich und alle Helfer denkt. Und so immer wieder den Weg der Befreiung blockiert.

Neben der grauen Hölle der Depression liegt die Hölle der Sucht. Süchtige glauben an etwas, nämlich an das Objekt ihrer Sucht. Insofern geht es ihnen etwas besser als den Depressiven, die an nichts mehr glauben. Aber das Objekt ihrer Sucht zerstört ihren Körper oder ihren Geist. Süchtige rutschen deshalb immer weiter in die Hölle der Depression ab. Es gibt Arbeitssüchtige, die irgendwann im Burnout enden. Im schweren Burnout verlieren sie ihre innere Kraft und ihr Geist wird depressiv. Süchtige können aber auch ihre Sucht managen, Dann wird ihr Leben zwar von ihrer Sucht bestimmt, aber sie zerstört sie nicht. Es gibt Süchte vielfältiger Art. Es gibt Beziehungssüchtige, Sexsüchtige, Anerkennungssüchtige, Drogensüchtige und Alkoholsüchtige. Sie alle blockieren durch ihre Sucht letztlich ihren inneren Frieden und ihr inneres Glück.

Neben der Hölle der Sucht liegt die Hölle der Angst. Die Wesen hier (Tiere) leben überwiegend in einem Zustand der Angst. Selbst wenn sie für kurze Zeit einmal glücklich sind, zerstören Angstgedanken immer wieder ihr Glück. In diesem Bereich leben viele Menschen in der heutigen Zeit. Angststörungen belasten etwa ein Drittel der Menschen.

Außer der Hölle der Angst gibt es noch die Hölle der Wut. Hier leben die Menschen, die vorwiegend von ihrem Ego und ihrer Wut gesteuert sind. Es sind Kämpfer, die ihre Welt vorwiegend als Kampf empfinden und mit ihrem Bewusstsein Kampf und Streit anziehen. Sie überschätzen die Bedeutung von äußeren Dingen. Sie sind letztlich unweise. Sie suchen das Glück im Außen, wo es doch im eigenen Inneren zu finden ist. Sie haben keinen Frieden in sich und können deshalb auch nie dauerhaften Frieden im Außen finden.

Die fünfte Welt ist die Welt der Menschen. Sie zeichnet sich durch Unweisheit aus. Die Menschen sind manchmal glücklich und manchmal unglücklich. Ihr Leben besteht aus einem Wechselspiel von Freude und Leid. Wegen ihrer Unweisheit schaffen sie es nicht sich dauerhaft in eine Glückswelt zu erheben. Aber laut tibetischem Buddhismus besitzt die Menschenwelt das größte Potential für spirituelles Wachstum. Die Depressiven hängen meistens in ihrer Depression fest. Die Kämpfer wollen immer kämpfen und die Süchtigen können das Objekt ihrer Sucht nicht loslassen. Den Ängstlichen fällt es schwer ihre Neigung zur Angst zu überwinden. Aber die Menschen schwanken immer hin und her zwischen verschiedenen Zuständen und begreifen dadurch irgendwann, dass sie diese Zustände letztlich selbst erzeugen. Dann öffnet sich der Weg der Befreiung.

Scheinbar ein freies Leben führen die Reichen. Im tibetischen Buddhismus wird ihre Welt als die Welt der Götter gesehen, obwohl es sich bei den Reichen nur scheinbar um Götter handelt. In Wirklichkeit leben sie in einer Welt der Unweisheit, weil sie das Glück im Außen und nicht im Inneren suchen. Sie pflegen ihr Ego, statt ins Erleuchtungsbewusstsein aufzusteigen. Da es ihnen äußerlich gut geht, haben sie kaum das Bedürfnis nach Erleuchtung zu streben. Sie hängen in ihrem äußerlich glücklichen Leben fest. Das geht vielen Menschen in der westlichen Welt so. Deshalb besteht hier nur ein geringes Bedürfnis nach Erleuchtung.

Über den sechs Welten (psychischen Bereichen) liegt die Welt der Erleuchteten. Sie haben ihr Ego überwunden. Ihr Bewusstsein ist von innerem Frieden, Glück und Liebe gekennzeichnet. Durch ihr inneres Glück nehmen sie auch ihre äußere Welt als glücklich wahr, selbst wenn es dort Freude und Leid gibt. Sie haben sich letztlich innerlich über alles Äußere erhoben. Deshalb können sie in allen der sechs unteren Welt leben und gleichzeitig innerlich im Glück sein. Sie handeln in den unteren Welten als spirituelle Lehrer, Helfer oder Meister. Sie können aber auch dort einfach nur meditieren und Licht und Liebe in die Welt ausstrahlen. Das allein hebt das allgemeine Glücksniveau ihrer Mitmenschen an.

Wie können wir von einem leidenden Bewusstsein in ein erleuchtetes Bewusstsein gelangen? Grundsätzlich ist der Weg ganz einfach. Wir müssen die fünf Eigenschaften Weisheit, Frieden, Liebe, Glück und Selbstdisziplin in uns entwickeln. Unsere Weisheit sagt uns, was wirklich wichtig ist im Leben. Unsere Selbstdisziplin gibt uns die Kraft unser spirituelles Ziel zu erreichen. Je mehr wir es erreichen, desto mehr entstehen Liebe, Frieden und Glück in uns. Wir erkennen immer mehr, dass wir auch in einer äußerlich leidvollen Welt innerlich glücklich sein können. Wir alle besitzen das Buddha-Bewusstsein in uns. Wir können es durch tägliche Meditation und Gedankenarbeit konsequent entwickeln, bis wir eines Tages ein Buddha sind. Dann sind wir am Ziel. Dann haben wir unser Ego überwunden, leben in einem Einheitsbewusstsein, spüren Glück und Frieden in uns, und alles ist gut so wie es ist.

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