„Das Denken trennt uns von Gott“

Ich lese etwas aus dem Buch „Göttliche Erkenntnis“ von Swami Sivananda, aus dem Kapitel „Geist“.
„Das, was dich von Gott trennt, ist der Geist. Die Mauer, die zwischen dir und Gott steht, ist der Geist.“
Allerdings, hier muss man jetzt verstehen, Geist im Sinne von, englisch „mind“, auf Englisch steht dort mind. Also das Denken und das Fühlen, das ist das, was uns trennt. Unsere wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit. Unsere wahre Natur ist reine Bewusstheit. Und letztlich, das was Gott ist, ist Sein, Wissen und Glückseligkeit, ist reine Bewusstheit. Und somit ist das, was wir in Wahrheit sind, das Gleiche, was die Essenz Gottes ist. Nur wir haben einen wunderbaren Denkapparat, Denk- und Fühlapparat, und der denkt und fühlt alles Mögliche und das hat auf der einen Seite ja auch seine Schönheit. So können wir wunderschöne Dinge tun, wir können die Welt genießen. Wir können uns und andere wunderbar ärgern. Wir können durch Höhen und Tiefen gehen. Wir können Liebe und Hass, Vergnügen und Schmerz erfahren. Macht und Ohnmacht, Geburt und Tod, Wachstum und Verfall, Gesundheit und Krankheit - all das in einem Menschenleben. Ist eine ganze Menge. Und letztlich ist es wie eine ganze Movie-Show, die wir hier haben. So einen ganzen Film. Wir haben nicht nur einen Filmabend. Manchmal, bei Swami Vishnus Ashram, gab es so Filmabende. Und da haben sie manchmal, glaube ich, Filmmittage. Oder morgen gibt es auch einen Filmabend. Um 19:00 Uhr zeigt Eva Maria so eine DVD mit Peace Pilgrim, was eine amerikanische Heilige ist, die dort in Amerika eben das Leben einer Heiligen gelebt hat, die durch die Welt gewandert ist. Gut, aber die ganze Welt ist letztlich immer ein Movie und wir wandern durch diese ganze Welt und es wäre schön, wenn wir mehr Peace Pilgrim, mehr Friedenswanderer als - gut, Abenteuerwanderer ist vielleicht auch ganz schön. Gut, und so ist es unser Denken und Fühlen, was uns letztlich davon abhält, das Höchste zu erfahren. Und eines der Wege, wie wir das Göttliche wahrnehmen, ist die Fähigkeit, den Geist auch mal zur Ruhe zu bringen. Natürlich, der Geist ist auch das großartigste Instrument das wir haben. Ohne unserem Geist könnten wir auch gar nichts tun. Es wäre nur schön, wenn wir dieses Instrument auch mal zur Ruhe bringen können.
Ein anderes Instrument, das manche Menschen haben, ist z.B. ein Auto. Jetzt angenommen, ihr könntet euer Auto nie anhalten und nie das Auto verlassen. Selbst die, die ein Auto mögen - ich gehöre jetzt nicht zu den Menschen, die eine besondere Liebe zum Auto haben. Vielleicht deshalb, weil ich noch nie in meinem Leben eins besessen habe und wenn möglich ich mit dem Fahrrad oder mit dem Zug fahre. Aber selbst wenn ich jetzt ein Auto mögen würde, würde ich wahrscheinlich nicht den Rest meines Lebens in einem Auto verbringen wollen. Und ich glaube auch nicht, dass irgendjemand der Anwesenden das wirklich wollen würde.
Aber irgendwo haben wir dieses wunderbare Instrument namens Geist, Denken und Fühlen bekommen und sind darin jetzt gefangen. Ebenso wie jemand, der in ein Auto eingestiegen ist und jetzt nicht mehr aussteigen kann. Und noch schlimmer, man könnte das Auto nicht anhalten, man muss ständig fahren. Nur dann, wenn man das Bewusstsein verliert, dann bleibt das Auto vielleicht stehen, aber das weiß man dann nicht. Das ist so wie im Tiefschlaf. Da haben wir auch unser - eigentlich ist es falsch. Wir haben nicht unser Bewusstsein verloren. Es ist nicht so, irgendwo unterwegs verlieren wir unser Bewusstsein. Aber irgendwo, wir sind nicht mehr bewusst im Tiefschlaf. Deshalb nutzt es uns nichts, dass wir im Tiefschlaf nicht denken, denn wir kriegen davon nichts mit. Und so will uns Yoga dazu verhelfen, den Geist gut zu nutzen und ihn dann zu nutzen, wenn möglich und dann zur Ruhe zu stellen, wenn irgendwann mal wir den Geist für nichts anderes brauchen. Und wenn wir so mit dem Geist umgehen, dann ist unser Geist stark, aber er ist unser starkes Instrument.
„Der Geist ist nicht grobstofflich, sichtbar oder greifbar. Seine Existenz ist nicht sichtbar. Seine Größe kann nicht gemessen werden. Er braucht keinen Raum, um darin zu existieren. Der Geist besteht aus subtiler Materie von verschiedenen Dichtegraden mit verschiedenen Schwingungsstufen. Der Geistkörper ist bei den einzelnen Menschen sehr unterschiedlich. Er setzt sich zusammen aus gröberer oder feinerer Geistmaterie, je nach den Bedürfnissen des mehr oder minder entfalteten Bewusstseins, mit dem er in Verbindung steht. Bei jemandem mit spiritueller Entwicklung ist der Geist aktiv, subtil und klar umrissen. Bei weniger Entwickelten, ist er umwölkt und ungenau. Wahre Freiheit besteht aus der Freiheit von der Knechtschaft des Geistes. Wer sich vom niederen Geist befreit hat, ist ein wahrer Herrscher, ein Maharadscha, ein echter König. Wer Wünsche, Gier und Denken bezwungen hat, ist der reichste Mensch. Wenn der Geist kontrolliert ist, macht es wenig aus, ob man sich in einem Palast befindet, oder in einer Höhle im Himalaja. Ob man aktiv uneigennützigen Dienst übt, Yava Hara, oder zurückgezogen meditiert. Um den Geist zu beherrschen, brauchst du unerschöpfliche Ausdauer und Geduld. Das Zähmen eines Löwen oder eines Tigers ist weit einfacher als das Zähmen des eigenen Geistes. Lerne erst mit deinem eigenen Geist umgehen! Dann kannst du auch mit dem Geist anderer Menschen umgehen. Erhebe dich und sei kühn wie ein Löwe.
Hari Om Tat Sat

Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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