Countdown bis zum Zusammenziehen

In drei Tagen ändert sich mein Leben radikal. Ich bin jetzt im Countdown. Noch zwei Tage Freiheit. Am Mittwoch findet dann der große Umzug statt. Und Donnerstag werde ich in meiner Blockhütte aufwachen und mich fragen wo ich bin. Und um 10.30 Uhr wird aus der Ferne eine Kuhglocke klingeln und meine Chefin ruft mich zum Frühstück. Dann beginnt mein Arbeitstag bis 22 Uhr. Im fahlen Licht des Mondes schleiche ich mich dann erschöpft wieder in meine Hütte, checke noch einmal das Internet, sehe mir einen kleinen Film auf Netflix an, praktiziere meine Abendmeditation, bitte meine Meister um Schutz, steige auf das Hochbett, krieche unter die Bettdecke und schließe sanft meine Augen. Dann reise ich im Traum in ferne Welten, bestehe wilde Kämpfe und wache am nächsten Morgen auf. Dann frage ich mich wieder wo ich bin, denke als Buddhist, dass das Leben ewige Wandlung ist, schalte eine laute Morgenmusik an und genieße den Tag bis zum Arbeitsbeginn.

Und so geht es dann jahraus und jahrein. Die Jahreszeiten wechseln. Im Frühjahr wachsen die Blumen, im Sommer kommt die große Hitze, im Herbst der Regen und im Winter der Schnee. In der Hütte wird es abwechselnd warm, heiß, feucht und kalt. Ich schalte die Heizung an und aus. Ich mache die Fenster auf und zu. Ich schließe und öffne die Mückennetze. Ich höre die kleinen Vögel singen und bin genervt vom Gurren der Tauben. Besonders nervt mich der Kuckuck, der dieses Jahr zwei Monate fast unterbrochen sein ewiges Kuckuck gerufen hat. Als ob nicht einmal genügen würde. Dann weiß man, dass er wieder da ist. Dann zählt man, wie oft er ruft. Dann weiß man, wie viele Jahre man noch zu leben hat. Und gut ists. So oft wie er dieses Jahr gerufen hat, werde ich wohl noch einige Jahre mit Barbara verbringen.

Und dann stirbt einer von uns beiden. Der andere ist traurig. Nach einiger Zeit hat er sich daran gewöhnt und genießt sein Alleinsein und die viele Ruhe. Es ist keiner mehr da, der einen ständig nervt. Es ist keiner da, der mit einem streitet. Obwohl das Streiten auch Spaß bringt, wenn man es nicht übertreibt.

Wieder ziehen Frühling, Sommer, Herbst und Winter durch das Land. Die Blätter wachsen, spenden Schatten, fallen ab und es herrscht der kahle Winter. Auch ich als Blatt werde eines Tages abfallen, ein letztes Röcheln, das Herz steht still, das Bewusstsein verläßt den Körper. Ich reise in eine ferne Welt, ruhe mich einige Zeit im Paradies von Amitabha aus und kehre dann mit einem neuen Körper auf die Erde zurück. Ich treffe wieder Barbara und der Tanz beginnt auf das Neue. Wir bauen zwei Hütten, lachen und weinen zusammen. Und wachsen nach den Gesetzen des Kosmos so ewig im Glück, in der Liebe und ins Licht. Bis wir eines Tages müde vom ewigen Wechselspiel des Lebens sind und so viel Glück und Ruhe in uns haben, dass wir dauerhaft im Himmel, im Parinirvana, in Gott, im Licht bleiben. Spannend ist mein Leben im Moment durchaus. Wir werden sehen, was ich nächste Woche zu berichten habe.

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