Chöd ist eine spirituelle Praxis aus dem tibetischen Buddhismus. Man zerstört mit einem positiven Gedanken sein Ego. Man erkennt den Gedanken, der einen von der Erleuchtung trennt. Ein solcher Gedanke beruht normalerweise auf den drei Geistesgiften Anhaftung (Gier), Ablehnung (Wut) oder Unweisheit (Unklarheit). Wir haften an unserem Körper an und durchtrennen mit einer Visualisierung alle Anhaftung. Wir können uns geistig den Kopf abschneiden oder unseren Körper auf dem Friedhof des Todes verbrennen. Äußerer Chöd ist es, an schrecklichen Orten zu wandern, an denen es Gottheiten und Dämonen gibt. Innerer Chöd ist es, den Gottheiten und Dämonen den eigenen Körper als Nahrung anzubieten. Der ultimative Chöd ist es, die wahre Natur des Geistes zu erkennen und durch die feine Haarsträhne der subtilen Unwissenheit zu zerschneiden.
Der indische Siddha Padampa Sangye kam im 11. Jahrhundert nach Tibet. Er war lang, dünn und hatte eine gebogene Nase wie der Schnabel eines Raubvogels. Man nannte ihn den „Habichtgleichen Guru“. Sein Geist war stark und messerscharf wie das Auge eines Adlers. Mit einigen wenigen Worten konnte er das Ego seiner Mitmenschen zerstören und sie zur Erleuchtung bringen. Einmal traf er auf eine junge Frau, die sehr stolz auf ihre Schönheit war. Er zerstörte ihre Eitelkeit mit einem einzigen Satz aus den Schriften Buddhas. Ein junger Mann war stolz auf seine Kraft. Auch er bekam von dem Habicht-Yogi ein Wort, dass er nie vergaß. Eine alte Frau erinnerte er an die Vergänglichkeit des Lebens: „Nur das innere Glück bleibt bestehen. Sorge dich um das Wesentliche und lass das Unwesentliche los.“
Die meisten Menschen in seinem Dorf hatten zwar bereits etwas vom spirituellen Weg gehört. Aber sie waren zu faul zum spirituellen Üben und hingen an ihren weltlichen Wünschen fest. Ihnen gab er den Satz: „Strengt euch mehr an.“ Das Geheimnis seiner Erleuchtungsfähigkeit lag darin, dass er genau in den Geist jedes Menschen hinsehen, den negativen Gedanken erkennen und den richtigen positiven Gedanken finden konnte. Er verglich die Sicht der Menschen mit seiner Erleuchtungssicht und wusste dadurch sofort, wo die gedankliche Fehlhaltung lag. Ein heilsamer Gedanke beruht immer auf den fünf Grundsätzen Kraft (streng dich an), Weisheit (erkenne was wichtig und was unwichtig ist), Frieden (nimm die Dinge so an wie sie sind), Glück (konzentriere dich auf die Erleuchtung) und Liebe (stelle die Liebe in den Mittelpunkt deines Lebens). Wenn man das bedenkt, kann man schnell zur Erleuchtung kommen, in einem einzigen Augenblick mit einem heilsamen Gedanken.
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