Buddha und Mara

Im Buddhismus gibt es die wichtige Geschichte von Buddha und Mara. Als Buddha kurz vor seiner Erleuchtung stand, erschien ihm Mara. Diese Geschichte ist vergleichbar mit Jesus, der vom Teufel versucht wurde, als er nach seiner Taufe (Übertragung der Erleuchtungsenergie) vierzig Tage in der Wüste meditierte. Jesus lehnte dann die Versuchungen des Teufels mit den berühmten Worten ab: „Der Mensch lebt nicht von Brot allein.“

In dem Konflikt zwischen dem Teufel und Jesus zeigt sich der Konflikt zwischen dem Weg des Egos und dem Weg der Erleuchtung. Ein spiritueller Mensch kommt irgendwann in seinem Leben an den Punkt, wo er sich entscheiden muss.

Buddha ist der Begründer des Buddhismus. Er suchte lange nach einem Weg der Erleuchtung, auf dem er persönlich erfolgreich sein konnte. In seinem Leben ging er zuerst den Weg des totalen weltlichen Genusses. Er lebte ein Leben in Reichtum und Fülle. Er wuchs in einem Palast auf, hatte eine schöne Frau und einen Sohn. Aber dieses Leben befriedigte ihn nicht. Er erkannte es als innerlich leer.

Ihm wurde klar, dass es im Leben Leid, Krankheit und Tod gibt. Alles ist unbeständig. Es gibt kein dauerhaftes Glück im äußeren Leben. Das äußere Leben ist ein ewiges Wechselspiel von Freude und Leid. Buddha sucht nach einem Weg inneren Frieden zu finden. Er suchte letztlich nach einem Weg aus sich selbst heraus glücklich sein zu können.

Im Alter von 29 Jahren gab Buddha sein weltliches Leben auf und wurde ein Yogi. Er praktizierte eine strenge Askese, Fasten, Atemübungen und Meditation. Aber dieser Weg führte ihn nicht zum inneren Frieden und zur Erleuchtung. Buddha erkannte, dass für ihn persönlich der mittlere Weg richtig war. Übermäßige Kasteiung des Körpers war für ihn nicht hilfreich. Er musste dem Körper das geben, was er brauchte. Aber er durfte auch nicht wieder im Weg des weltlichen Genusses versinken. Das würde nur zu weltlicher Anhaftung und nicht zur Erleuchtung führen.

Der mittlere Weg ist der Weg eines meditativen Lebens, bei dem man weder zu streng noch zu locker praktiziert. Als Buddha diesen Weg ging, lösten sich seine inneren Verspannungen, seine Chakren öffneten sich und die spirituelle Energie begann zu fließen. Buddha nahm an Energie zu und sein Bewusstsein begann sich zu wandeln. Es wandelte sich vom Ego-Bewusstsein zum Einheitsbewusstsein. Und genau in diesem Moment trat Mara auf. Bevor Buddha grundlegend seine Anhaftung an die weltlichen Genüsse und an sein Ego aufgab, tauchten sie noch einmal in massiver Form auf. 

Buddha saß also vor dem Bodhibaum und meditierte. Sein Geist beruhigte sich immer mehr. Da hörte er plötzlich ein Rauschen im Gebüsch vor sich und es erschien ihm Mara, der Versucher. Zuerst tauchten Ängste und Trauer in Buddha auf. Mara erschien ihm mit seinen Armeen, mit Angst, Trauer, Wut, Machtstreben und dem ganzen Leid des Lebens. Buddha besiegte die Ängste, die Wut, die Trauer und die Hoffnungslosigkeit in sich. Er streckte eine Hand zur Erde. Er erdete sich. Er nahm die Dinge einfach so an wie sie sind. Er akzeptierte den Tod, das Leid und das Unschöne im Leben. Dadurch fand er zum inneren Frieden und besiegte die Armeen Maaras.

Als nächstes versuchte Mara Buddha mit seinen drei schönen Töchtern. Er versuchte ihn mit den weltlichen Genüssen, Süchten und Anhaftungen. Er versuchte ihn mit Sex, weltlicher Liebe und einem schönen weltlichen Leben. Aber das hatte Buddha bereits während seiner Phase als reicher Prinz als Irrweg erkannt. Er besiegte Maras schöne Töchter, indem er den inneren Frieden, die Erleuchtung und das Geben als höheren Glücksweg erkannte. So wie Jesus Gott (das Leben im Licht) als wichtiger als die Welt (Brot, Macht, äußerer Reichtum) erkannt hatte. 

Zum Schluss versuchte Mara Buddha noch mit dem eigenen Ego. Buddha musste die Anhaftung an sich selbst, an seine persönlichen Identität, aufgeben. Er hatte das Gefühl, dass er sich selbst auflöste. Er ging friedvoll durch diese unangenehmen Gefühle hindurch und erwachte zu einem Einheitsbewusstsein. Es gab ihn nicht mehr als Ich. Er war eins mit allem. Mara verschwand und in Buddha waren Frieden, Glück und umfassende Liebe. Er konnte die Dinge so sehen wie sie wirklich waren. Er hatte das dualistische Denken aus Gut und Böse überwunden. 

Wenn wir das dualistische Denken überwinden, dann ist alles richtig so wie es ist. Samsara und Nirwana verbinden sich. Auch die weltlichen Genüsse und das weltliche Leid sind richtig so wie sie sind. Wir betrachten sie von einer höheren Ebene aus. Wir haben uns durch die Erleuchtung innerlich darüber erhoben. Wir können sie leben oder nicht. Es ist egal. Wir leben aus dem inneren Glück und dem Einheitsbewusstsein heraus. 

Eine spannende Frage unter Buddhisten ist, wie stark man sich den Energien von Genuss und Leid aussetzen soll. Hier gibt es viele Wege. Es gibt die Technik auf dem Friedhof zu meditieren und sich so den Tod, das Leid und die Vergänglichkeit bewusst zu machen. Man lässt alle Gedanken und Gefühle kommen und gehen wie sie wollen. Man lebt bewusst seine Trauer. Durch die Meditation kommt man langsam in sich zur Ruhe und zum inneren Frieden. 

Bei den weltlichen Genüssen gibt es den Weg der Abgeschiedenheit (Mönche und Nonne), den Weg des Auslebens (Tantra) und den mittleren Weg (weder ablehnen noch anhaften). Entscheidend für die Entwicklung zur Erleuchtung ist jedenfalls immer die Achtsamkeit auf die Gedanken, die Meditation und die umfassende Liebe. Wir sehen uns in allen Wesen, wünschen allen Wesen Glück und gelangen so in ein Einheitsbewusstsein.

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