Meist führt eine Krise direkt in den richtigen Weg hinein. Das Leiden dauert eh schon viel zu lange. Und es ist Zeit etwas zu ändern.
Kaum jemand meldet sich zu einem Yogakurs an, weil er einfach mal Yoga machen möchte. Meist sind es die verzweifelten Versuche eines Menschen, der schon tief im Treibsand steckt und sich mit Bewegungen zu retten versucht; stattdessen immer tiefer einsinkt. Stress, Depressionen, Ärger, Burnout - kaum ein Buch hat Distress (negativen Stress) und diese tränenreiche Depressionsspirale bisher besser beschrieben als dieses!
Der Prozess der Überforderung führt über noch größere Verausgabung, weil man glaubt, den Anforderungen im täglichen Leben nicht mehr gerecht werden können. In dieser anhaltenden Erschöpfung lässt die Konzentration nach, was diese Menschen versuchen, mit noch mehr Überstunden zu kompensieren. Leistungsdruck, die Angst vor dem Scheitern ebnen den Weg vom Stress, in die Erschöpfungsdepression, hin zum Burnout hinein in eine schwere Depression, wenn rein gar nichts mehr geht. Stress nimmt den Körper in Besitz, die Seele, den Geist. Man fühlt sich krank, kraftlos und unzulänglich! Es folgen schlaflose Nächte, Schmerzen, Schwindel, Herzrasen, quälende Unruhe, Konzentrationsprobleme, Freudlosigkeit, Reizbarkeit, Angst.
"Stress und Depression", schreibt Nicole Plinz in ihrem Buch, "führen zu einer Disbalance im Zusammenspiel der (körperlich und geistigen) Kräfte, in einen Zustand, den wir als Zerrissenheit erleben!" Nicole Plinz ist Yogalehrerin und Autorin dieser Spiegelbildes für alle, die in einer Krise stecken! Aus ihrer Praxis heraus weiß sie um die Faktoren, die Menschen in die Stressspirale katapultieren: In der "Erschöpfung als Folge fehlender Anerkennung", bleiben wir hungrig... "Dass von anderen wahrgenommen wird, was wir geleistet haben, sättigt uns", schreibt Plinz. "Belohnung für erbrachte Leistung ist kein Luxus, sondern sie ist notwendig, um gesund zu bleiben!" Eine Gratifikationskrise entsteht dann, "wenn wir das Gefühl haben, dass die Anstrengung sich nicht lohnt." Wenn der Hunger nach Anerkennung für erbrachte Leistungen einfach ausbleibt - mit der Folge, dass die Anstrengungen immer und immer größer werden - Lob jedoch einfach nicht geschieht. "Wer hungrig bleibt, der leidet", Nicole Plinz hält einen Spiegel voller Wahrheiten vor, der ziemlich ernüchtert. Aber von ihr fühle ich mich plötzlich verstanden: Die Reserven sind einfach aufgebraucht! Dieses ewige Hinterherrennen nach Anerkennung und immer größerem Leistungsaufwand bei schleppender Konzentration und absoluter Kraftlosigkeit führt direkt hinein in die Depressionsspirale. Vor allem bei Menschen, die - aus welchen Gründen auch immer - großen Hunger nach Anerkennung verspüren.
"Um gesund zu bleiben, brauchen wir einen steten Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung", schreibt die Autorin ganz richtig. Yoga hilft, den Blick nach innen zu richten. Wer ganz bewusst ein- und ausatmetet, richtet seine Aufmerksamkeit ganz automatisch auf sich selbst und sein Inneres. Wo lässt sich der tiefe Atem spüren? Im Bauch, in der Brust, in den Armen,in den Beinen, im Kopf. Und wenn Bilder aufsteigen, lass sie geschehen und lass sie wieder los. Ähnlich ist es mit den Körperübungen, den Asanas: Ein steter Wechsel von An- und Entspannung, Gegenspieler. Die aufgerichtete "Kobra" und der Buckel der "Katze". "Sonne" und "Mond". Nachspüren hilft, die Asanas auf sich wirken zu lassen. Übungen werden nicht enfach im Yoga hinter sich gebracht, sondern so bewusst ausgeführt, dass wir vollkommen präsent sind. Der achtsame Umgang mit sich selbst und mit seiner Umwelt sind wichtige Tugenden im Yoga. Sogar wissenschaftliche Studien belegen, dass Yoga Gesundheit und Leistungsfähigkeit stärkt, die Stressresistenz erhöht und hilft, depressive Symptome zu überwinden.
Wenn der eigene Körper, die Gefühle und die Gedanken zu Feinden werden, wenn wir mit uns selber kämpfen, wer soll da gewinnen? "Yogaübungen sind zwar keine Waffen im Kampf gegen depressive Symptome, sondern ein Weg, sich aus diesen inneren Kämpfen zu lösen", schreibt Nicole Plinz. Und dieses Aussteigen aus der depressiven Spirale mache die eigentliche Qualität des Yoga für die Bewältigung einer Depression aus...

"Yoga bei Erschöpfung, Burnout und Depression" ist für alle die geschrieben, die sich so zerrissen fühlen, dass sie selbst keinen eigenen Ausweg mehr sehen. Eine solche Krise erlaubt es, nach innen zu schauen und einen neuen Weg zu gehen. Was hat man jetzt schon noch zu verlieren....?

Diesen Ratgeber habe ich mal wieder mit Bleistift gelesen und kapitelweise musste ich mit vielen vielen Ausführungszeichen die Passagen unterstreichen, weil sie mich, mein Erleben, meine bisherige Arbeitsweise und meinen Kummer so sehr widerspiegeln, als sei Nicole Plinz in all den vergangenen Jahren stets an meiner Seite gewesen und hätte meine Zerrissenheit bis zum vollständigen Kollaps mitverfolgt.
Ich bin nunmal nicht alleine damit....auch nicht die Einzige, die mit Yoga eine neue Balance finden möchte - und mit Yoga einen Weg gefunden hat, der jetzt zu gehen ist - zu hoffentlich endlich mehr Ausgleich - egal, ob es Anerkennung von außen gibt oder nicht...

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