Das Böse auf der Welt

Rotkäppchen

Es war einmal ein böser Wolf, der lebte im großen Wald. Es war gefährlich in den Wald zu gehen, weil man dann vom Wolf gefressen werden konnte. Für alle Naturschützer muss hier gleich zu beginn klargestellt werden, dass der Wolf an sich nicht gefährlich ist. Ein Wolf hat normalerweise Angst vor den Menschen, weil die Menschen den Wolf jagen und nicht umgekehrt. Der Mensch gehört nicht zu den Beutetieren des Wolfes. Gefährdet sind eher Rehe und Schafe.

Das Märchen von Rotkäppchen soll hier nicht die Angst vor dem Wolf verstärken, die in weiten Teilen der Bevölkerung verbreitet ist. Im Wald ist es in Deutschland nicht gefährlich. Der Wald ist ein Erholungsgebiet und schützt das Klima. Gefährlich ist es eher in den Städten, weil man dort auch auf schlechte Menschen treffen kann. Die Geschichte von Rotkäppchen und dem bösen Wolf ist deshalb symbolisch zu verstehen. Der Wolf verkörpert die bösen Menschen auf der Welt. Vor ihnen sollten wir uns in Acht nehmen. Wir sollten das Böse auf der Welt erkennen und uns davor schützen.

Rotkäppchen war ein fröhliches, unschuldiges und auch etwas unwissendes kleines Mädchen. Es trug eine süße rote Kappe auf dem Kopf. Daran konnte man sofort Rotkäppchen erkennen. Eines Tages sprach die Mutter zu Rotkäppchen: „Unsere Großmutter ist alt und krank. Bitte besuche sie und bringe ihr Kuchen mit, damit sie etwas Freude in ihrem Leben hat.“

Rotkäppchen freute sich auf die Großmutter, denn die Großmutter hatte ganz viel Liebe in sich. Die Mutter war oft streng zu Rotkäppchen, aber bei der Großmutter durfte sie so sein wie sie war. Rotkäppchen freute sich auch auf den großen Wald, in dem die Großmutter in einer kleiner Hütte lebte. Es gab im Wald immer so viel zu entdecken, Blumen, Vögel, Rehe und Hasen. An den bösen Wolf dachte Rotkäppchen nicht. Ihn hatte sie noch nie gesehen.

Die Mutter gab Rotkäppchen den dringenden Rat: „Bleibe immer auf dem Weg. Gehe direkt zur Großmutter. Laß dich mit keinen Menschen ein, die du nicht kennst. Hüte dich insbesondere vor dem bösen Wolf.“ Rotkäppchen entgegnete voller Optimismus: „Es wird schon alles gut gehen.“

Es ging nicht gut. Als Rotkäppchen glücklich singend den Waldweg entlang hüpfte, begegnete ihr der böse Wolf. Da Rotkäppchen keine Erfahrung mit dem bösen Wolf hatte, hielt sie ihn für ein harmloses Waldtier. Sie sprach: „Ich wünsche dir einen schönen Tag, lieber Wolf.“ Der Wolf bedankte sich artig und fragte sie: „Wohin gehst du, liebes Rotkäppchen?“ „Ich will die Großmutter besuchen, die bei den drei großen Eichbäumen wohnt. Ich bringe ihr etwas Schönes zu Essen mit.“

Der Wolf dachte: „Das junge Rotkäppchen ist so zart und lecker. Ich möchte es gerne fressen. Aber wenn ich es klug anstelle, bekomme ich auch noch die Großmutter.“ Zu Rotkäppchen sprach der Wolf mit ganz sanfter und freundlicher Stimme: „Willst du der Großmutter nicht noch ein paar schöne Blumen mitbringen? Du kannst sie dir auf der Waldwiese pflücken.“

Rotkäppchen war begeistert von dieser Idee. Es verließ den Waldweg, betrat die grüne Waldwiese und pflückte nach Herzenslust Blumen. Dabei vergaß es völlig, dass es eigentlich zur Großmutter wollte. Die Zeit verging im Nu. In der Zwischenzeit war der Wolf in das Haus der Großmutter eingedrungen und hatte sie aufgefressen.

Als Rotkäppchen genug Blumen gepflückt und ausreichend auf der Waldwiese gespielt hatte, machte es sich auch auf den Weg zur Großmutter. Wie erstaunt war das Rotkäppchen, als die Haustür weit aufstand. Die Töpfe waren umgeworfen und die Großmutter lag am hellen Tag im Bett. Und irgendwie sah die Großmutter so merkwürdig aus. Rotkäppchen fragte: „Großmutter, was hast du für große Augen?“ Der Wolf, der sich als Großmutter verkleidet hatte, antwortete: „Damit ich dich besser sehen kann.“ „Was hast du für große Ohren?“ „Damit ich dich besser hören kann.“ Was hast du für große Hände?“ „Damit ich dich besser packen kann.“ „Und was hast du für ein großes Maul?“ „Damit ich dich besser fressen kann!“ Mit diesem Satz sprang der Wolf aus dem Bett und verschlang auch das kleine Rotkäppchen. Dann legte er sich wieder in das Bett und schlief zufrieden ein.

Nach einiger Zeit kam der Jäger am Haus der Großmutter vorbei. Er wunderte sich, dass alles so unordentlich war und er nichts von der Großmutter hörte. Deshalb trat er in das Haus, um nach der Großmutter zu sehen. Und was musste er im Bett der Großmutter erblicken? Den bösen Wolf. Er erschoss den Wolf und befreite die Großmutter und Rotkäppchen aus dem Bauch. Und dann aßen sie zu dritt den Kuchen, den Rotkäppchen mitgebracht hatte. Der Jäger und die Großmutter tranken Kaffee und Rotkäppchen bekam Bio-Sojamilch, weil es eine Milchallergie hatte. Der Jäger hängte sich das Wolfsfell an die Wand und Rotkäppchen und die Großmutter freuten sich, dass es jetzt keinen bösen Wolf mehr im Wald gab.

Das ist natürlich nur eine symbolische Geschichte. Es gibt immer einen bösen Wolf im Wald. Es gibt immer böse Menschen auf der Welt. Wird ein böser Mensch gefangen, tritt gleich ein anderer böser Mensch an seine Stelle. Es gibt keinen anderen Schutz vor bösen Menschen und den Gefahren des Lebens, als immer auf der Hut zu sein. Das große Problem besteht darin, dass sich böse Menschen oft hinter der Maske des Guten verstecken. Das gilt in der Politik genauso wie in der Spiritualität. Wir dürfen unseren Verstand nicht an der Tür zur Spiritualität abgeben. Es gibt gute und schlechte spirituelle Meister. Wir können sie nur erkennen, wenn wir die Situation klar beobachten und auch auf die Stimme unseres Herzen hören. Wir spüren oft, dass etwas nicht stimmt. Das tat Rotkäppchen auch, aber es entfernte sich nicht schnell genug von der Gefahr.

Viele Menschen kommen vom Weg der Weisheit ab. Sie fallen auf die falschen Versprechungen der Welt herein. Sie glauben, dass das Glück im äußeren Konsum und nicht im eigenen Inneren zu finden ist. Sie denken, dass der tiefere Sinn des Lebens ist Spaß zu haben. Der tiefere Sinn ist aber das spirituelle Wachstum. Der tiefere Sinn ist die mystische Hochzeit, die Erleuchtung, das innere Glück, das Leben im Licht. Der tiefere Sinn ist es im inneren Frieden, in der umfassenden Liebe und im Glück zu leben. Wir können diesen Zustand auch Zufriedenheit, Harmonie oder Einssein mit sich und der Welt nennen.

Wenn wir das Ziel des Lebens klar sehen, dann hilft uns das nicht vom Weg abzukommen. Letztlich sind wir aber alle wie Rotkäppchen. Wir müssen unsere Erfahrungen machen. Wir sollten aus den Erfahrungen lernen. Manchmal hilft es aber, wenn wir auch auf den Rat der Mutter, die Hinweise der großen Erleuchteten wie Buddha, Jesus, Krishna und Sokrates hören.

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