Bin ich ein Guru?

Ein Frau schrieb im Internet: „Ich mag den kleinen Guru Nils. Er bringt mich immer wieder zum Schmunzeln. Ich habe schon viele Bücher von ihm gelesen. Egal wie traurig man ist, seine Weisheiten bauen einen immer wieder auf.“ Diese Aussage hat mich zum Nachdenken gebracht. Bin ich ein Guru? Ich persönlich sehe mich eher als klein und unbedeutend. Unter einem Guru stelle ich mir einen erleuchteten Meister vor, der große übersinnliche Kräfte besitzt. Davon bin ich noch weit entfernt. Ich kann eher den Menschen dadurch helfen, dass ich so klein und unbedeutend bin wie ich bin.

Ich bemühe mich in der Wahrheit und in der Liebe zu leben. Das inspiriert viele Menschen. Und das genügt. Jeder darf seinen eigenen Weg gehen. Jeder darf seine eigene Wahrheit finden. Ich verlange nicht, dass alle Menschen die gleiche Meinung wie ich haben. In meinen Gruppen verlange ich nur, dass sich die Menschen gegenseitig nicht beleidigen. Sie sollen in der Wahrheit und Liebe wachsen und nicht im Ego und im Hass. Der normale Weg in der Welt und im Internet ist es, dass die Menschen im Ego und im Hass wachsen. Sie lieben es sich gegenseitig zu beleidigen. Sie merken noch nicht einmal, dass sie ein Opfer ihres Egos sind und sich gegenseitig unglücklich machen. In meinen Gruppen geht es unnormal zu. Es herrscht die Liebe. Zwar toleriere ich auch ein gewisses Maß an Aggression. Sonst wird es langweilig. Aber bei zu viel Hass schreite ich ein. Da bin ich wirklich ein Guru.

Aber eher ein geheimer Guru, der im Hintergrund wirkt. Meine Meister haben mir erklärt, dass ich nie sagen soll, dass ich ein Guru bin. Ich soll als geheimer Guru leben. Das klappt sehr gut. Insbesondere bei meiner Freundin Barbara tue ich so, als ob sie die Chefin ist. Das durchschaut sie zwar teilweise, aber es gefällt ihr so. Die meisten Menschen möchten heutzutage selbst ihr Guru sein. Das ist okay. Ich lehre es: „Sei dein eigener Guru. Sei der Meister deines Lebens. Und wenn du dein eigenes Leben meisterst, dann wirst du ein Vorbild für andere sein.“

Die meisten Gurus sind heutzutage umstritten. Und das ist auch gut so. Es bringt die Menschen dazu nachzudenken. Sie können so selbst herausfinden, wem sie vertrauen und wem nicht. Wer wenig Weisheit und inneres Gespür hat, vertraut leicht den falschen Gurus. Daraus werden sie eines Tages lernen. Jeder, der den Weg der Unwahrheit geht, wird das eines Tages merken. Das ist das Gesetz des Karmas. Wer in der Unwahrheit lebt, der verliert das Gespür für sich selbst und macht sich selbst unglücklich. Wer andere Menschen tötet, belügt, missbraucht und bestiehlt, der kommt in die Dunkelheit und nicht ins Licht. Das ist die Kernlehre des Buddhismus. Das sind die fünf Silas, die es in ähnlicher Form in allen großen Religionen gibt. Und gegen die viel verstoßen wird.

Alle meine Meister sind umstritten. Am wenigsten gilt das für Mutter Meera, weil sie überwiegend im Schweigen lehrt. Es ist schwierig mit jemandem zu streiten, der im Schweigen lebt. Der Dalai Lama ist auch umstritten, besonders gehasst wird er von der chinesischen Führung. Dafür ist er bei den meisten Menschen im Westen sehr beliebt. Am umstrittensten ist mein Meister Sai Baba. Ich kann zu den Vorwürfen nicht viel sagen. Es hat mich am Anfang sehr geschockt, aber ich kann nicht beurteilen, ob sie berechtigt sind. Ich kann nur sagen, dass Sai Baba mir persönlich viel geholfen hat. Und ansonsten gehe ich meinen eigenen Weg. Ich übernehme das Gute und vermeide Fehler. Aber eigentlich hat jeder Mensch Fehler. Da ein erleuchteter Meister auch ein Mensch ist, darf er auch Fehler haben. Wir sollten die Fehler klar benennen und es besser machen.

Ich bin einfach nur ein Mensch, der konsequent den Weg seiner persönlichen Wahrheit und Weisheit geht. Natürlich habe ich auch Fehler. Ich arbeite daran. Es gibt viele Menschen, die mich mögen und sich von mir inspirieren lassen. Fast eine Million Menschen lesen meine Bücher und viele schreiben gute Bewertungen. Meine Yogagruppe im Internet hat viele Mitglieder. Und auch meine Buddhismus-Gruppe. Aber es gibt auch Kritiker. Das muss ich aushalten und kann ich aushalten. Normalerweise vermeide ich den Kontakt zu aggressiven Menschen. Sie tun mir nicht gut. Ich muss mir das nicht antun. Ich überfordere mich nicht mit aggressiven Diskussionen. Ich bewahre mein inneres Glück und konzentriere mich auf das Mitgefühl. Aber um ein realistisches Weltbild zu behalten, darf man das Leid der Welt nicht völlig verdrängen. Ich sehe deshalb jeden Tag die Nachrichten im Fernsehen. Sie zeigen eine Welt des Leidens, der Kriege und der Unweisheit. Und ich gehe auch manchmal in Gruppen, wo es viele negative Menschen gibt. Letztlich kann man auch an aggressiven Energien spirituell wachsen, wenn man gut damit umgeht. Ich habe auch aus aggressiven Debatten, die ich insbesondere am Anfang meiner Zeit im Internet viel geführt habe, viel gelernt. Aber mit zunehmendem Alter habe ich immer weniger Lust dazu und vermeide sie eher. Ich sage dann gar nichts. Was die Menschen natürlich auch nervt, weil sie gerne streiten wollen. Ich konzentriere mich auf das Positive.

Zur Wahrheit gehört, dass ich das Ziel der Erleuchtung kenne. Das sehen natürlich einige Menschen völlig anders. Das ist ihr Recht. Das interessiert mich nicht wirklich. Ich weiß, was ich erfahren habe. Und ich kenne auch die Fallen des Guruseins. In meinen 18 Jahren als Yogalehrer habe ich das genau beobachtet. Die meisten Menschen kommen gestresst in die Gruppen mit vielen negativen Energien. Sie übertragen das auf den spirituellen Lehrer. Der Lehrer muss diese Energien heilen, indem er sie in sich heilt und heilsam in der Gruppe wirkt. Am besten geschieht das, indem man in der Ruhe bleibt und aus der Ruhe heraus handelt. Das bringt die Menschen irgendwann zu sich selbst. Und dann kann Heilung geschehen. Irgendwann sind dann alle im Glück, der spirituelle Lehrer (Guru) und die ganze Gruppe.

Ein Guru zu sein, ist letztlich nur eine Rolle. Es ist sehr wichtig, das zu erkennen. Wenn man sich damit zu stark identifiziert, wird man leicht ein Opfer seines Egos. Erleuchtung ist eine Ebene über allen Egospielen. Erleuchtung ist reines Bewusstsein, einfach nur Sein, einfach nur Wahrheit, Liebe, Ruhe und Glück. Ohne irgendeine Anhaftung oder Ablehnung. Aus meiner Sicht sind wir letztlich alle eins. Die Kunst ist es positiv zusammenzuwirken, damit wir alle ins Glück kommen.

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