Auf der Suche nach dem Glück – ein Roman

 
„Auf der Suche nach dem Glück“ ist ein humorvoller Roman voller autobiografischer Elemente, der den Leser auf eine Reise durch das Leben eines Suchenden mitnimmt. Mit einer Mischung aus Ernsthaftigkeit und Humor bietet Nils Horn wertvolle Einsichten darüber, was es bedeutet, wirklich glücklich zu sein. Fortsetzung folgt.

Einleitung

Ich bin Nils, und meine Reise zur Entdeckung des wahren Glücks begann bereits in meiner Jugend. Im Alter von 14 Jahren entwickelte ich die „Glück-Pech-Theorie“, eine Beobachtung des Lebens, die mir half, die ständigen Wechsel von Freude und Leid zu verstehen. Diese Theorie lehrte mich, dass nach jedem Tiefpunkt auch wieder ein Hoch kommen würde. Jetzt, mit 72 Jahren, blicke ich auf ein Leben voller Erfahrungen zurück, das mich gelehrt hat, wie man sich über den ständigen Wechsel von Glück und Unglück erheben kann.

Von Anfang an war ich ein Suchender. Ich machte mein Abitur und studierte Philosophie, Psychologie und Rechtswissenschaften. Während dieser Zeit stellte ich fest, dass das Streben nach Glück nicht nur eine Frage äußerer Umstände ist, sondern vor allem eine innere Angelegenheit. Trotz meiner Erfolge im Beruf und der schönen Reisen, die ich unternahm, fand ich das dauerhafte Glück nicht. Es gab immer wieder Phasen des Leids, die mich daran erinnerten, dass das Leben in ständiger Wandlung ist.

Mit 30 Jahren traf ich auf den griechischen Philosophen Epikur. Seine Lehren über das innere Glück und die Bedeutung der inneren Zufriedenheit inspirierten mich zutiefst. Epikur betonte die Wichtigkeit der Selbstgenügsamkeit und der positiven Gedankenarbeit. Diese Erkenntnisse führten mich auf einen spirituellen Weg, der mein Leben nachhaltig veränderte.

Nach meinem Examen geriet ich in eine schwere Lebenskrise und Depression. Doch durch Meditation und spirituelle Praktiken konnte ich mich befreien. Ich arbeitete intensiv an meinen Gedanken und erlebte schließlich einen Durchbruch zur Erleuchtung – ein Zustand tiefen Friedens und positiver Gedanken. Dennoch war diese Erleuchtung nicht dauerhaft; mir fehlte das große innere Glück.

In den folgenden Jahren vertiefte ich meine spirituellen Praktiken und begegnete vielen erleuchteten Meistern. Nach drei Jahren intensiver Meditation erwachte schließlich meine Kundalini-Energie während einer Meditation im Liegen. In diesem Moment erlebte ich die Glückseligkeit, nach der ich so lange gesucht hatte. Ich wurde Yogalehrer und ließ mich von meinem Meister Swami Sivananda inspirieren, der lehrte, dass Ruhe, Liebe und Gedankenarbeit der Schlüssel zur Erleuchtung sind.

Kapitel 1: Der Beginn

Es war eine warme Frühlingssonne, die durch das Fenster schien, als ich am 16. Mai 1952 in Hamburg das Licht der Welt erblickte. Meine Mutter, Ella, hielt mich liebevoll in ihren Armen und konnte ihr Glück kaum fassen. Sie hatte sich so sehr ein Kind gewünscht, und nun war ihr Traum endlich wahr geworden. Mein Vater, Fritz, stand strahlend neben ihr und betrachtete mich mit stolzen Augen. Er konnte es immer noch nicht glauben, dass er jetzt Vater war. Die Verantwortung und Freude, die dieses Ereignis mit sich brachte, erfüllten ihn mit einer ganz neuen Bedeutung im Leben.

Die Familie war überglücklich; meine Großeltern konnten ihre Freude kaum verbergen. Alle waren sie gekommen, um mich willkommen zu heißen – das kleine Wunder, das sie so lange ersehnt hatten. Doch während die ersten Tage von Liebe und Glück geprägt waren, ahnte ich nicht, dass mein Weg alles andere als einfach sein würde.

Meine Mutter war eine Perfektionistin mit hohen Erwartungen an sich selbst und andere. Sie wollte, dass alles in ihrem Leben nach ihren Vorstellungen verlief – und ich war da keine Ausnahme. Von früh an vermittelte sie mir das Gefühl, nie gut genug zu sein. Egal, was ich tat oder wie sehr ich mich bemühte, ihre hohen Maßstäbe konnte ich nie erfüllen. Jeder Fortschritt wurde von ihr abgetan; sie fokussierte sich nur auf das, was ich noch besser machen sollte. Ich fühlte mich oft wie ein Mickerling – schwächlich und unzulänglich.

In meiner Verzweiflung wandte ich mich an meine Oma, die in einem benachbarten Ort lebte. Sie war das genaue Gegenteil meiner Mutter: warmherzig, liebevoll und voller Verständnis für meine Gefühle. Oft verbrachte ich meine Zeit bei ihr; sie erkannte früh mein außergewöhnliches Potenzial und ermutigte mich stets, an meine Fähigkeiten zu glauben. Ihre Worte waren wie Balsam für meine Seele: „Du wirst eines Tages Großes erreichen“, sagte sie oft mit einem Lächeln auf den Lippen. Diese Liebe und Unterstützung gaben mir die nötige Stärke, um meinen Weg zu finden.

 

Mein Vater Fritz war Buchhalter in einer kleinen Firma und gleichzeitig ein freischaffender Steuerbevollmächtigter. Er war bekannt für seine Zuverlässigkeit und Genauigkeit in den Zahlen, die er verwaltete. Während meine Mutter sich um das Zuhause kümmerte und uns beiden den Rücken freihielt, liebte es mein Vater zu singen und mit seinen Freunden zu feiern – ein lebenslustiger Mann voller Geschichten aus seiner Jugend als Wandervogel.

Trotz ihrer Unterschiede verband die beiden eine starke Liebe zueinander. Fritz schätzte Ellas Disziplin und ihre Fähigkeit, die Familie zu managen; sie bewunderte seinen Humor und seine Lebensfreude. Während unsere Beziehung herzlich und liebevoll war, gab es einen Aspekt zwischen meinem Vater und mir, bei dem wir uns nicht einig waren: den spirituellen Weg.

Ich war fasziniert von allem Spirituellen; es zog mich magisch an. Mein Vater hingegen war sehr weltlich eingestellt – für ihn bestand der Lebenssinn darin, hart zu arbeiten und ansonsten das Leben in vollen Zügen zu genießen. Als er schließlich im Alter von 79 Jahren starb, fiel ich in ein tiefes Loch der Traurigkeit. Ein halbes Jahr lang trauerte ich um ihn.

Doch eines Nachts hatte ich einen außergewöhnlichen Traum: Mein Vater erschien mir darin und sprach mit liebevollen Worten: „Du hast den richtigen Weg gewählt, mein Sohn.“ Auch wenn er es nicht immer verstanden hatte, sah er jetzt klarer: „Ich sehe jetzt, dass du den richtigen Weg gehst.“ In diesem Traum reichte er mir ein Buch mit goldenen Lettern auf dem Cover: „Der Weg des Yoga“. „Dieses Buch wird dich weiterführen“, sagte er.

Als ich erwachte, liefen mir Tränen der Rührung über die Wangen; der Traum fühlte sich so real an! Es war fast so, als ob mein Vater mir tatsächlich von jenseits der Grenzen zuflüsterte. Und so setzte ich meine spirituelle Reise fort – auf der Suche nach dem Glück in all seinen Facetten.

1.1 Der Opa

In einem verträumten Wald nahe Hamburg Duvenstedt stand ein kleines, malerisches Haus, das einst meinen Großeltern mütterlicherseits gehörte – Arthur und Frieda Pelz. Ich erinnere mich noch gut an die warmen Sommernachmittage, die ich dort verbrachte. Frieda war eine herzensgute Frau, voller Liebe und Wärme. Jeder, der sie kannte, spürte sofort ihre liebevolle Ausstrahlung. Sie war eine fürsorgliche Oma, die mich mit ihrer Zuneigung umhüllte und mir das Gefühl gab, dass ich etwas ganz Besonderes war.

Oft saß ich auf ihren Knien, während sie mir zauberhafte Geschichten aus alten Märchenbüchern erzählte. Ihre Stimme war sanft und beruhigend, und ich konnte nicht anders, als mich in den fantastischen Welten zu verlieren, die sie für mich erschuf. In diesen Momenten fühlte ich mich geborgen und geliebt – ein Gefühl, das ich in der strengen Atmosphäre meines eigenen Zuhauses oft vermisste.

Mein Großvater Arthur war ein beeindruckender Mann von starker Statur und viel Lebenserfahrung. Er hatte als Soldat bei der kaiserlichen Garde im Ersten Weltkrieg gedient und erzählte begeistert von seinen Erlebnissen. Obwohl die Kriegszeit schwierig gewesen war, brachte er eine beeindruckende Tapferkeit und eine besondere Art des Erzählens mit sich, die mich faszinierte. Mit glänzenden Augen lauschte ich seinen Geschichten und stellte mir vor, wie es gewesen sein musste, als er für sein Land kämpfte.

Durch diese Erzählungen entwickelte ich einen tiefen Respekt für die Vergangenheit und das Erbe meiner Großeltern. Arthur hatte in seiner Jugend viele Herausforderungen gemeistert; er war ein Überlebenskünstler. Doch trotz all seiner Stärke trug er auch die Narben des Krieges mit sich – eine Granate hatte seine Füße schwer verwundet, sodass er sein Leben lang humpeln musste. Diese Verletzung schien ihn jedoch nicht zu bremsen; vielmehr schien sie ihm noch mehr Antrieb zu geben.

Als ich älter wurde, zog ich schließlich in das kleine Haus im Wald – ein Ort voller Erinnerungen an meine glückliche Kindheit und die liebevolle Unterstützung meiner Großeltern. Es fühlte sich an wie eine Rückkehr zu meinen Wurzeln. Das Haus füllte sich nun mit der Magie und Liebe von mir und meiner Frau Barbara; wir schufen neue Erinnerungen an diesem besonderen Ort.

 

Arthur wuchs in einer Handwerkerfamilie auf; sein Vater war ein angesehener Tischlermeister. Obwohl er von klein auf die Kunst des Handwerks erlernte, zog es ihn nicht zu dieser Berufung. Mit 18 Jahren trat er der kaiserlichen Garde in Berlin bei – eine Entscheidung getroffen in einer Zeit voller Unsicherheit und Unruhe. Der Erste Weltkrieg führte ihn nach Ostpreußen, wo er gegen das russische Heer kämpfte.

Er kehrte als Kriegsheld zurück, doch der Preis war hoch: Der Krieg zog weiter nach Frankreich, wo er schwer verwundet wurde. Trotz der Schrecken des Krieges blieb Arthur ein Mann von großer Stärke und Durchhaltevermögen.

In späteren Jahren wurde Arthur mein geliebter Großvater. Die Bindung zwischen uns war tief; ich hing an seinen Lippen, wenn er von vergangenen Abenteuern erzählte. Wir unternahmen gemeinsame Radtouren durch den Wald und das Umland – immer auf der Suche nach neuen Entdeckungen oder einem gemütlichen Plätzchen zum Verweilen. Arthur liebte den Alkohol; während er sich ein Bier gönnte, bestellte ich mir einen Apfelsaft. Oft kamen wir ziemlich betrunken nach Hause – sehr zum Missfallen meiner Oma Frieda.

In einer Zeit, als die Nazis Deutschland beherrschten, wurde Arthur zu einem stillen Helden des Widerstands. Er konnte nicht ertragen, was um ihn herum geschah; zusammen mit einigen Freunden trat er einer Widerstandsgruppe bei, die gegen das Regime kämpfte. Sie setzten ihr Leben aufs Spiel, um anderen zu helfen und dem Faschismus Einhalt zu gebieten.

Es war nur dem Zufall und einer mutigen Nachbarin zu verdanken, dass Arthur nicht verhaftet wurde; sie warnte ihn vor einem Treffen seiner Gruppe. Seine Freunde waren weniger glücklich; sie wurden ins Konzentrationslager geschickt und verloren ihr Leben dort.

Arthur und Frieda versteckten sogar eine Jüdin vor den gefährlichen Augen der Nazis – eine Entscheidung voller Risiko! Doch sie fühlten sich verpflichtet zu helfen und gegen die Ungerechtigkeit zu kämpfen.

Für mich war Arthur ein wahrer Held meiner Kindheit – jemand, den ich bewunderte für seine innere Kraft und seine Bereitschaft, für das Richtige einzustehen. In seinen Geschichten fand ich Inspiration für meine eigene Suche nach Glück; seine Taten lehrten mich den Wert von Mut und Menschlichkeit in dunklen Zeiten.

So lebte ich mit dem Wissen um das Vermächtnis meiner Großeltern weiter – geprägt von ihrer Liebe sowie ihrem unerschütterlichen Glauben daran, dass man auch in schwierigen Zeiten für das Gute kämpfen kann.

1.2 Die Oma

Oma Frieda war eine Frau voller Liebe und Fürsorge, aber auch ängstlich und besorgt. Ihre Liebe für mich kannte keine Grenzen; sie glaubte von ganzem Herzen an mein Potenzial und meine Träume. Durch ihre bedingungslose Unterstützung half sie mir, an mich selbst zu glauben und erfolgreich zu werden.

Die Erinnerungen an die Zeit während des Zweiten Weltkrieges sind mir besonders eindrücklich geblieben. Inmitten der schrecklichen Hungersnot fühlte sich Frieda gezwungen, auf dem Feld eines Bauern Kartoffeln zu sammeln, die nach der Ernte übrig geblieben waren. Ich erinnere mich noch gut daran, wie sie mir von dieser Erfahrung erzählte – mit zitternder Stimme und einem Hauch von Scham. Sie war so ängstlich und aufgeregt, dass der Bauer sie erwischte. Doch trotz dieses Zwischenfalls schaffte es die Familie, gut durch die Kriegszeit zu kommen. Sie bauten auf ihre, Grundstück viele Früchte und Gemüse an, was ihnen half, den Hunger zu lindern.

Frieda hegte eine besondere Liebe für ihren Garten, der ein wahres Paradies war. Dort pflanzte sie viele Rosen, deren wundervolle Blütenpracht einen betörenden Duft verströmte, der das ganze Grundstück erfüllte. Es war ein Ort des Friedens und der Schönheit – ein Rückzugsort für uns alle in schwierigen Zeiten. Neben den Rosen erntete sie stolz Karotten und Kartoffeln aus ihrem Gemüsegarten; ihre Hände waren oft voller Erde, doch ihr Lächeln strahlte immer heller als jede Blüte.

 

Sie war eine geschickte Köchin und sorgte dafür, dass unser Zuhause immer nach frischem Bohnerwachs duftete. Die Gemütlichkeit des Hauses strahlte eine Atmosphäre von Wärme und Liebe aus – ein Gefühl, das ich nie vergessen werde. In den frühen Morgenstunden wurde der Herd in der Küche mit Holz und Kohlen angeheizt. Wenn das Feuer knisterte und das Haus erwärmte, saßen wir am Frühstückstisch zusammen: Oma Frieda, Opa Arthur und ich. Wir lauschten gemeinsam der Radiosendung „Von Hamburg nach Haiti“, Arthurs Lieblingssendung. Er liebte es, den Reiseberichten und Abenteuern zuzuhören; seine Augen leuchteten vor Begeisterung.

Der Nachmittag brachte eine wunderbare Tradition mit sich: Kaffee und Kuchen. Die Familie versammelte sich um den gedeckten Tisch, während Frieda liebevoll die Köstlichkeiten zubereitete – oft frisch gebackenen Apfelkuchen oder saftige Rüblitorte. Der Duft von frisch gebrühtem Kaffee mischte sich mit dem süßen Aroma des Kuchens; es war ein Fest für die Sinne.

Ich besuchte meine Großeltern oft mit dem Fahrrad; die Fahrt durch den Wald war für mich immer ein kleines Abenteuer. Die Jahre vergingen wie im Flug, doch die Erinnerungen an Oma Frieda und Opa Arthur blieben in meinem Herzen lebendig. Ihr liebevolles Erbe hatte mich geprägt – nicht nur durch ihre Geschichten oder die köstlichen Mahlzeiten, sondern vor allem durch die Wärme und Geborgenheit ihres Zuhauses.

Die Lektionen meiner Großeltern waren tief in mir verwurzelt: Nichts ist wichtiger als Familie; Liebe ist das Fundament eines glücklichen Lebens; man muss auch in schwierigen Zeiten zusammenhalten. Diese Werte wurden zu einer ständigen Quelle der Inspiration und Stärke für mich – ein Licht in dunklen Zeiten.

Oma Friedas Garten blieb nicht nur ein Ort des Wachstums für Pflanzen; er wurde auch zum Symbol für meine eigene Entwicklung. So wie sie ihre Blumen pflegte und zum Blühen brachte, so half sie mir dabei, meine eigenen Träume zu hegen und wachsen zu lassen. Ihre bedingungslose Liebe gab mir den Mut, meinen eigenen Weg zu finden – einen Weg voller Herausforderungen, aber auch voller Möglichkeiten.

In jedem Moment ihrer Zuneigung spürte ich die Kraft ihrer Überzeugung: dass ich alles erreichen konnte, was ich mir vornahm. Und so trage ich ihr Erbe in meinem Herzen weiter – als ständige Erinnerung daran, dass wahres Glück oft dort gefunden wird, wo man es am wenigsten erwartet: in der Liebe einer Großmutter und im warmen Licht eines kleinen Hauses im Wald.

1.3 Die Großeltern väterlicherseits

An der Elbe lebten meine Großeltern väterlicherseits, die Horns. Leider habe ich meinen Großvater Wilhelm nie kennengelernt, da er früh verstorben ist. Als Beamter hatte er sein Leben damit verbracht, für die Gemeinschaft zu arbeiten und ein solides Leben für seine Familie aufzubauen. Doch der Stress, den er als Soldat im Zweiten Weltkrieg erlebt hatte, forderte seinen Tribut; im Alter von nur 65 Jahren erlitt er einen Herzinfarkt. Die Geschichten über ihn, die ich von meiner Familie hörte, waren stets von Respekt und Bewunderung geprägt. Er war ein Mann des Anstands und der Integrität – Werte, die auch in unserer Familie hochgehalten wurden.

Meine Großmutter Elisabeth Horn hingegen war eine starke und sehr schöne Frau. Sie wurde stolze 100 Jahre alt und lebte in ihrem Haus in Hamburg Rissen, das immer voller Leben und Lachen war, wenn wir sie besuchten. Ihre Augen strahlten eine Wärme aus, die jeden Raum erfüllte. Ich erinnere mich an die vielen Nachmittage, die ich mit meinen Eltern bei ihr verbrachte; sie bereitete köstliche Kuchen und erzählte uns Geschichten aus ihrer Jugend.

Mein Vater hatte einen jüngeren Bruder und vier Schwestern – es war eine große Familie, die viel Spaß hatte. Alle hatten einen ausgeprägten Sinn für Humor und liebten die Geselligkeit. Die Zusammenkünfte waren immer ein Fest; wir lachten viel und genossen das Zusammensein. Besonders gut lernte ich meine Tante Senta kennen. Sie war eine bemerkenswerte Frau, die ihre Mutter im Alter pflegte und nach ihrem Tod das Haus erbte.

 

Senta hatte in ihrer Jugend als Gerichtsschreiberin während des Nationalsozialismus gearbeitet. Ihre Erinnerungen an diese Zeit waren geprägt von Schmerz und Trauer. Sie erzählte mir oft von den vielen Erschießungen im Hof des Hamburger Strafgerichts – Szenen, die sie tief erschütterten. Viele junge Männer und Frauen wurden wegen kleinster Verfehlungen oder Kritik am Regime zum Tode verurteilt. Diese Erfahrungen hatten Senta so mitgenommen, dass sie im Alter an Magenproblemen litt; der Schrecken der Vergangenheit ließ sie nie ganz los.

Es war schockierend zu hören, wie sehr diese dunkle Zeit ihr Leben geprägt hatte. Senta sprach oft darüber, wie wichtig es sei, aus der Geschichte zu lernen und sich gegen jede Form von Unterdrückung zu engagieren. Hätte sie heute gelebt, wäre sie sicherlich eine leidenschaftliche Stimme gegen den neuen Nazismus in Deutschland gewesen – eine Zeitzeugin, die ihre Erfahrungen teilte, um andere zu warnen.

Die Besuche bei meiner Großmutter Elisabeth waren für mich immer etwas Besonderes. Sie schaffte es, trotz des Verlustes ihres Mannes und der schweren Erinnerungen ihrer Tochter Senta eine Atmosphäre der Geborgenheit zu schaffen. Ihr Haus war ein Ort des Trostes; es roch nach frisch gebackenem Brot und Kräutern aus dem Garten.

Elisabeth erzählte mir oft von den schönen Momenten ihres Lebens – von der Liebe zu meinem Großvater Friedrich und den glücklichen Tagen mit ihren Kindern. Diese Geschichten waren nicht nur Erinnerungen; sie waren Lektionen über das Leben selbst: über Verlust und Trauer, aber auch über Hoffnung und Resilienz.

In diesen Gesprächen spürte ich den unaufhörlichen Fluss der Zeit – wie Generationen kommen und gehen, aber die Werte von Liebe und Zusammenhalt bestehen bleiben. Die Stärke meiner Großmutter inspirierte mich; sie zeigte mir, dass man auch in schweren Zeiten weiterleben kann – dass man sich nicht unterkriegen lassen darf.

So trage ich das Erbe meiner Großeltern väterlicherseits in meinem Herzen weiter: den Glauben an Gerechtigkeit, den Mut zur Wahrheit und die Bedeutung von Familie. In einer Zeit voller Herausforderungen ist es wichtig zu wissen: Wir sind nicht allein; wir tragen das Erbe unserer Vorfahren in uns – ihre Hoffnungen, Ängste und Träume leben durch uns weiter. Und so werde ich weiterhin für das Gute kämpfen – inspiriert von den starken Frauen und Männern meiner Familie.

1.4 Schwester Sabine

Nils hatte eine Schwester, die zehn Jahre nach ihm geboren wurde – Sabine. Als Kind war sie ein kleiner Buddha, immer glücklich und fröhlich. Ihr Lachen erfüllte das Haus mit einer Leichtigkeit, die selbst die schwersten Tage erträglicher machte. Doch als sie im Alter von sechs Jahren zur Schule kam, begann das Drama. Ihre Mutter Ella, die selbst unter einer Schulneurose litt, übertrug diese Ängste auf ihre Tochter. Jedes Mal, wenn Sabine mittags von der Schule zurückkam, begann Ella sofort mit ihr zu schimpfen und zu streiten. Sie sollte viel lernen, ihre Hausaufgaben machen und in der Schule gut abschneiden.

Der ständige Druck führte jedoch zum Gegenteil: Sabine bekam eine Lernblockade. Die Freude am Lernen wich der Angst vor dem Versagen. Im Laufe der Jahre wurde sie zunehmend depressiv und verließ schließlich vorzeitig die Schule. Es war eine schmerzhafte Zeit für unsere Familie; ich fühlte mich oft hilflos und wünschte mir, ich könnte ihr helfen.

Nach ihrer Schulzeit entschied sich Sabine für eine Ausbildung in biologischer Landwirtschaft. Dort lernte sie einen jungen Mann kennen, und gemeinsam kauften sie sich einen Bauernhof im Schwarzwald. Sie heirateten und bekamen zwei Söhne – es schien, als würde sie endlich ihren Platz im Leben finden. Doch nach einigen Jahren begannen die Probleme; Streitigkeiten wurden häufiger und die Beziehung zerbrach schließlich.

 

Das Sozialamt nahm ihnen die Kinder weg – ein weiterer harter Schlag für meine Schwester. Ihr Mann behielt den Bauernhof, während Sabine versuchte, sich als freie Ziegenhirtin durchzuschlagen. In dieser Zeit entdeckte sie ihre Unabhängigkeit und Stärke; da sie jung und schön war, interessierten sich viele Männer für sie. Schließlich lernte sie einen Knecht vom benachbarten Bauernhof kennen und heiratete ihn.

Gemeinsam bauten sie ein kleines Haus im Schwarzwald mit einer Käseküche auf. Dort stellten sie Biokäse her, den sie im Umland verkauften. Es war ein neuer Anfang für Sabine – eine Chance, ihre Leidenschaft für die Natur und das Leben auf dem Land auszuleben.

Trotz all der Herausforderungen hatte ich stets ein gutes Verhältnis zu meiner Schwester behalten. In unserer Kindheit spielten wir oft zusammen und erlebten verrückte Abenteuer in den Wäldern rund um unser Zuhause. Ich sah mich immer als Beschützer meiner kleinen Schwester; es war mein instinktives Bedürfnis, sie vor allem Schlechten zu bewahren.

Als ich den spirituellen Weg entdeckte, konnte ich auch Sabine davon überzeugen, dass es mehr im Leben gab als nur materielle Sorgen und Ängste. Sie öffnete sich langsam für meine Überzeugungen und begann ebenfalls nach einem tieferen Sinn zu suchen. Eines Tages besuchte sie sogar den erleuchteten Meister Sathya Sai Baba in Indien und wurde seine Schülerin.

Ihr spiritueller Weg bestand darin, neben ihrer Arbeit als Ziegenhirtin mehrmals in der Woche in einer Gruppe spirituelle Lieder zu singen – eine Praxis des Bhakti-Yoga, die ihr half, ihre innere Ruhe wiederzufinden und ihre Seele zu nähren. Diese Lieder waren nicht nur Melodien; sie waren Gebete voller Hingabe und Liebe.

Sabines Transformation war beeindruckend; aus dem kleinen Mädchen voller Ängste wurde eine starke Frau mit einem klaren Ziel vor Augen: das Licht in ihrem Leben zu finden und anderen dabei zu helfen, dasselbe zu tun. Sie fand Frieden in der Natur um sich herum – bei den Ziegen auf dem Hof oder beim Singen mit Gleichgesinnten.

Ich erinnere mich an einen besonderen Tag im Frühling: Wir saßen zusammen auf einer Wiese hinter ihrem kleinen Haus im Schwarzwald. Die Sonne schien warm auf unsere Gesichter, während wir über unsere Träume sprachen – über das Leben, die Liebe und den Glauben an etwas Größeres als uns selbst. In diesem Moment fühlte ich mich so verbunden mit meiner Schwester wie nie zuvor.

Sabines Reise war nicht einfach gewesen; sie hatte viele Hürden überwinden müssen. Doch durch all das Leid hatte sie gelernt, was es bedeutet, wirklich lebendig zu sein – was es heißt, aus der Dunkelheit ins Licht zu treten.

In diesen gemeinsamen Momenten erkannte ich einmal mehr: Egal wie weit wir uns voneinander entfernen mögen oder welche Herausforderungen uns begegnen – die Bindung zwischen Geschwistern bleibt bestehen. Wir sind Teil eines größeren Ganzen; unsere Geschichten sind miteinander verwoben wie die Wurzeln eines alten Baumes.

Kapitel 2: Der Tanz der Beziehungen

Liebe macht das Leben glücklich. Das erfuhr ich das erste Mal im Alter von 12 Jahren. Ich war damals Mitglied bei den Pfadfindern, und das Wandern in der freien Natur war mein Hobby. In meiner Schulklasse gab es ein Mädchen namens Anna, das immer robuste Wanderschuhe trug. Vermutlich war sie auch eine Wanderin. Doch ich war zu schüchtern, um sie direkt anzusprechen. Stattdessen entschloss ich mich zu einem kleinen, aber mutigen Schritt: Ich hängte in der Garderobe meinen Mantel über ihren Mantel, um ihr ein zartes Liebeszeichen zu geben.

Eines Tages bemerkte ich mit klopfendem Herzen, dass ihr Mantel über meinem hing. In diesem Moment fühlte ich mich wie auf Wolken – ein kleines Zeichen der Zuneigung, das mich für den Rest des Tages strahlen ließ. Es war eine unschuldige Kindheitsromanze, die mir zeigte, wie schön es ist, geliebt zu werden und Liebe zu empfinden.

Den nächsten Annäherungsversuch an die Frauenwelt machte ich im Alter von 15 Jahren – oder vielmehr ging diesmal die Annäherung von der Gegenseite aus. Es war eine Party in der Schule, und ich wurde eingeladen. Ein Mädchen aus meiner Klasse namens Ursula hatte sich in mich verliebt. Als wir zusammen tanzten, spürte ich zum ersten Mal in meinem Leben die Kraft des sexuellen Verlangens. Die Musik umhüllte uns wie ein sanfter Schleier, und während wir uns im Takt bewegten, fühlte ich eine Verbindung zu ihr, die mich überwältigte.

Doch leider blieb ich weiterhin sehr schüchtern. Nach dieser Party tauschten wir noch viele Tage sehnsüchtige Blicke aus – Blicke voller unerfüllter Wünsche und Träume. Ursula heiratete später einen anderen Mann und bekam viele Kinder; wenn ich sie geheiratet hätte, wäre mein Leben vermutlich ganz anders verlaufen.

Als ich 16 Jahre alt war, wurde es langsam Zeit für mich, meine Schüchternheit abzulegen. Gemeinsam mit meinem Freund Wolfgang besuchte ich eine Tanzschule – ein mutiger Schritt in die Welt des Erwachsenwerdens. Dort verliebte ich mich erneut in ein Mädchen namens Lisa und durfte sie sogar nach Hause begleiten. Doch meine Aufregung war so groß, dass ich die ganze Zeit redete – ununterbrochen über alles Mögliche: meine Hobbys, meine Träume und sogar meine Ängste.

Leider stellte sich heraus, dass dies nicht gerade charmant wirkte; Lisa war genervt und wollte nichts mehr von mir wissen. Es war eine schmerzhafte Lektion für mich: Manchmal kann man durch Überenthusiasmus mehr kaputtmachen als aufbauen.

Meinen ersten Kuss erhielt ich dann im Skiurlaub über Silvester mit einer Jugendgruppe der Naturfreunde in einer Schihütte in den Bergen Österreichs. Die Atmosphäre war sexuell aufgeladen; es gab Jungs und Mädchen aus verschiedenen Städten und Ländern. Eine schöne Wienerin namens Clara fand schnell heraus, dass wir gut zusammenpassten – sowohl beim Skifahren als auch beim Küssen. Sie konnte wunderbar küssen!

Ich lernte an diesem Abend nicht nur das Küssen; Clara war auch eine ausgezeichnete Skifahrerin. Gemeinsam wurden wir beim Paarlauf zum Siegerpaar gekürt und gewannen eine große Schokotorte – ein süßer Lohn für unsere Mühen! Wir aßen die Torte gemeinsam auf und lachten dabei herzhaft; es war ein unvergesslicher Moment voller Freude und Unbeschwertheit.

Mit 17 Jahren besuchte ich das Gymnasium. Im Unterricht sprachen wir oft über das Ziel einer Welt des Friedens, des Glücks und der Gerechtigkeit – Themen, die mich tief berührten und begeisterten. Diese Gespräche inspirierten mich dazu, mich politisch zu engagieren; ich wurde Klassensprecher und organisierte zusammen mit meinen Freunden Jochen und Norbert politische Schulversammlungen.

Durch mein Engagement wurden viele Mädchen aus den unteren Klassen auf mich aufmerksam; einige verliebten sich sogar in mich. Ich hatte sogar einen kleinen Fankreis, der mich oft aufsuchte. Doch trotz all dieser Aufmerksamkeit kam es irgendwie nie zu einer engen Beziehung. Vielleicht lag es an meiner Unsicherheit oder daran, dass ich noch nicht bereit war für etwas Ernsthaftes. Und während ich durch diese Erfahrungen navigierte – von schüchterner Zuneigung bis hin zu aufregenden ersten Küssen – wusste ich tief im Inneren: Der Tanz der Beziehungen hatte gerade erst begonnen.

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