Anpassung oder Abgrenzung auf dem Weg der Erleuchtung

Auf dem Weg der Selbstverwirklichung muss man sich genau spüren und seinen Weg gehen. Im Beruf und in einer Beziehung muss man sich oft anpassen und Kompromisse machen. Beides zusammen zu leben ist oft nicht einfach.

Für den Weg der Erleuchtung ist es wichtig in der Wahrheit zu leben. Wer wirklich den spirituellen Weg geht, der wird dadurch oft in Konflikt mit weltlichen Menschen und mit Menschen aus anderen spirituellen Richtungen geraten. Wie gehen wir mit solchen Konflikten um?

Das Wichtigste im Leben ist die spirituelle Selbstverwirklichung. Nach meiner Erfahrung lohnt es sich für die Erleuchtung alles zu tun. Ich habe vor dreiunddreißig Jahren meinen Beruf als Rechtsanwalt und meine Familie aufgegeben. Ich lebte dreißig Jahre als abgeschiedener Yogi. Das war sehr wichtig, um mich genau spüren zu können und kennenzulernen.

Im meiner damaligen Familie war meine Frau sehr dominant. Ich musste viele Kompromisse eingehen und oft ihrem Willen folgen. Dadurch habe ich im Laufe der Jahre sehr stark das Gespür für mich selbst verloren. Ein genaues Gespür für sich selbst ist aber zentral auf dem spirituellen Weg. Wir können nur dann unsere inneren Verspannungen, Verletzungen und Traumata auflösen, wenn wir genau in uns hineinspüren und ein gutes Gefühl für uns selbst haben. Wir können nur dann unseren Weg zur Erleuchtung finden, wenn wir genau auf unser inneres Gespür achten.

Bei mir war es sogar noch dramatischer. In meinem letzten Leben war ich ein Mönch. Als Mönch musste ich sehr viele Regeln befolgen. Der Tagesablauf war sehr starr. Dadurch verlor ich ebenfalls sehr stark das Gefühl für mich selbst. Ich strebte als Mönch nach Erleuchtung, nach Heiligkeit, nach einem Leben in Gott und nach dem Paradies. Aber ich verfehlte dieses Ziel, weil ich mich nicht traute mich ausreichend selbst zu leben. Ich praktizierte den spirituellen Weg nur formal. Ich machte die spirituellen Übungen nicht so, dass sie für mich gut wirkten, sondern so, dass meine Oberen zufrieden waren. Das geschieht vielen Menschen in den Religionen so. Sie werden durch ihre Anpassung von den Oberen belohnt und vom Leben bestraft. Sie verfehlen ihr Leben, wenn sie nicht sich selbst leben.

In diesem Leben beschloss ich deshalb diesen Fehler nicht noch einmal zu machen. Als abgeschiedener Yogi brauchte ich vier Jahre um ein genaues Gespür für mich selbst zu entwickeln. Ich übte es auf meine kleinsten Gefühle und Impulse zu achten. Ich verdrängte nicht mehr meine eigenen Wünsche, sondern lebte konsequent den Weg meiner Wahrheit. So fand ich den für mich effektiven spirituellen Weg und brach damit zur Erleuchtung durch.

Jetzt lebe ich wieder in einer Beziehung. Ich mache Kompromisse. Ich bin wieder mit einer starken Frau zusammen. Aber jetzt kenne ich mich und weiß genau was ich brauche. Ich kann mich ausreichend abgrenzen. Wenn meine spirituelle Entwicklung es erfordert, kann ich einen Weg finden, der für uns beide passt. Ich kann mir auch ausreichend Freiraum für mich selbst schaffen. Ich kann sanft und nachgiebig sein und trotzdem in den entscheidenden Punkten ganz bei mir bleiben.

Ich schaffe es meinen spirituellen Weg zu gehen und mich gleichzeitig ausreichend an das äußere Leben anzupassen und flexibel mit dem Leben zu fließen. Mein Meister Swami Sivananda lehrte es, dass ein Yogi völlig flexibel sein und sich an alle Situationen anpassen können muss. Das ist ein guter Weg das Ego loszulassen. Aber man sollte auch immer ein gutes Gespür für sich selbst bewahren und sich selbst ausreichend leben.

Das tat mein Meister Sivananda auch. Er leitete einen großen Ashram in Indien und war völlig für seine Leute da. Aber manchmal verschwand er. Er flüchtete sich in die Abgeschiedenheit um sich selbst zu spüren. Auch Jesus zog sich manchmal zum Meditieren zurück. Und so tun es auch viele tibetische Mönche und Yogis. Sie ziehen sich zur Meditation für lange Zeit in ihr Zimmer zurück oder verbringen einige Jahre im Retreat.

In meinem Beruf als Yogalehrer und als Schriftsteller konnte ich mich gut selbst leben. Aber als spiritueller Lehrer gerate ich oft in Konflikt mit anderen spirituellen Richtungen. Ich lehre den undogmatischen Weg. Ich lehre es auf sein Herz zu hören und alle dogmatischen Regeln auch mal zu brechen. Das gefällt vielen dogmatischen Menschen nicht. Sie mobben mich wo sie können und sind oft sehr aggressiv. Ich ertrage das. Es gehört zu meinem Weg dazu. Aber ich kann mich auch ausreichend abgrenzen, einfach schweigen oder den Kontakt beenden.

Ich verstehe, dass viele Menschen auf dem spirituellen Weg klare Regeln brauchen. Für Anfänger ist es gut erst einmal einem genauen System zu folgen. So gewöhnt man sich an den spirituellen Weg. Man muss erst ein System gut lernen, bis man es übersteigen kann. So tat ich es mit dem Yoga. Ich machte eine gründliche Ausbildung im Sivananda-Yoga. Und dann entwickelte ich meinen eigenen Weg. Es ist der Yoga des inneren Gespürs, der intuitive Yoga. Ich nenne es den Glücks-Yoga.

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