In China gibt es eine berühmte Anekdote über den Philosophen Zhuangzi, der im 4. Jahrhundert v. Chr. lebte. Eines Tages träumte Zhuangzi, dass er ein Schmetterling sei, der durch die Lüfte flatterte. Er war so glücklich und frei von allen Sorgen, dass er völlig vergaß, dass er Zhuangzi war. Plötzlich wachte er auf. Nun fragte er sich: War er Zhuangzi, der geträumt hatte, ein Schmetterling zu sein, oder war er ein Schmetterling, der jetzt träumte, Zhuangzi zu sein?
Diese Geschichte wird oft zitiert, um die Relativität von Wahrnehmung und Realität zu diskutieren und zeigt Zhuangzis tiefgründige Philosophie des Daoismus, die besagt, dass das Leben ein Traum ist und die Grenzen zwischen Realität und Illusion fließend sind. Aus der Sicht der Erleuchtung ist man ewiges und umfassendes Bewusstsein, das sich in einem vergänglichen Körper manifestiert hat.
Der exzentrische Eremit
Eine weitere bekannte chinesische Anekdote ist die Geschichte von Zhang Guolao, einem der Acht Unsterblichen des Daoismus. Zhang Guolao soll ein exzentrischer Eremit gewesen sein, der rückwärts auf einem Esel reiten konnte. Eines Tages traf er Kaiser Xuanzong von Tang, der ihn bat, auf seiner Laute für ihn zu spielen.
Das Guqin ist ein traditionelles chinesisches Saiteninstrument, das für seine harmonischen Klänge und seine Rolle in der daoistischen Praxis bekannt ist. Zhang Guolao wird oft dargestellt, wie er auf dem Rücken eines Esels reitet und dabei das Guqin spielt, um spirituelle Energie zu kanalisieren und magische Kräfte zu entfesseln.
Zhang Guolao stimmte zu, aber nur unter der Bedingung, dass der Kaiser nicht klatschen würde. Nachdem ein wunderschönes Lied auf seinem magischen Bambusinstrument gespielt hatte, konnte der Kaiser sich nicht zurückhalten und klatschte. Im nächsten Moment verschwand Zhang Guolao mitsamt seinem Esel in einer Wolke – er hatte den Kaiser getestet und dieser hatte seine Selbstbeherrschung nicht bewahren können.
Der kluge General
In der Zeit der Drei Reiche gab es einen berühmten General namens Zhuge Liang, der auch für seine Weisheit bekannt war. Eines Tages, während einer Schlacht, gingen ihm die Pfeile aus. Er entwickelte einen kühnen Plan, um von seinem Feind Pfeile zu “borgen”. Zhuge Liang befahl seinen Männern, Schiffe mit Strohpuppen zu beladen und sie in Richtung des feindlichen Lagers zu schicken. Der Feind, der dachte, es handle sich um einen echten Angriff, schoss Tausende von Pfeilen auf die Schiffe ab und deckte so die Strohpuppen mit Pfeilen ein. Die Schiffe kehrten zurück, und Zhuge Liang hatte nun genug Pfeile für seine Armee. Diese Anekdote wird erzählt, um die Cleverness und den Erfindungsreichtum von Zhuge Liang zu illustrieren und zeigt, dass manchmal Intelligenz und List über reine Kraft siegen können.
Der begnadete Maler
Es war einmal ein Maler namens Wu Daozi, der im 8. Jahrhundert während der Tang-Dynastie lebte. Er war bekannt für seine atemberaubenden Wandgemälde, die so lebendig waren, dass sie fast real erschienen. Eines Tages wurde er vom Kaiser beauftragt, ein Wandgemälde für seinen Palast zu malen. Nachdem er das Gemälde vollendet hatte, zeigte er es dem Kaiser und erklärte, dass in einer bestimmten Höhle im Gemälde ein Geist wohne. Als der Kaiser näher trat, um einen Blick zu werfen, betrat Wu Daozi die gemalte Höhle und verschwand spurlos. Das Gemälde verschwand ebenfalls, und Wu Daozi wurde nie wieder gesehen.
Diese Anekdote vermittelt die Idee, dass wahre Kunst den Betrachter in eine andere Welt entführen kann, und dass der Künstler selbst der erste ist, der diese Reise antritt.
Der weise Bauer
Einst lebte in einem Dorf ein alter Bauer, der einen Esel besaß, der ihm half, sein Land zu bestellen. Eines Tages lief der Esel weg und kam nicht zurück. Die Nachbarn des Bauern, die von dem Vorfall hörten, kamen, um ihr Beileid auszudrücken und sagten: „Was für ein Unglück! Dein Esel ist weggelaufen, was wirst du jetzt tun?“ Der alte Bauer antwortete ruhig: „Wer weiß, was gut oder schlecht ist? Alles hat seinen Zweck.“
Einige Tage später kehrte der verlorene Esel zurück und brachte eine Gruppe wilder Pferde mit sich. Die Nachbarn des Bauern, die von dem unerwarteten Ereignis hörten, kamen zu ihm und sagten: „Was für ein Glück! Dein Esel ist zurückgekommen und hat dir dazu noch eine Gruppe wertvoller Pferde gebracht!“ Der alte Bauer antwortete erneut gelassen: „Wer weiß, was gut oder schlecht ist? Alles hat seinen Zweck.“
Der Sohn des Bauern begann, die wilden Pferde zu zähmen, aber eines Tages fiel er vom Rücken eines Pferdes und brach sich ein Bein. Die Nachbarn kamen erneut und sagten: „Was für ein Unglück! Dein Sohn hat sich das Bein gebrochen und wird nicht in der Lage sein, dir bei der Arbeit zu helfen.“ Der alte Bauer antwortete weiterhin gelassen: „Wer weiß, was gut oder schlecht ist? Alles hat seinen Zweck.“
Schließlich brach ein Krieg aus, und alle jungen Männer im Dorf wurden zum Kampf eingezogen, außer dem Sohn des Bauern aufgrund seines gebrochenen Beins. Viele der jungen Männer starben im Krieg, aber der Sohn des Bauern überlebte. Die Nachbarn kamen erneut zu dem alten Bauer und sagten: „Was für ein Glück, dass dein Sohn nicht in den Krieg ziehen musste und überlebt hat!“ Der alte Bauer lächelte und antwortete: „Alles hat seinen Zweck.“
Diese Anekdote lehrt uns, dass es manchmal schwierig ist, den Sinn hinter den Ereignissen des Lebens zu erkennen, und dass scheinbare Unglücksfälle sich später als Glücksfälle erweisen können. Sie ermutigt uns, Geduld zu haben und das Leben mit Gelassenheit und Weisheit anzunehmen.
Die große Liebe
Es begann an einem nebligen Abend, als ein junger Wanderer namens Liang sich in den Bergen verirrte und auf einen alten Schrein stieß, der von düsteren Legenden umgeben war. Als er sich dem Schrein näherte, hörte er das sanfte Singen einer Frau und folgte dem Klang zu einer nahegelegenen Quelle.
Dort, am Ufer des klaren Wassers, sah Liang die Gestalt einer wunderschönen Frau, deren Kleid wie Nebelschwaden um sie herum flatterte. Ihr Haar glänzte im Licht des Mondes, und ihr Lächeln war so betörend, dass Liang wie verzaubert war.
Die Geisterfrau stellte sich als Ling, die Wächterin des Schreins, vor und erzählte Liang von ihrer Einsamkeit und Sehnsucht nach menschlicher Gesellschaft. Sie lud ihn ein, bei ihr zu bleiben, und versprach ihm Reichtum und Glück, wenn er sie heiraten würde. Liang, fasziniert von der Schönheit und dem Charme der Geisterfrau, stimmte zu, und so wurden sie Mann und Frau in einer kleinen Zeremonie am Ufer der Quelle.
Die Jahre vergingen, und Liang und Ling führten ein glückliches Leben zusammen, fernab von der Welt der Menschen. Doch eines Tages erinnerte sich Liang an sein früheres Leben und die Menschen, die er zurückgelassen hatte. Er sehnte sich nach seiner Familie und seinen Freunden und beschloss, zurückzukehren. Obwohl Ling traurig über seine Entscheidung war, unterstützte sie Liang bei seinem Vorhaben und schenkte ihm ein Amulett, das ihn vor bösen Geistern schützen sollte.
Als Liang das Tal verließ und in die Welt der Menschen zurückkehrte, fühlte er sich einsam und verloren. Doch immer, wenn er das Amulett von Ling anblickte, fühlte er sich von ihrer Liebe und ihrem Schutz umgeben. Schließlich kehrte Liang in die Berge zurück, um Ling wiederzusehen. Doch als er am Schrein ankam, fand er nur das verlassene Gebäude und das Rauschen des Windes in den Bäumen vor. So blieb Ling nur die Sehnsucht nach seiner großen Liebe. Er wurde ein buddhistischer Eremit, um die Anhaftung an seine Frau zu überwinden und inneren Frieden zu finden. Er erkannte, dass im äußeren Leben Freude und Leid kommen und gehen. Nur das innere Glück bleibt ewig, wenn man beständig meditiert und an seinen Gedanken arbeitet.
Die weise alte Frau
In einem abgelegenen Dorf lebte eine alte Frau namens Mei Ling. Sie war bekannt für ihre tiefe Weisheit, ihre Güte und ihre Fähigkeit, die Geheimnisse des Lebens zu verstehen. Eines Tages kam ein Mann aus einem benachbarten Dorf zu Mei Ling und bat um ihren Rat. Seine Frau war gestorben und er wusste nicht, wie er mit seinem Leid umgehen sollte.
Mei Ling hörte geduldig zu, während er von seinen Sorgen und Ängsten berichtete. Mit einem sanften Lächeln erzählte sie ihm von ihrem eigenen Liebeskummer. Sie erklärte dem Mann, dass das Leben wie ein Fluss sei, der ständig fließt und sich verändert. Dauerhaftes Glück könne man nur in sich selbst finden. Es sei wichtig die Trauer ausreichend zu leben und sich dann wieder positiv zu auszurichten.
Der Mann fühlte sich von den Worten der weisen alten Frau getröstet und gestärkt. Er dankte ihr von Herzen und versprach, ihre Lehre in sein Leben zu integrieren. Von diesem Tag an wurde Mei Ling zur Beraterin und Mentorin vieler Menschen in der Umgebung. Ihr bescheidenes Haus wurde zu einem Ort der Weisheit und des Trostes, an dem die Menschen Rat und innere Heilung fanden.
Die Glücksgöttin Quan Yin
Es war eine Zeit großer Dürre und Hungersnot, und die Menschen eines kleinen Dorfes in China flehten zu den Göttern um Hilfe. Ihre Felder waren vertrocknet, ihre Tiere waren schwach und die Aussichten auf eine ausreichende Ernte waren düster.
Quan Yin, die Göttin des Mitgefühls und des Glücks, hörte die Gebete der Dorfbewohner und beschloss, ihnen zu helfen. Verkleidet als einfache Bauersfrau, wanderte sie durch das Dorf und segnete heimlich die Menschen.
Jeden Morgen, wenn die Sonne aufging, fanden die Dorfbewohner frisches Wasser in ihren Brunnen, und ihre Felder wurden mit reichlich Regen bewässert. Die Tiere begannen sich zu erholen, und die Menschen fanden Nahrung in den Wäldern und Feldern, die zuvor unfruchtbar gewesen waren.
Doch niemand wusste, wer diese Wohltaten vollbrachte, bis eines Tages ein kleines Mädchen Quan Yin begegnete und ihre wahre Identität enthüllte. Die Dorfbewohner waren erstaunt und dankbar für die Großzügigkeit der Göttin und versprachen, ihr für immer zu danken.
Seit diesem Tag wurde Quan Yin im Dorf als Beschützerin verehrt, und ihr Name wurde in Gebeten und Liedern besungen. Die Menschen erinnerten sich an ihre Güte und ihr Mitgefühl und glaubten, dass die Göttin immer über sie wacht, wenn sie ihren Namen als Mantra sprechen.
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