Als was werden wir wiedergeboren?

Als was werden wir wiedergeboren?

Dalai Lama: „Mir gefällt die Vorstellung der Wiedergeburt‘ eigentlich recht gut. Dann habe ich nicht das Gefühl, ich muss den Weg in einem Leben vollenden. Dann habe ich nochmals eine Chance.“

Wikipedia: „Der Begriff Reinkarnation (lateinisch ‚Wiederfleischwerdung‘ oder ‚Wiederverkörperung‘) bezeichnet Vorstellungen der Art, dass eine (zumeist nur menschliche) Seele oder fortbestehende mentale Prozesse (so oft im Buddhismus verstanden) sich nach dem Tod erneut in anderen empfindenden Wesen manifestieren. Vergleichbare Konzepte werden etwa auch als Seelenwanderung oder Wiedergeburt bezeichnet. Außerkörperliche Erfahrungen werden oft in Zusammenhang mit dem Begriff Reinkarnation gebracht. Der Reinkarnationsglaube ist dogmatischer Bestandteil der Weltreligionen Hinduismus und Buddhismus.

Nach hinduistischer Vorstellung ist der Mensch in seinem innersten Wesen eine unsterbliche Seele (Atman), die sich nach dem Tode des Körpers in einem neu in Erscheinung tretenden Wesen – einem Menschen, einem Tier oder auch einem Gott (Deva) – wieder verkörpert. In welcher Art von Wesen das Individuum wiedergeboren wird, hängt von den Taten in vorherigen Existenzen ab, woraus sein Karma resultiert. „Wie einer handelt, wie einer wandelt, ein solcher wird er. Aus guter Handlung entsteht Gutes, aus schlechter Handlung entsteht Schlechtes“, lehren die Upanishaden. Folglich ist der Tod nicht der Abschluss des Lebens, sondern lediglich der Übergang zu einer neuen Daseinsform. Erhalten bleibt der durch den Atman (ewige Seele) begründete, ewige und unveränderliche Wesenskern des Menschen.

Wo die Seele sich nach dem Tod des Körpers bis zur erneuten Verkörperung aufhält, darüber bieten hinduistische Überlieferungen keine eindeutigen Angaben. In einigen hinduistischen Richtungen existieren die Motive von Himmel und Hölle (bzw. mehrere davon). Während einige hinduistische Richtungen das Gesetz des Karma, wonach das Individuum ausschließlich selbst für seine Erlösung verantwortlich ist, als unerbittlich ansehen, vertrauen andere Hindus auf die göttliche Gnade, die Karma vernichten und das Individuum erretten kann. Diese göttliche Hilfe ist ein Hauptthema in hinduistischen Gebeten.

Das Ziel des Hindu besteht darin, den ewigen und mit ständigen Leiderfahrungen verbundenen Kreislauf von Werden und Vergehen (Samsara) zu überwinden. Die Tradition kennt drei klassische Wege, durch die Erlösung erlangt werden kann: den Weg des Wissens (Jnana Yoga), den Weg der guten Tat (Karma-Yoga) und den Weg der Gottesliebe (Bhakti-Yoga). Viele Denker (etwa Vivekananda) zählen noch einen vierten Weg dazu, Raja Yoga, den „Königsyoga“, der mit speziellen Yogaübungen und Meditation verbunden ist.

Der Buddhismus (entstanden etwa im 5. Jh. v. Chr.) schließt an die Wiedergeburts- und Karma-Lehre der Upanishaden an, lehnt jedoch die Existenz einer ewigen, die Inkarnationen überdauernden Seele ab (Anatta- oder Anatman-Lehre). Wiedergeburt wird hier verstanden als „Bedingtes Entstehen“, indem die Taten eines Menschen und das sich aus ihnen ergebende Karma eine neue Geburt bedingen, ohne dass etwas von der einen Person in die andere übergeht. In der neueren Forschung wird allerdings die Möglichkeit diskutiert, dass der Religionsstifter Siddhartha Gautama selbst nur einer damals herrschenden, bestimmten Vorstellung des Atman widersprochen habe und dass das erst später verabsolutiert wurde.

Die Wiedergeburt kann in Menschenform geschehen, aber auch – bei schlechtem Karma – „im Tierreich, im Reich der Hungergeister und Dämonen oder in einer der Höllen“ sowie – bei gutem Karma – in einer Himmelswelt. Die Ursachen der Wiedergeburten liegen nach buddhistischer Auffassung in den drei unheilsamen Wurzeln des Karma: in Gier, Hass und Unwissenheit oder Verblendung. Verblendung besteht darin, dass der Mensch nach Erfüllung im Bereich des Vergänglichen strebt, was unweigerlich zu leidhaften Erfahrungen (Dukkha) führt. Um diesem Leid zu entgehen, strebt der Buddhist auf dem „Achtfachen Pfad“ nach der Erleuchtung (Bodhi), wodurch er die Verblendung und in der Folge auch Gier und Hass überwindet und den Zustand des Nirwana erlangt. Damit endet auch der Kreislauf der Wiedergeburten.

Der Erleuchtete kann laut einigen Traditionen jedoch weitere Verkörperungen auf sich nehmen, um anderen Menschen auf dem Weg zur Erleuchtung und Erlösung zu helfen. Das ist der Weg des Bodhisattva, den Gautama Buddha einschlug und der im Mahayana-Buddhismus auch anderen Menschen offensteht. Im Vajrayana-Buddhismus hat sich demgemäß die Tradition der bewussten Wiedergeburt (Tulku, reinkarnierter erleuchteter Meister) entwickelt. Der Dalai Lama wird im tibetischen Buddhismus als Bodhisattva verstanden, als erleuchtetes Wesen, das aus Mitgefühl reinkarnierte. Obwohl Erleuchtete den Kreislauf der Wiedergeburt verlassen können, geloben Bodhisattvas, ihre Wiedergeburt freiwillig auf sich zu nehmen, um das Leid anderer fühlender Wesen zu mindern (Bodhisattva-Gelübde). Ein Dalai Lama gilt gemäß tibetischer Tradition als Tuku. Der vierzehnte Dalai Lama wurde nach einer Vision des Regenten Jampel Yeshe Gyeltshen durch eine von drei Kommissionen gefunden und erkannt.“

Wie, wo und als was werden wir wiedergeboren? Buddha hat dafür eine einfache Regel aufgestellt. Beobachte das, was du jetzt bist. Daraus kannst du dein Karma aus deinen früheren Leben erkennen. Du kannst daraus ablesen, was du in deinen früheren Leben warst. Anhand meiner eigenen früheren Leben kann ich sagen, dass ich in jedem meiner früheren Leben bestimmte Eigenschaften erworben habe. Bestimmte Inkarnationen sind günstig zur Entwicklung bestimmter Eigenschaften. Als Wolf musste ich die Eigenschaften Ausdauer und Zielstrebigkeit trainieren, damit ich meine Beute erjagen konnte und nicht verhungern musste. Gleichzeitig hat sich auch mein Kampfgeist entwickelt. Kraft, Mut, Zielstrebigkeit, Ausdauer und Kampfgeist sind typisch für ein Raubtier in früheren Leben. Als Mensch habe ich mich oft als Krieger inkarniert. In diesem Leben hatte ich sehr viel Spaß an meinem Karate-Sport. Ich war aber auch gerne Rechtsanwalt und habe gerne für meine Mandanten gekämpft.

Als Adler brauchte ich einen scharfen Blick für das Wesentliche. Ich musste erkennen, wo es in der großen Landschaft etwas zu fressen gab und wo nicht. In allen meinen menschlichen Inkarnationen war ich dann auf der Suche nach dem Wesentlichen. Ich inkarnierte als Schamane in der Mongolei und erfuhr, dass das Wesentliche im Leben das innere Glück und die Erleuchtung sind. Später wurde ich ein christlicher Mönch und in diesem Leben ein Yogi. Als Affe liebte ich die Geselligkeit, den Spaß, das Spiel und die Lebensfreude. Auch diese Eigenschaft gibt es noch in meinem derzeitigen Leben.

Buddhas Regel für die zukünftigen Leben lautete: „Beobachte, was du jetzt tust, wie du denkst und wie du dich verhältst. Daraus entsteht dein Karma für deine zukünftigen Leben. Deine jetzigen Gedanken bestimmen dein zukünftiges Sein. Denkst du wie ein Buddha, wirst du ein Buddha. Handelst du wie ein Buddha, gelangst du in einem deiner zukünftigen Leben zur Erleuchtung.“

Ich habe mein Denken und Handeln am spirituellen Weg ausgerichtet. Ich habe das Bodhisattva-Gelöbnis abgelegt. Also werde ich in meinem zukünftigen Leben vermutlich als Bodhisattva wiedergeboren. Da ich in diesem Leben anderen Menschen viel Gutes getan habe, werde ich sicherlich ein gutes Karma erhalten. Ich werde ein glückliches Leben erhalten. Aber ich werde nicht in die Falle eines weltlich glücklichen Lebens gehen. Die Falle besteht darin, dass man das äußere Glück für wesentlich und das innere Glück und die Erleuchtung für unwesentlich hält. Ich werde also wiederum als Yogi leben, weil man auf diesem Weg am schnellsten zur Erleuchtung kommt. Und danach werden ich als spiritueller Lehrer für das Glück und die Erleuchtung aller Wesen wirken.

Wie kann man sich die Reinkarnation vorstellen? Eigentlich reinkarnieren wir jeden Tag. Wir können es so sehen, dass jeder Tag ein neues Leben beginnt. Wie wir uns am Vortag verhalten haben, das wirkt sich auf unseren heutigen Tag aus. Und was wir heute tun, das bestimmt den morgigen Tag. Wir entwickeln uns jeden Tag weiter. Wir haben keine feststehende Seele. Unser Bewusstsein verändert sich ständig. Das können wir deutlich erkennen, wenn wir einen Tag aus unserer Kindheit, einen Tag aus unsere Jugend, einen Tag aus dem Erwachsenenleben und einen Tag aus dem Alter betrachten. Normalerweise haben wir immer noch einen ähnlichen Charakter. Wir sind ängstlich, mutig, neugierig, gesellig oder zurückgezogen. Nach meiner Erfahrung entwickelt sich der Grundcharakter langsam. Erst in der Erleuchtung erhalten wir plötzlich eine ganz andere Wesensart, weil wir dann voller Ruhe, Frieden, Liebe und Glück sind. Alles Äußere berührt uns nicht mehr wirklich. Wir ruhen in der Einheit und in unserer Buddha-Natur. Aber auch die Erleuchteten können sehr unterschiedlich sein. Ihre früheren Leben wirken sich weiterhin aus.

Zwischen den Tagen, also zwischen den einzelnen Leben, ruhen wir im Jenseits. Wir schlafen mehr oder weniger lange. Wir haben friedliche oder unruhige Träume. Entsprechend gibt es im jenseits verschiedene Bewusstseinsbereiche, die man als Himmel oder Höllen bezeichnen kann. Wir können aber auch in unseren Träumen geistig wach sein (Klarträume). Dann können wir unser Traumgeschehen selbst bestimmen. Ebenso kann ein Erleuchteter sein Leben im Jenseits und auch sein Schicksal auf der Erde bewusst steuern. Als Unerleuchtete handeln wir eher unbewusst gesteuert von unseren weltlichen Impulsen. Wir können aber unseren Geist bewusst spirituell ausrichten. Dann gelangen wir nach dem Tod in ein Paradies, ein Reines Land oder direkt ins Parinirvana (die höchste Lichtebene aus absoluter Ruhe, Glück, Wahrheit und Liebe). Das gelingt aber nur, wenn wir möglichst auf der Erde schon unser Ego überwunden haben. Deshalb heißt es im Zen: „Stirb (also das Ego), bevor du stirbst (also der Körper). Im tibetischen Buddhismus bevorzugen wir die langsame Entwicklung zur Erleuchtung (den Bodhisattva-Weg, den Stufenweg). Wir haben Zeit. Bei gutem Karma kann das Leben auf der Erde sehr schön sein.

Der Vorteil der Reinkarnation besteht darin, dass wir letztlich nicht wirklich zu sterben brauchen. Wir können ewig weiterleben, allerdings immer in neuen Körpern. Wenn wir uns so verhalten, dass wir ein gutes Karma bekommen, wird jedes Leben glücklich sein. Wir brauchen also keine Angst vor dem Tod zu haben. Ein weiterer Vorteil des Weges der Wiedergeburten besteht darin, dass wir alle langsam und ohne große Mühe zur Erleuchtung wachsen können. Um in einem Leben zur Erleuchtung zu kommen, ist normalerweise eine große Anstrengung erforderlich. Wir müssen jahrzehntelang als Nonne, Mönch oder Yogi leben. Wir müssen weitgehend auf weltlichen Genuss verzichten und intensiv spirituell praktizieren. Und selbst dann erreichen nur wenige das Ziel. Durch die Möglichkeit der Reinkarnation gelangt letztlich jeder zur Erleuchtung. Reinkarnation ist eine gute Lehre.

Aber ist sie auch wahr? Gibt es die Reinkarnation wirklich? Die heutige Wissenschaft bezweifelt das. Aber viele erleuchtete Meister bestätigen es. Im tibetischen Buddhismus gibt es tausende von Tulkus, die als Reinkarnation anerkannt sind. Buddha sah bei seiner Erleuchtung alle seine früheren Leben. Viele Menschen bekommen schon vor der Erleuchtung in Kontakt mit ihren früheren Leben. Sie tauchen in Träumen und Visionen auf. Yogis können in der Meditation zu ihren früheren Leben hinspüren. So erging es mir auch. Ich habe viele meiner früheren Leben sehr deutlich gesehen. Alle Zweifel verschwanden. Reinkarnation ist eine persönliche Erfahrung von mir.

Es gibt den Streit zwischen Hindus und Buddhisten, was sich genau inkarniert. Gibt es eine feststehende Seele oder ist es nur ein karmischer Impuls? Dieser Streit ist aus meiner Sicht überflüssig. Das Bewusstsein fließt von Leben zu Leben. Was das Bewusstsein genau ist, ist für uns unwichtig. Wichtig ist nur, dass wir selbst von Leben zu Leben weiterleben. Wir bestimmen durch unsere Handlungen unser Karma und damit unsere zukünftigen Leben. Nach meiner Erfahrung kann ich sagen, dass mir bei jedem früheren Leben klar war, dass ich das bin. Es ist vergleichbar mit der Kindheit, der Jugend, dem Erwachsenenleben und dem Alter. In jeden dieser Lebensphasen sind wir ein anderer und trotzdem immer derselbe. Genauso ist es mit den vielen Inkarnationen.

Wie die Verletzungen aus unserer Kindheit uns heute prägen, so wirken sich auch die Verletzungen aus unseren früheren Leben auf unsere heutige Psyche aus. Meine Hauptarbeit als Yogi besteht seit vielen Jahrzehnten darin, meinen Geist von meinen Traumata aus meinen frühere Leben zu reinigen. Sie tauchen in meinem Geist auf. Ich sehe die jeweilige Situation. Ich muss durch alle Gefühle noch einmal hindurchgehen. Ich lasse es zu, bleibe ein Beobachter, rette mich notfalls durch positive Gedanken, meditiere darauf und löse so alles auf. Je weiter man gereinigt wird, desto weiter heilt die Psyche und desto näher kommt man der Erleuchtung. Es gibt dafür auch die Reinkarnationstherapie. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass auf dem spirituellen Weg alles von alleine zu seiner Zeit hochkommt. Es ist nicht gut die Dinge zu erzwingen. Dann könnten Traumata auftauchen, mit denen wir im Moment noch nicht gut umgehen können. Erst muss der Geist gut geschult sein und von alleine positive Gedanken generieren. Dann heilt sich der Geist von alleine immer weiter.

(Bild Wikimedia Commons)

E-Mail an mich, wenn Personen einen Kommentar hinterlassen –

Sie müssen Mitglied von Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda sein, um Kommentare hinzuzufügen.

Bei Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda dabei sein