Der Weg der Achtsamkeit

Wikipedia: Achtsamkeit (englisch mindfulness) ist ein Zustand von Geistesgegenwart, in dem ein Mensch hellwach die gegenwärtige Verfasstheit seiner direkten Umwelt, seines Körpers und seines Gemüts erfährt, ohne von Gedankenströmen, Erinnerungen, Phantasien oder starken Emotionen abgelenkt zu sein, ohne darüber nachzudenken oder diese Wahrnehmungen zu bewerten. Historisch betrachtet ist „Achtsamkeit“ vor allem in der buddhistischen Lehre und Meditationspraxis zu finden. Im westlichen Kulturkreis ist das Üben von „Achtsamkeit“ insbesondere durch den Einsatz im Rahmen verschiedener Psychotherapiemethoden bekannt geworden. Der Begriff Achtsamkeit wird außerdem im Rahmen der Care-Ethik für eine Praxis der Zuwendung verwendet.

Eine der in der Forschungsliteratur am häufigsten zitierten Definitionen stammt von Jon Kabat-Zinn. Demnach ist Achtsamkeit eine bestimmte Form der Aufmerksamkeit, die absichtsvoll ist, sich auf den gegenwärtigen Moment bezieht (statt auf die Vergangenheit oder die Zukunft), und nicht wertend ist. Der US-amerikanische klinische Psychologe Daniel Goleman arbeitet mit der Emotionalen Intelligenz, die auf intrapsychischen und empathischen Fähigkeiten basiert: Wahrnehmung der eigenen inneren Zustände, Eigene Emotionen beherrschen, Eigene Emotionen nutzen zum Handeln, Empathie anderen Menschen gegenüber.

Von Chögyam Trungpa wurde dieser Bewusstseinszustand als Panorama-Bewusstheit charakterisiert und bezeichnet. Eine derart auf offene Weite (Bodhidharma) ausgerichtete Achtsamkeitspraxis (oder Achtsamkeitsmeditation) führt deswegen nach und nach zu so „vollständiger“ Aufmerksamkeit, dass traditionell von „rechter“ oder „vollkommener Achtsamkeit“ die Rede ist, ein Zustand hellwacher Geistesgegenwärtigkeit oder Präsenz, „in dem der Geist weit ist wie das Firmament“ – extrem klar, lebendig und transparent.

Achtsamkeit liegt als eine – das menschliche Dasein mit seinem Körper, seinen Gefühlen und seinem Geist betrachtende – meditative Grundpraxis allen buddhistischen Schulen zu Grunde, wird aber insbesondere in der burmesischen Theravada-Tradition überliefert, gelehrt und geübt. Drei Lehrreden des Buddha, das Anapanasati Sutta (über die Achtsamkeit beim Atmen), das Satipatthana Sutta (über die Grundlagen der Achtsamkeit) in der Majjhima Nikaya sowie Digha Nikaya des Suttapitaka, beschreiben die Achtsamkeit und ihre Praxis. Die "vier Grundlegungen der Achtsamkeit" sind nach dem Satipatthana Sutta

die Achtsamkeit auf den Körper
die Achtsamkeit auf die Gefühle/Empfindungen (Bewertung als wohl, weh oder weder-wohl-noch-weh)
die Achtsamkeit auf den Geist (dessen aktueller Zustand bzw. Veränderungen des Zustands, z. B. abgelenkt, konzentriert, verwirrt)
die Achtsamkeit auf die Geistesobjekte (d. h. alle äußeren und inneren Objekte/Dinge, die im Moment wahrgenommen werden)

Erste wissenschaftliche Studien zum Einsatz von Achtsamkeitsmeditation im Bereich der Psychotherapie wurden ab den späten 1970er Jahren durchgeführt. Einen entscheidenden Einfluss hatte hierbei die Arbeit von Jon Kabat-Zinn, der Achtsamkeitstechniken (inzwischen bekannt als Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion oder MBSR) zunächst bei Patienten mit chronischen Schmerzen einsetzte. Seitdem nahm das Forschungsinteresse an dem Thema stetig zu. Inzwischen wird das Prinzip der Achtsamkeit im Rahmen der Therapie oder Prävention einer Vielzahl verschiedener psychischer und körperlicher Störungen bzw. Probleme eingesetzt.

Kommentar: Achtsamkeit ist eine zentrale Technik auf dem buddhistischen Weg. Letztlich geht es darum im erleuchteten Sein zu verweilen. Das erleuchtete Sein ist ein Zustand des inneren Friedens, des inneren Glücks, der umfassenden Liebe und des Einheitsbewusstseins. Im Yoga spricht man vom Sat-Chid-Ananda. Durch ein Leben in der Ruhe (im anhaftungslosen Sein) verbunden mit einem Einheitsbewusstsein (Gottesbewusstsein, Nirvana, Paradiesbewustsein, Reines Land) entsteht inneres Glück (Ananda, Glückseligkeit, Erleuchtung).

Wie gelangen wir in den Zustand des erleuchteten Seins? Wir müssen achtsam auf unsere Gedanken und Gefühle sein. Wir sollten inneren Streß vermeiden. Wir sollten negative Gedanken entweder einfach nur beobachten und wieder zur Ruhe kommen lassen. Oder wir sollten negative Gedanken durch einen hilfreichen positiven Gedanken überwinden. Es gibt diese beiden grundlegenden Techniken der Gedankenarbeit. Je nach Situation wird uns die eine oder die andere Technik helfen. Der grundlegenden Weg im Buddhismus nicht an äußeren Dingen anzuhaften und leidvolle Situationen nicht abzulehnen. Wir bewahren einen gelassenen, gleichmütigen Geist.

Gleichmut alleine reicht aber für den Zustand des erleuchteten Seins und das damit verbundene innere Glück nicht aus. Wir müssen unseren Geist auch positiv ausrichten. Das geschieht durch die tägliche Zufluchtnahme zu Buddha, Dharma und Sangha. Wir verbinden uns geistig emotional mit Buddha als unserem spirituellen Vorbild und erwecken dadurch die Kundalini-Energie (die Erleuchtungsenergie, die Ruhe und das Glück) in uns. Wir versuchen die Eigenschaften eines Buddhas in uns zu entwickeln. Wir üben Gelassenheit, Weisheit, Selbstdisziplin und umfassende Liebe. Wir entwickeln diese Eigenschaften durch passende Mantren und positive Sätze (Affirmationen). Zuflucht zum Dharma zu nehmen bedeutet sich auf den spirituellen Weg als Zentrum unseres Leben zu konzentrieren. Sich auf die Sangha zu konzentrieren sich mit positiven Menschen zu umgeben. Umgeben wir uns mit positiven Menschen und verhalten uns positiv zu uneren Mitmenschen, wird unser Geist auch positiv (spirituell).

Achtsamkeit auf den Körper sein bedeutet gut für den Körper zu sorgen, sich seines Körpers bewusst zu sein. Der Körper braucht eine gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung und viel Ruhe (Meditation). Wenn wir körperlich in der Ruhe leben, wird unser Geist auch ruhig. Äußere Ruhe ist deshalb ein wichtiger Bestandteil des erleuchteten Seins. Das Leben in der äußeren Ruhe (Abgeschiedenheit von den weltlichen Energien) ist nach Buddha ein grundlegender Weg zur Erleuchtung. Wir kommen durch die Ruhe zur Erleuchtung und bewahren durch die Ruhe unsere Erleuchtung.

Die Achtsamkeit auf die äußeren Dinge und unsere Umwelt führt zu einem Einheitsbewusstsein. Chögyam Trungpa nannte es Panorama-Bewusstsein. Bodhidharma sprach von offener Weite. Buddha beschreibt es als vollkommene Achtsamkeit. Wir leben in der erleuchteten Präsenz. Diesen Zustand haben nur wenige von uns erreicht. Aber wir können diesen Zustand üben und uns so innerlich heilen. Achtsamkeit auf den Körper, die Gedanken und die Gefühle wird deshalb in der heutigen Psychotherapie vielfach als Heilungsweg verwendet. Hier verbinden sich Buddhismus und moderne Psychologie. So ist der Buddhismus für viele heutige Menschen sehr hilfreich.

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