When will they ever learn? hatten wir in unserer letzteren Kolumne (www.spirituelles-portal) singend gefragt. Zurecht: Die Wirtschaft versinkt weiterhin ins Chaos, trotz allem Reparatur-Aktionismus. Der Fehler im System wird aber nicht erkannt. Der Dampfer fährt weiter in die falsche Richtung, aber an Deck werden die Dinge eifrig zurechtgerückt. Weder die Regierung, noch die Banker, noch der Steuerzahler, der für alles aufkommen muss, haben Durchblick. Darüber hatten wir schon in unserer letzten Kolumne lamentiert.
Beispiel: Ende April wurde der Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann gefeiert. Im ersten Quartal des Jahres 2009 „erwirtschaftete“ er – trotz Finanzkrise – einen Gewinn von 1,2 Milliarden Euro für seine Bank und kam damit seinem arroganten Renditeziel von 25% sehr nahe. „Irgendwann wird es Leute geben, die sagen: Toll! Danke, dass Sie das für Deutschland gemacht haben“, verkündete Ackermann selbstherrlich. Worin bestand seine Leistung? Er verstand es u.a., hochriskante Investmentpapiere rechtzeitig an die IKB Deutsche Industriebank zu verkaufen. Die IKB, seinem Vertragspartner, hat er über die Risikoeinschätzung bewusst im Unklaren gelassen. Jetzt droht der Mittelstandsbank die Insolvenz.
Solche Praktiken sind im Geschäftsleben durchaus gang und gäbe und gelten als akzeptabel. Doch nicht nur die Praktik sollte man hinterfragen, sondern auch die Ware. Investmentpapiere setzen generell den Kreditnehmer unter erheblichen Zinsdruck. Er muss die Zinsen zusammen mit seinen Mitarbeitern erwirtschaften. Hier, an dieser Stelle, wird volkswirtschaftliche Leistung erbracht. Auf ihr beruhen die arroganten Geldgeschäfte der „Finanzwirtschaft“ á la Ackermann. Geld aber wird den Investmentbanken von den Kapitaleignern zur Verfügung gestellt. Diese kassieren die Zinsen und erbringen keinerlei volkswirtschaftliche Leistung. Hier, an dieser Stelle, wird die Volkswirtschaft untergraben (Systemfehler) und fließt ständig Geld von Arm zu Reich. Unangemessene – sprich erpresste – Kreditzinsen reduzieren die Konkurrenzfähigkeit der Leistungserbringer. Die Betriebsleitung ist zu Einsparungen gezwungen und reicht den Druck weiter an die Mitarbeiter. Es kommt zu Entlassungen, zu Kaufkraftverlust, und damit zur Verstärkung der Rezession, der Wirtschaftskrise, der Depression – die Logik des Systems. – Nein, Sie haben nichts gelernt, Herr Ackermann. Und ihre Zunft belohnt Sie dafür, dass Sie für vier weitere Jahre in ihrem Amt bestätigt werden!
Schon 1997 sprach Bundespräsident Roman Herzog in seiner berühmten „Ruck-Rede“ von einer Krise in Deutschland. „Wir haben kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem“, meinte er. – Nein, mein lieber Roman, wir haben ein Erkenntnisproblem. Denn wir erkennen nicht den „kapitalen“ Systemfehler in unserer Finanzwirtschaft: die Selbstalimentation des Kapitals durch den geometrisch ansteigenden Zinseszins. Erkenntnis kommt aber nicht allein durch Aufklärung, welche die Profiteure des Raubtier-Kapitalismus zu verhindern suchen. Erkenntnis kommt auch durch Einsicht und Vernunft.
Und hier hat unser Erziehungs- und Bildungssystem Nachholbedarf. Einsicht und Vernunft können nicht erlernt werden, sie können nur von innen erwachsen. Dazu bedarf es Phasen der angeleiteten Muße. Bereits im Kindergarten sollten kleine Stilleübungen, sollten gelegentliche Traum- und Phantasiereisen zur Selbstverständlichkeit werden. Eindrücke und Erfahrungen können dann in die ordnende Kraft der Seele sinken, Einsicht und Kreativität werden gefördert. In der Grundschule kommt es z.B. zu spielerischen Yogaübungen, in den weiterführenden Schulen zu einem angemessenen Angebot an Meditation. Jetzt wird das diskursive Denken durch rekursives Denken, durch Lenkung der Aufmerksamkeit nach innen, ergänzt. Denn der Mensch verfügt nicht nur über die Intelligenz des logischen Verstandes, sondern auch über die Intelligenz der vernehmenden Vernunft. Die Vernachlässigung dieser Intelligenz ist die tiefere Ursache aller Missstände.
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