Wie ich zum Yoga kam...

Das erste Mal, dass ich mit Yoga in Kontakt kam ist jetzt genau 35 Jahre her; damals zog ich gerade von zu Hause, einem kleinen Staedtchen am Mittelrhein, aus, um "die Welt kennenzulernen", d.h., ich begann nach einem Jahr Praxis daheim im elterlichen Betrieb einen neuen Job - in Wiesbaden, hatte dort meine erste eigene Wohnung, kannte aber noch keine Menschenseele und war auch sonst ziemlich allein auf mich gestellt. Ich muss sagen, ich war ein "ziemlich neurotisches Fruechtchen", zumindest in der Gefahr, ein solches zu werden, ließ abends keine Kneipe und keine Fete aus um neue Leute kennenzulernen, war ziemlich nah' dran, vielleicht irgendwann einmal im Drogensumpf der Grossstadt zu versacken, las gerade Hesse's "Steppenwolf", als mir ein Aushang an einem evangelischen Gemeindehaus auffiel, mit der Einladung zu einem Yoga - und Meditationskursus. Das war 1975, der leitende Meditationslehrer war Pfarrer, selbst noch ein ziemlich junger Mann, vielleicht gerade mal 35 - er startete den Kursus mit transzendentaler Meditation, Anspannungsuebungen und Entspannung, Atemuebungen, linker Arm schwer werden lassen, rechten Arm schwer werden lassen, dann, das Gefuehl, vom Boden abzuheben und zu schweben und immer wieder die Entspannung und das wohltuende Nachlassen der Anspannung spueren. Zwischendurch tanzen, Lockerungsuebungen, bei der Musik von Paul Horn's "Inside the Taj Mahal" oder "Inside the Great Pyramides" wurde mir zum allerersten Male bewusst, dass meine Bestimmung nicht nur darin liegt, tagsueber Aepfel zu sortieren oder Rasenflaechen anzulegen, zu pflegen oder Hofeinfahrten zu pflastern, sondern, dass mehr in mir steckt. Vor allem die Liebe zur Musik wurde in mir geweckt, der Meditationsleiter entwickelte in mir besonders den Wunsch, einen ruhenden Pol in mir zu entdecken, was ihm durch rueckfuehrende Meditationen auch immer wieder gelang. Yoga wurde fuer mich zum Begleiter, insbesondere die Bewusstseinsveraenderung hin zu einer gesunden Ernaehrung wurde sehr ausgiebig gefoerdert, die Beschaeftigung mit der buddhistischen Lehre trug dazu bei, nicht nur immer neue Leute, sondern, die richtigen Leute kennenzulernen. So kam es, dass ich 1979 dann zeitweise Mitglied bei Ananda Marga in Goettingen wurde, unterwegs zu Gast bei der internationalen Gesellschaft fuer Krishna - Bewusstsein in Berkeley/San Francisco war oder bei der Peace - Food - Kooperative in Hamburg mitarbeitete. Was mir schwerfiel, war, das "Neue Leben" von "dem Alten" zu trennen; zeitweise lief ich Gefahr, ein Doppelleben zu entwickeln, ohne es zu merken, einmal aus Angst, meinen Mitmenschen gegenueber zuzugeben, mich "auf dem Pfad zur Erleuchtung" zu befinden, sprich, Buddhist zu werden, andererseits der drohende Konflikt mit den Mitmenschen, aus deren Angst heraus, mit frueheren Erfahrungen oder Erinnerungen konfrontiert zu werden. So wurde aus der Gefahr, eine "Bauchlandung" zu machen, eine psychische Katastrophe, mit dem Resultat mehrmaligen Psychiatrieaufenthaltes mit nachfolgender 18-monatiger Therapie, aber auch da hat mir Yoga geholfen, denn, immer, wenn einmal die Woche unsere indische Yogalehrerin zu Besuch kam, wusste ich zumindest fuer ein paar Stunden wieder "Frischluft" schnuppern zu duerfen, das half mir ueber so manchen privaten Tiefschlag hinweg. Alles in allem muss ich sagen, hat mich die Erfahrung mit Osho und den Sanyassins gelehrt, dass es sehr wohl moeglich ist, mit einer handvoll Yoga - treibender Menschen unsere, oft so gewaltvolle Welt, in eine friedliche zu verwandeln; diese aber bleibt im Grossen und Ganzen immer noch dieselbe, solange es Unterschiede zwischen Arm und Reich. Das wichtigste am ganzen Yoga - Leben fuer mich ist, von Buddha zu lernen, so, wie wir es einst von Jesus taten, miteinander und fuereinander zu leben, lernen, das, was wir haben, miteinander zu teilen (insbesondere auch unser spirituelles Wissen und unsere Erfahrungen), uns selbst etwas aus dem Mittelpunkt des Geschehens zu ruecken zu Gunsten der Allgemeinheit und miteinander neue, spirituelle Erfahrungen zu sammeln...OM, nami padme hum., OM, nama Shiva ya...

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