Swami Sivanandas Botschaft des göttlichen Lebens
20. Gnade Gottes (14)
Wie man die Leidenschaft besiegt:
Ein Aspirant schrieb dem Meister: „Seit fünf Jahren arbeite ich als Jurist im Strafrecht. Ich habe eine Schwäche, die meinen Geist immer beschäftigt. Ich will dir die nackten Tatsachen erzählen, in der Hoffnung, dass du mir hilfst, mich zu bessern. Ich weiß nicht, wie es passiert ist, aber während meiner Ausbildung hat mich der Teufel dazu gebracht, zu Prostituierten zu gehen. Jetzt bin ich verheiratet und habe Kinder. Trotz meines intellektuellen Hintergrundes und meines schlechten Gewissens gebe ich auch heute noch der Versuchung nach, zu Prostituierten zu gehen. Ich verabscheue es, aber manchmal überwältigen mich meine Gefühle. Das Bewusstsein, dass ich gegenüber mir selbst sowie meiner Frau und meinen Kindern sündige, bereitet mir am meisten Schmerzen – aber ich tue es trotzdem. Ich suche Inspiration und Führung, damit ich mich bessern kann. Kannst du mir sagen, was mit mir nicht in Ordnung ist? Gibt es Hoffnung für mich oder bin ich völlig verloren?“
Der Meister schrieb daraufhin die folgende lange Antwort:
„Ich habe deinen Brief mit Freude gelesen. Er reflektiert sehr gut, wie dein edles inneres Selbst wirklich das göttliche Leben und das höchste Ziel im Leben sucht: die Gottverwirklichung.
Die Lust, die dich überkommt, gehört nicht zu deiner wahren Natur, sonst hättest du nicht solch erhabene Gedanken, wie du sie in deinem Brief an mich beschrieben hast. Du bist rein und voller guter spiritueller Eindrücke. Es scheint so, als ob du diese Lust geerbt oder durch schlechte Gesellschaft in der Kindheit oder Jugend erworben hast. Sie ist aber nur eine vorbeiziehende Wolke. In dem Moment, in dem du mir diesen Brief geschrieben hast, ist sie schon weitergezogen. Das Licht der Reinheit strahlt nun wieder in dir. Schau es dir an. Meditiere darüber. Vergiss die Vergangenheit. Mache deinen Weg frei und gehe weiter auf dem Weg der Reinheit bis zum Gipfelpunkt der himmlischen Herrlichkeit.
Die Lust ist wie ein Hund. Je mehr du sie loswerden willst, desto mehr folgt sie dir. Ignoriere sie. Sie wird dich dann noch eine Weile still von fern verfolgen, doch wenn sie merkt, dass du sie ignorierst, wird sie dich schließlich in Ruhe lassen. Wende dich deiner spirituellen Praxis und deiner Arbeit zu. Gehe deinen eigenen göttlichen Weg mit entschlossenen Schritten. So wirst du die Lust und andere Schwächen loswerden, daran gibt es keinen Zweifel.
Halte dich Tag und Nacht beschäftigt und bleibe nach Sonnenuntergang niemals alleine. Halte abends einen Kirtan (Singen von Mantras) ab. Lies zusammen mit deiner Familie und deinen Freunden einige erhebende Werke spiritueller Literatur. Fange noch heute damit an. Lass deinen Geist nicht in die Vergangenheit wandern – nicht einmal, um dir zu deiner Transformation zu gratulieren. Halte deinen Geist beschäftigt, bis du einschläfst.
Japa, Japa und nochmals Japa (Wiederholen eines Mantras). Das Wiederholen des Namen Gottes ist das einzige Heilmittel gegen alle Versuchungen des Bösen. Widme von nun an mindestens einen Monat lang jeden Abend der Mantrawiederholung, dem Kirtan, dem Studium der Schriften und der Meditation. Wenn du sonst abends nicht arbeiten musst, kannst du diese Gewohnheit für immer fortführen.
Nimm nach 3 Uhr nachmittags keine Stimulantien mehr ein – keinen Tee, keinen Kaffee, keine Betelblätter, keine scharfen Speisen. Iss abends nur leichte Speisen, wenn möglich für eine Weile nur Milch und Früchte.
Es ist ganz besonders wichtig, dass du auch tagsüber keine obszöne Literatur irgendwelcher Art liest oder obszöne Bilder anschaust. Halte deinen Geist vollkommen beschäftigt und auf einer hohen spirituellen Ebene.
Das Wichtigste ist aber, dass du dir weder über deine Schwäche Gedanken machst, noch darüber, wie du sie überwinden willst. Mache dir folgendes zum festen Vorsatz: ‚Ich bin von diesem Moment an in Gedanken, Worten und Taten rein. Gott wird mir Kraft geben.’ Vergiss die Vergangenheit und verfolge deine spirituelle Praxis.
Ich sende dir mit getrennter Post noch eine Mala (Gebetskette). Verwende sie für die Mantrawiederholung. Wenn du kannst, trage sie immer um den Hals oder zumindest ab dem Abend, wenn du von der Arbeit nach Hause kommst, bis du zu Bett gehst. Sie wird dich an deine Vorsätze erinnern und wie ein Talisman beschützen.
Ich sende dir auch einige Vorlagen für ein spirituelles Tagebuch. Führe es von heute an. Sei offen und ehrlich, wenn du es ausfüllst. Schicke mir jeden Monat eine Kopie davon. Ich will dir dienen und dich führen, damit du dich gründlich veränderst zu einem großartigen Menschen, ja, zu einem Übermenschen.
Möge Gott dich mit Wohlstand, Gesundheit, einem langen Leben, Frieden und Befreiung segnen!“
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