Die Liebe ist es, die das Weltall zusammenhält. Sie hält alle Dinge an
ihrem Platze und in ewiger Obhut. Ihr eigentliches Wesen ist himmlischer
Friede, ihr eigentliches Merkmal die Harmonie im Kosmos. Sie
durchdringt alle Dinge, ist keinerlei Grenzen unterworfen und nicht dem
Tode ausgesetzt, sondern ist unendlich und ewig: Sie ist das Herz im
Herzen von allem, was ist. Die Liebe ist das Wundersamste und Heiligste,
was die Menschen kennen. Sie verleiht dem Menschen Hoffnung. Sie
erfüllt sein Herz mit hoher Sehnsucht. Sie lässt seine edelsten
Eigenschaften zum Durchbruch kommen, die Selbstaufopferung für andere.
Sie bringt Selbstvergessen und verleiht Frieden und Freude ohne Ende.
Sie ist das Edelste, was es in der Welt gibt.
Das ureigenste Licht von uns ist allmächtige Liebe. Die Liebe ist ein
Schutz und Schirm. Die Liebe ist mächtig, sie ist all-durchdringend, und
je unpersönlicher sie ist, desto höher ist sie und desto mächtiger. Sie
kennt keine Grenzen, weder von Raum noch Zeit, denn sie ist der Natur
ureigenstes Wirken, das Grundgesetz der Natur, und ist das universale
Band, das alle Dinge umschlingt. Sie wird nicht nur die Hartnäckigkeit
des steinharten Herzens zum Wanken bringen, und denun durchdringlichsten
Panzer um ein menschliches Gemüt sprengen, sie wird auch ihre
lebensspendende Wärme überall hin verstrahlen. Nichts kann ihren
Durchgang hindern, denn sie ist die Lebensessenz des Alls. Denn alle
Wesen und Dinge sind in letzter Zergliederung eins, sie sind alle in dem
einen LEBEN verwurzelt und durch alle fliesst der stetige,
ununterbrochene Strom allmächtiger Liebe.
Die Liebe ist die grosse Anziehungskraft, welche Ding zu Ding,
Menschenherz zu Menschenherz bindet; und je höher wir in der Entwicklung
aufsteigen, desto inniger umrankt die Liebe alle Fasern unseres Wesens,
oder um es anders auszudrücken " desto mehr weitet sich das
Menschenherz in Liebe bis es schliesslich das ganze All umfängt, so dass
man dazu kommt, alle Dinge - gross und klein, zu lieben, ohne Rücksicht
auf Zeit und Ort. Oh, die Glückseligkeit dieses Empfindens, dieser
Erkenntnis! Sie ist göttlich, denn die Liebe, die unpersönliche Liebe
ist göttlich! Die persönliche Liebe ist nur ein Abglanz der göttlichen
Liebe, der unpersönlichen Liebe; die persönliche Liebe ist dem Irrtum
unterworfen, da ihr Lichtstrahl nur schwach ist. Alles, was als leitende
Ursache den Wunsch nach persönlichen Gewinn hat, ist nicht wahre Liebe.
Bei persönlichen Liebe beginnen die Schleier der Persönlichkeit sich
vor dem inneren Auge zu verdichten, da persönliches Begehren sich in
unserer Aura" der uns umgebenden psychischen Atmosphäre" ansammelt und
verdichtet und niederschlägt. Und dies verursacht das Dichterwerden der
psychischen Schleier, welche das innere Schauen und Verstehen
verdunkeln.
Die Essenz wahrer Liebe ist Selbstvergessen, und für die Regel gibt es
keine Ausnahmen. Sind eines Menschen Herz und Gemüt lediglich mit
persönlicher Liebe angefüllt, dann liebt er wohl dieses, doch nicht
jenes, dann liebt er wohl hier, doch nicht dort, oder umgekehrt. Mit
anderen Worten, seine Liebe ist umso beschränkter, je persönlicher ihr
Charakter ist. Dies ist jene Art von Liebe, welche nicht völlig wahr,
welche begrenzt ist. Unpersönliche Liebe ist etwas Liebliches, Schöner,
und hat nichts von den Dingen an sich, die wir alle verabscheuen. Sie
ist immer gütig gegen alle Dinge und jedermann -, gegen alle Wesen und
Dinge, ob sie gross oder klein seien; sie ist intuitiv.
Verantwortlichkeits-Bewusstsein, Vertrauen, Zutrauen, Liebe diese
bringen in der Tat Glück, Stärke und Freude. Pflege sie! Wessen Herz
aber mit rein persönlichen und begrenzten Gefühlen und Gedanken erfüllt
ist, der kann diese grossen Eigenschaften nicht erkennen oder in sich
fühlen. Sein Herz hat keinen Raum für sie, kann sie nicht hereinlassen,
weil es mit nur persönlichen Dingen angefüllt ist. Denn persönliche
Liebe kann nie eine Verantwortung tragen, hat kein
Verantwortungsbewusststein. Sie kann kein Zutrauen, kein wahres
Vertrauen hegen. Sie kann nicht das letzte geben, denn das "ich" ist da
zu jeder Zeit, und sein einziger Gedanke ist; für mich, für mich, für
mich. Dies ist das Unglück in der Welt von heute; und von allem Leid und
aller Sorge würde ein grosser Teil dahinschwinden, wenn Männer und
Frauen einander unpersönlich lieben, der Mann den Mann lieben und einer
den andern als Helden sehen könnte, und das Weib Vertrauen in ihr
eigenes Geschlecht hätte, was ihr das innere Schauen" das Erhabene
Schauen" verleihen würde. Eben diese selbstische, persönliche Liebe ist
es, die Leid, Schmerz und Elend ins menschliche Leben gebracht hat,
geradeso wie unpersönliche Liebe läutert und reinigt und das Herz froh
macht.
Es ist etwas Schönes um ein Herz, das sich hingeben kann ohne den
Gedanken an Lohn oder an ein schmerzhaftes Empfinden, welches dem Geber
eine Zeitlang aus seiner Hingabe erwachsen kann. Jene Liebe, welche ohne
Gedanken an das Selbst gegeben wird, welche weder Grenzen noch
Hemmungen hat, welche bedingungslos ist, ist göttlich. Wahre Liebe ist
immer unpersönlich. Liebe ist Friede. Liebe ist Harmonie. Liebe ist
Selbstvergessen. Liebe ist Stärke, Kraft, inneres Schauen, Entwicklung.
Ihre Macht weitet die innere Natur in solchem Masse, dass wir langsam
Zuneigung gewinnen, weil wir eins werden mit dem gesamten
Heim-Universum, in dem wir leben, uns bewegen und unser Sein haben. Und
weil sie die Harmonie selbst ist, da sie aus dem innersten Wesen, aus
dem Herzen des Universums kommt, werden wir eins mit dem Göttlichen im
Herzen aller Dinge.
Die unpersönliche Liebe ist göttlich. Sie erleuchtet das Herz, sie
weitet das Gemüt, sie erfüllt die Seele mit einem Ahnen ihres Einsseins
mit allem, was ist, sodass wir keinem Mitgeschöpf weh tun können,
sowenig wir dem, was uns auf Erden das Liebste ist, absichtlich ein Leid
zufügen können. Die Liebe ist mächtig. Sie ist das Grösste im
Menschenleben, weil sie das Grösste im Leben der Götter ist, von dem das
menschliche Leben nur ein armseliger, matter Abglanz ist. Unsere ganze
Natur giesst ihren glanzvollen Strom der Allsympathie hinaus. Das Leben
wird veredelt von allem Anfang an, und wir sehen vor uns am fernen
Horizont der Zukunft ein völliges Verstehen von allem, mit allem und ein
Verschmelzen aller Wesenheiten und Dinge zu einem Bewusstsein, aus
welchem Hass, Zwietracht, Hader und Nichtverstehen verschwunden sein
werden.
Ein schwacher, sehr schwacher Abglanz dieser Liebe ist die Liebe eines
Menschen zu einem anderen, doch ist sie wenigstens der Anfang des
Selbstvergessens. Wenn einmal die Seele von dem heiligen Glanze
unpersönlicher Liebe erleuchtet ist, dann erst leben wir wirklich. Die
unpersönliche Liebe fragt nicht nach Lohn. Sie gibt alles und gibt damit
sich selbst. Die Liebe ist Erleuchtung. Sie ist Inspiration. Sie öffnet
die Tore des Gemütes, weil sie die Bande der niederen Selbstheit
sprengt, welche den inneren Gott fesseln. Wer unpersönliche Liebe hegt,
aus dem strömt göttliches Feuer, und er wird wirklich zum Menschen.
Liebe ist eine starke Macht. Vollkommene Liebe vertreibt die Furcht.
Wessen Herz von Liebe und Mitgefühl erfüllt ist, dem bleibt Furcht
fremd: es ist kein Raum für sie in seinem Herzen. Wer die Allliebe in
sich trägt, der verbindet sich mit unsichtbaren kosmischen Mächten, und
er wird spirituell und intellektuell hellsehend und stark.
Er wird nie etwas fürchten, solange sein Herz mit Liebe und Versehen
erfüllt ist, weil die Liebe, die vollkommene Liebe, Verstehen bringt.
Armut bereitet dann keine Furcht, ebensowenig der Tod. Man kann die
Furcht überwinden, indem man sich im Geiste Bilder von hohen und edlen
Taten und Gedanken der Tapferkeit und des Mutes ausmalt. Man führe
zunächst in Gedanken mutige Taten aus. Man beobachte und bewundere den
Mut anderer. Man gewöhne sich daran, alles Mutige zu lieben, um ihm dann
zu folgen. Dann wird auch uns Mut werden und die Furcht wird
dahinschwinden gleich den Nebeln der Nacht beim Sonnenaufgang. Hier
liegt das Geheimnis der Ueberwindung der Furcht: durch den Gebrauch der
schöpferischen Einbildungskraft. Dies sind praktische Regeln der Ethik,
praktische Regeln menschlichen Verhaltens, und es ist bedauerlich, dass
die Menschen sie aus den Augen verloren haben. Solange der Mensch nur
sich selbst liebt, wird er der Furcht untertan sein, denn dann wird er
sich vor allem fürchten, was da kommen und seine Eigensucht stärken
könnte: Furcht vor dem Wagnis, vor der Tat, vor dem Gedanken, vor
Verlust. Und dann wird der Verlust erst recht kommen.
Was ich befürchtete, ist eingetroffen!" Es ist stets so. Die Grossen
unter den Menschen fürchten nichts, sie wagen, handeln, gehen vorwärts.
Sie sind die Tätigen, sie sind auch die Denker der Welt, denn immer sind
sie frei von Furcht. Sie lieben ihre Taten, deshalb haben sie keine
Furcht. Der Starke ist stark, weil er liebt, nicht weil er hasst. Der
Schwächling hasst, weil er klein und beschränkt ist. Er kann eines
anderen Schmerz und Leid nicht sehen, nicht fühlen, noch kann er eines
anderen Standpunkt begreifen. Wer aber Liebe hat, erkennt seine
Verbundenheit mit allen Dingen. Seine ganze Natur strahlt seine innere
Schönheit hinaus, weitet sich mit dem inneren Feuer, das in schönen und
harmonischen Gedanken und damit in schönen und guten Taten
hinausleuchtet. Seine Züge werden weich und gütig. Er flöst niemand
Furcht oder Hass ein. Unpersönliche Liebe hat etwas magisches an sich.
Sie wirkt Wunder. Sie erweicht selbst Herzen aus Stein. Nichts, nicht
einmal der Hass kann ihren Durchgang hindern. Folge dem alten Gesetz:
Hasse nicht.
Ueberwinde den Hass durch Liebe. Vergelte nicht Hass mit Hass, denn
dadurch würdest du nur eine unheilige Flamme nähren. Erwidere den Hass
mit Gerechtigkeit und Mitgefühl! Erwidere Ungerechtigkeit mit
Gerechtigkeit. So verbindest du dich mit den spirituellen Mächten der
Natur, uns so wirst du ein Kind des kosmischen Lebens, welches hinfort
durch dein Herz mit dem Rhythmus der Unsterblichkeit pulsieren wird.
Bleibe dir selbst getreu und erweitere den Kreis deiner Sympathien,
berühre mit den Fähigkeiten deines Bewusstseins die Herzen anderer
Menschen. Es ist eine unsagbare Freude, das innere Vibrieren unserer
Seele zu empfinden, wenn sie das Herz eines anderen berührt hat. Las
dein Herz sich weiten durch die göttlichen Energien, die in ihm
schlummern: Liebe, Mitgefühl, Erbarmen, Verstehen, Güte, das Erschauen
der Schönheit im Lichte der Liebe und der Liebe im Lichte der Schönheit,
die sie selbst ausstrahlt! Sei gütig! Verschliesse dein Herz dem Hass.
Lass dein Herz sich weiten. Eine andere Stufe, welche zu dem Pfade
göttlicher Liebe empor führt , ist Vergeben.
Das Vergeben ist die Herzensregung, welche dich den ersten Schritt auf
dem Weg nach oben machen lassen wird. Es ist in der Tat eine der Stufen
zur göttlichen Liebe. Wahres Vergeben erfordert Charakterstärke, wahres
Menschentum, wahre Unterscheidungsfähigkeit und intellektuelle Kraft. Es
ist die Weigerung, einem etwas nachzutragen, einen Groll zu hegen und
Hass in sich zu dulden. Verzeihen heisst, auch das Herz von diesen
schlechten und herabwürdigenden Trieben zu läutern. Ein Beispiel: man
hat dir Unrecht getan. Was wirst du tun? Willst du Groll und Hass hegen,
die Zeit abwarten, in der du mit derselben Münze zurückzahlen wirst, um
so das Leid und Herzensweh der Welt um ein Doppeltes zu vermehren? Oder
wirst du sagen: Nein, ich will vergeben; ich selbst habe den Weg
zu diesem Unrecht freigemacht, ich selbst habe in der Vergangenheit den
Grund zu diesem Leid für mich gelegt? Der Unglückliche, der mir das
angetan hat! Ich will ihm vergeben. Bei diesen vielen Berichten von den
Geschehnissen in Palästina und Israel hat auch mein kleiner Sohn von 7
Jahren mitbekommen, dass auch Kinder gewaltsam umkamen. Voller Wut und
Tränen in den Augen meinte er was können denn die armen Kinder
dafür, dass sich dumme Erwachsene nicht verstehen? Man sollte ihnen das
selbe antun!" Natürlich fragte ich ihn ob er dies wirklich so meinte,
was er verneinte. Er findet es doch nur so traurig, dass es Menschen
gibt die sich gegenseitig töten und dann auch noch unschuldige Kinder.
Er sagt, dass Kinder Frieden wollen. Wenn jemand ein Kind umbringt, dann
bringt vielleicht der Vater des getöteten Kindes das Kind des Soldaten
um, der ihn erschossen hat, und vielleicht bringt dann dem sein Sohn den
Vater des anderen um, damit der andere sieht wie es ist, auf einmal
ohne Vater zu sein und so geht es immer weiter und weiter......, nur
weil Menschen nicht verstehen, dass Verzeihen und Liebe wichtiger sind
als jemanden zu zeigen was unglücklich sein bedeutet.
Aber ich glaube, dass der, der aufhört sich zu rächen und anfängt zu
verzeihen den wirklichen Frieden bringen und nicht die, die alle tot
schiessen. Wir sollten wohl öfters auf unsere Kinder hören! Wer Böses
tut, weiss, nicht, was er tut. Er ist schwach und blind. Wer aber ein
verzeihendes Herz hat, ist sehend, ist stark, denn die Liebe verzeiht
alles, und sie tut dies deshalb, weil sie Mitfühlen und Verstehen hat.
Verstehen verleiht Einsicht. Lerne vergeben und vergib, wenn Vergebung
vonnöten ist. Nicht das blosse Verzeihen mit den Lippen ist gemeint
oder, dass wir uns nicht versucht fühlen zu hassen, sondern jenes
Verzeihen, welches ein Hervorrufen der inneren Stärke bedeutet. Lass
Liebe aus dir strömen, wenn ein niedriger und selbstischer Antrieb des
Hasses in dir waltet, denn Liebe bedeutet dann eine spirituelle
Schulung, welche auf innere Stärke und Grösse hinweist. Dies bedeutet
eine grosse Stärkung unseres inneren Wesens. Die Anstrengung und das
Ergebnis legen Streitigkeiten bei, lindern Nöte, regen Vertrauen und
gütiges Fühlen an; und zu dem, der aufrichtig und erfolgreich vergibt,
kommt ein Frieden und ein Stärkebewusstsein, die durch nichts anderes
vermittelt werden können. Wahre unpersönliche Liebe ruft nicht nur
wieder Liebe in anderer Herzen wach, sondern hebt auch dich selbst höher
empor. Sie bringt nicht nur in den Seelen derer, die du liebst, Schönes
zum Erwachen, sondern sie entwickelt auch deine Fähigkeiten und Kräfte.
Vergib und liebe, und du stellst deine Fähigkeiten damit auf jenen
Pfad, der dich geradeaus zu der spirituellen Sonne hinführt, welche ewig
aufgeht und Heilkräfte durch ihre Schwingungen ausströmen lässt. Vergib
und liebe, und ehe du dich dessen versiehst, wirst du den sanften Hauch
der buddhistischen Strahlenkraft "des Christosgeistes" empfinden, der
durch dein ganzes Wesen strömt. Du wirst dann zu einer wohltätigen Macht
auf Erden, nicht nur geliebt von deinen Mitmenschen, sondern ein Segen
für alle Wesen. Du wirst dann damit anfangen, von den erhabenen Kräften
und Fähigkeiten, die dem Gott ein dir eigen sind, den richtigen Gebrauch
zu machen. Du wirst alle Dinge verstehen, weil die Liebe hellsehend und
eine mächtige Kraft ist. Lerne vergeben, denn es ist erhaben!
Lerne lieben, denn es ist göttlich!
( von Hanspeter Wassmer )
|
|
|
|
Antworten