SPIRITUELLE ERFAHRUNGEN

Anbruch eines neuen Lebens

Ich war dieses trügerischen Lebens sinnlicher Vergnügen müde
Dieses Gefängnis meines Körpers widerte mich an.
Ich suchte die Gesellschaft großer Meister
Und saugte ihre nektargleichen Unterweisungen in mich auf.
Ich durchstreifte den grauenvollen Wald von Liebe und Haß.
Ich wanderte weit jenseits der Welt von Gut und Böse
Ich kam zum Grenzland erstaunlicher Stille
Und erhaschte den Glanz der Seele in mir.
All mein Leid ist jetzt vorbei
Mein Herz fließt über vor Freude
Frieden ist in meine Seele eingezogen
Ich wurde plötzlich herausgehoben
Ein neues Leben brach an.
Ich erfuhr die innere Welt der Wirklichkeit
Das Unsichtbare erfüllte meine Seele und mein Herz.
Ich badete in einer Flut unaussprechlichen Glanzes
Und sah Gott hinter allen Namen und Gestalten
Und erkannte, daß ich das Licht bin.
 
 

Spirituelle Anfangserfahrungen

I.
Mehr und mehr Leidenschaftslosigkeit und Unterscheidungskraft
Mehr und mehr Sehnsucht nach Befreiung,
Frieden, Heiterkeit, Zufriedenheit,
Furchtlosigkeit, unerschütterliches Gemüt,
Glänzende Augen, angenehmer Körpergeruch;
Schöner Teint, liebliche, kräftige Stimme,
Wunderbare Gesundheit, Schwung, Lebenskraft und Vitalität,
Freiheit von Krankheit, Trägheit und Niedergeschlagenheit,
Leichtigkeit des Körpers, Wachheit des Geistes,
Kraftvolles Verdauungsfeuer (Jatharagni),
Eifer, lange sitzend zu meditieren
Abneigung gegen weltliche Gespräche und die Gesellschaft weltlich gesinnter Menschen
Fühlen der Gegenwart Gottes überall
Liebe zu allen Geschöpfen,
Gefühl, daß alle Gestalten Erscheinungsformen Gottes sind
Daß die Welt Gott Selbst ist
Fehlen jeglicher Abneigung (Ghrina) gegenüber irgendeinem Wesen,
Selbst solchen gegenüber, die schmähen und verletzen
Kraft des Gemüts, Beleidigungen und Kränkungen zu ertragen,
Gefahren und Unglück zu begegnen
Sind einige spirituelle Anfangserfahrungen.
Sie zeigen an, daß man auf dem
Spirituellen Weg voranschreitet.
 
 

II.

Weiße Lichtkugeln, bunte Lichter
Sonne, Sterne während der Meditation
Divya Gandha (Göttlicher Geruch), Göttlicher Geschmack,
Vision Gottes im Traum
Außergewöhnliche, übermenschliche Erfahrungen,
Sicht Gottes in menschlicher Gestalt
Manchmal in Gestalt eines Brahmanen,
alten Mannes, Aussätzigen oder zerlumpten Kastenlosen
Mit Gott reden,
Sind spirituelle Anfangserfahrungen.
Dann folgt kosmisches Bewußtsein oder Savikalpa Samadhi
Das Arjuna erfahren hat.
Schließlich tritt der Aspirant
In NirvikalpaSamadhi, den höchsten überbewußten Zustand ohne Dualität, ein
Wo es weder Sehenden noch Gesehenes gibt
Wo man nichts sieht und nichts hört.
Man wird eins mit dem Ewigen.
 
 
Ich habe das Spiel des Lebens gewonnen
Durch die Gnade Gottes und des Sat-Guru
Bin ich ungebunden und frei.
Alle Zweifel und Täuschungen sind geschwunden.
Ich bin frei und glückselig für immer
Ich bin frei von Furcht,
Da ich in diesem nicht-dualen Zustand ruhe.
Furcht entsteht aus Dualität.
Ich bin berauscht von Brahman.
Ich habe Vollkommenheit und Freiheit erlangt.
Ich lebe im reinen Bewußtsein.
Ich habe das Spiel des Lebens gewonnen.
Ich habe gewonnen! Ich habe gewonnen!! Ich habe gewonnen!!

In Ihm finde ich mein Alles

Endlich ist Seine Gnade auf mich herabgekommen
Ich schaute und schaute Ihn an
Ich verlor mich in diesem wundervollen Anblick Gottes.
Seine Gnade füllte den Becher meines Herzens.
Ekstatische Schauer überwältigten mich
In Seinem Willen liegt mein Frieden
Sein Name ist ein Himmel der Ruhe
In Ihm finde ich mein Alles.
Alles Wissen ruht in Seinem Schoß
Die ganze Schöpfung entsteht und vergeht in Ihm
Er ist die Höchste Quelle aller Erscheinungen.
Er ist die Hauptstütze aller Welten.
Er ist der Eine Heilige, vollkommen in Weisheit,
Die Ursache dieser Welt, der Retter!
 
 
Im Meer der Glückseligkeit
Oh Mahadeva, Oh Keshava
Mit dem Schwert Deiner Gnade
Habe ich alle meine Fesseln durchtrennt
Ich bin frei, ich bin glückselig
Alle Wünsche sind vergangen
Nun strebe ich nach nichts
Als nach Deinen gesegneten Füßen
Ich habe alle meine Gedanken verloren
In Dir, oh Narayana.
Ich hatte Deine wunderbare Vision
Ich ging auf in Verzückung
Ich wurde sofort verwandelt
Ich ertrank
Im Göttlichen Bewußtsein
Im Meer der Glückseligkeit
Heil, Heil, oh Vishnu, mein Gott.

Ich bin das Unsterbliche Selbst

Nur ein ewiges, unendliches Wesen allein existiert
Jiva (die individuelle Seele) ist eins mit diesem Wesen
Leid ist unwirklich; es kann nicht bestehen
Glückseligkeit ist wirklich; sie kann nicht vergehen.
Der Geist ist unwirklich; er kann nicht leben,
Die Seele ist wirklich; sie kann nicht sterben.
Freiheit kommt mit der Kenntnis des Selbst
Freiheit ist Vollkommenheit, Unsterblichkeit und Glückseligkeit
Freiheit ist die unmittelbare Verwirklichung des Selbst
Freiheit ist Erlösung von Geburt und Tod
Ich bin weder Geist noch Körper
Die ganze Welt ist mein Körper
Die ganze Welt ist mein Zuhause
Nichts ist, nichts gehört mir
Das Unsterbliche Selbst bin ich.
 
 
Jenseits der Sprache
In der vollkommen namenlosen, gestaltlosen Leere,
In der grenzenlosen Weite von Wonne
In der Region gegenstandsloser Freude ohne Gedanken
Im Reich des zeitlosen, formlosen, gedankenlosen Raums
In der transzendentalen Wohnstatt süßer Harmonie
Wurde ich eins mit dem Höchsten Glanz
Der Gedanke, wir seien ein oder zwei, verschwand
Ich überquerte den Ozean der Wiedergeburten für immer.
Das alles dank der Gnade Gottes
Der in Brindavan unter rhythmischen Klängen tanzte
Der den Govardhan-Berg zum Schutz der Kuhhirten anhob.
 
 
Ich bin Das geworden
Die von Maya hervorgerufene Welt ist jetzt geschwunden
Der Geist ist völlig zugrundegegangen
Das Ego ist zu Staub geworden
Die uneinnehmbaren Festungen sind niedergerissen worden.
Namen und Formen sind verschwunden
Alle Unterscheidungen und Verschiedenheiten sind vergangen
Die alte individuelle Seele ist ganz dahingeschmolzen
Der Strom von Wahrheit, Weisheit und Wonne
Hat alles erobert
Brahman allein strahlt überall
Der eine gleiche Geist der Freude durchdringt alles
Ich bin Das geworden. Ich bin Das geworden.
Shivoham. Shivoham. Shivoham.
 
 
Die große Bhuma-Erfahrung des
Unveränderlichen
Ich ging auf in großer, nicht endender Freude
Ich schwamm im Ozean unsterblicher Wonne
Ich trieb im Meer unendlichen Friedens
Das Ich schmolz, die Gedanken ergaben sich
Der Verstand stand still
Die Sinne waren zurückgezogen
Ich war mir der Welt nicht mehr bewußt
Ich sah mich selbst überall
Es war eine einheitliche Erfahrung
Es gab weder innen noch außen
Es gab weder "dies" noch "das"
Es gab weder "er", "du" noch "ich" oder "sie"
Es gab weder Zeit noch Raum
Es gab weder Subjekt noch Objekt
Es gab weder den Wissenden noch das zu Wissende noch Wissen
Wie kann man diese transzendentale Erfahrung beschreiben?
Die Sprache ist begrenzt, Worte sind unzureichend;
Verwirkliche es selbst und sei frei.
 
 

Mystische Erfahrung

Brahman oder das Ewige ist weit süßer als Honig,
Marmelade, Kandiszucker, Rasagulla oder Laddu
Ich meditierte über Brahman, das Unveränderliche
Ich erreichte den Zustand jenseits des Endlichen
Wahres Licht leuchtete in mir
Avidya, Unwissenheit, schwand dahin
Die Türen waren ganz verschlossen
Die Sinne zurückgezogen.
Atem und Geist vereinigten sich mit ihrem Ursprung
Ich wurde eins mit dem Höchsten Licht
Wahrlich eine mystische Erfahrung jenseits der Sprache
Shivoham, Shivoham, Shivoham, Soham
Sat-chit-ananda Swarupoham.
Shivoham – Shivoham – Shivoham

Ich habe die Einheit

Von individueller Seele und Höchster Seele verwirklicht
Sat-chit-ananda ist meine wahre Natur
Mein Geist ist von allen äußeren Objekten zurückgezogen
Ich bin tief von Gott durchdrungen.
Alle Sorgen, Leid und Furcht sind geschwunden
Ich bin friedvoll und heiter für immer
Ich bin Wahrheit, Reines Bewußtsein und Glückseligkeit
Ich erstrahle als Göttliche Flamme.
 
 
In allen Lebewesen
Spüre ich die Seligkeit des Ewigen
Ich habe das Ziel des Lebens erreicht
In diesem Brahman bin ich!
Jenes Satchidananda-Brahman,
das im Innern wohnt, der Innere Führer,
Der Schoß der Veden,
Der Schöpfer dieses Weltalls,
Die Substanz für alles,
Das den Verstand erleuchtet,
In allen Formen verborgen ist,
Von den Rishis angebetet wird,
Das die Veden verkünden,
Das die Yogis herbeisehnen, um Samadhi zu erlangen,
Der Schrecken Indras und Agnis,
Das sanft ist zum disziplinierten Yogi,
Wahrlich, dieses Brahman bin ich.
Shivoham Shivoham Shivoham!
 
 

Samadhi, der überbewußte Zustand

Oh welche Freude! Welche Seligkeit!
Alle Wünsche sind jetzt erfüllt
Alles ist erreicht
Ich bin unsterblich, ohne Tod
Ich bin Ewiges Bewußtsein
Ich bin das Große und Hohe
Alles ist reine Befreiung (Moksha)
Überall ist nur Moksha allein
Jeder muß dies kennenlernen
Und erfahren.
Das Ego ist jetzt geschmolzen
Die Vasanas (Wünsche) sind verbrannt
Im Feuer der Weisheit
Der Geist ist überwunden (Manonasha).
Alle Unterschiede sind aufgelöst
Alle Verschiedenheiten sind verschwunden
Es gibt weder "ich" noch "du"
Alles ist wirklich Brahman
Das ist eine allumfassende Seligkeit
Diese ganzheitliche Erfahrung ist unaussprechlich
Es gibt keine Worte, diesen Zustand zu beschreiben
Fühle ihn selbst in Samadhi.
Durch die Gnade des Gurus

 

Ich kenne meine wahre Natur

Ich habe den Gipfel der Vollkommenheit erreicht
Ich bin der reine unsterbliche Atman.
Alle meine Wünsche sind erfüllt
Ich bin Apta Kama, vollkommene Wunscherfüllung
Ich habe alles erreicht
Ich habe alles erledigt.
Ich habe nichts mehr zu lernen
Die Veden haben mich nichts zu lehren
Die Smritis haben mir nichts mehr beizubringen
Die Welt hat nichts, was mich anziehen könnte.
Maya versteckt sich bescheiden
Jetzt da ich alle ihre Listen und Wege kenne,
schämt sie sich, vor mir zu erscheinen.
Das alles dank der Gnade Gottes
Und dank der Gnade des Gurus
Er machte mich wie Sich selbst
Verehrung dem Guru,
Huldigung dem Guru.
 
 

Ich bin der ich bin

Zeitlos und raumlos ist dieses Ziel
Frei von Leid und Sorge ist dieser Wohnsitz
Selig und friedlich ist diese Heimstatt
Unveränderlich und grenzenlos ist dies Dhama (Wunscherfüllung)
Ich weiß, "Ich bin Er".
Ich habe weder Körper, Geist noch Sinne
Ich unterliege weder Veränderung noch Wachstum noch Tod
Ich bin das Unsterbliche, Allesdurchdringende Brahman.
Weder Tugend noch Sünde können mich berühren
Weder Freude noch Leid mich beeinflussen
Weder Vorlieben noch Abneigungen können mir etwas anhaben
Ich bin Absolutes Sein, Absolutes Wissen und Absolute Wonne
Ich habe weder Freunde noch Feinde
Ich habe weder Eltern noch Verwandte
Ich habe weder Heimat noch Heimatland.
Ich bin der ich bin. Ich bin der ich bin.
Ich wurde nie geboren, ich sterbe nie
Ich existiere immer, ich bin überall
Ich kenne weder Furcht vor dem Tod noch vor öffentlicher Kritik
Ich bin Shiva, voller Seligkeit und Wissen
Chidananda-rupah Shivoham, Shivoham.
 

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Antworten

  • Om Lieber Peter,

    gerne, und wunderbar wie du damit um gehst.
    Und noch ein Geschenkchen dass der Level steigt, und der Göttliche Weg auf den Stufen schneller wird.

    Om Shanti
    Rafaela

    Eine Geschichte von Sukadev

    Der Aspirant und der Guru

    Es war einmal ein junger Aspirant, der wollte wissen: „Was ist Gott?“
    Darüber dachte er nach und kam zu keinem Ergebnis. Da fragte er viele Menschen und jeder gab ihm eine andere Antwort. Dar-auf las er fünfundzwanzig verschiedene Bücher und aus ihnen erhielt er fünfundzwanzig unterschiedliche Antworten.
    Da dachte er: „Ich muss zu jemandem gehen, der mir eine über-zeugende Antwort geben kann. Und wer kann das sein? Nun, bestimmt nicht jemand, der nur von Gott gehört oder nur über ihn spekuliert hat. Nein, ein Guru muss es sein. Er erkundigte sich nach einem sol-chen Meister. Im Dschungel sollte so ein Lehrer leben, vier Ta-gesreisen entfernt. Also nahm er zehn Tage Urlaub und begab sich auf den Weg. Flüsse musste er durchschwimmen, Moraste durchwaten, und fünftausend Mücken stachen ihn. Nach vier Tagen erreichte er die Hütte des Meisters. Er klopfte an die Tür. Doch niemand öffnete. Er klopfte noch einmal. Immer noch blieb es still. Er wartete eine ganze Stunde vor der Hütte, doch nie-mand kam. Da öffnete er vorsichtig die Tür und sah in das Halb-dunkel hinein. Und er sah den Meister meditierend dort sitzen. Leise setzte er sich zu ihm und meditierte ebenfalls. Nach einer weiteren Stunde öffnete der Meister die Augen. Vor ihm saß ein Fremder, der ihn fragend anschaute.
    Sitzend verneigte sich der Schüler und sagte: „Oh, großer Meis-ter, ich würde gern wissen: ‚Was ist Gott? Wo ist Gott?’ Die einen sagen: ‚Gott ist im Himmel.’ Die anderen sagen: ‚Gott ist in der Erde.’ Noch andere sagen: ‚Gott ist im Herzen.’ Dann heißt es: ‚Gott ist immanent.’ Und es wird gesagt: ‚Gott ist transzendent.’ Und wiederum andere meinen: ‚Gott ist sowohl immanent wie auch transzendent.’ Dann gibt es Menschen, die sagen: ‚Gott ist männlich.’ Andere sagen: ‚Gott ist weiblich.’ Und die nächsten sagen: ‚Gott ist sowohl männlich wie auch weiblich.’ Die einen schwören: ‚Gott hat einen Bart.’ Die anderen sind überzeugt: ‚Gott hat Stoßzähne.’ Oh, Meister, bitte sag mir: Wer ist Gott? Was ist die Wahrheit?“
    Der Meister, der seit Stunden meditiert hatte, hörte dem Aspi-ranten mit Mühe zu. Ruhig saß er da und schließlich antwortete er: „Prajnanam brahman - Bewusstsein ist Brahman, Bewusst-sein ist Wahrheit.“, und er schloss wieder die Augen.
    Das war alles. Eine ausführlichere Antwort bekam der Schüler nicht. Also begab er sich auf den Rückweg. Flüsse musste er durchschwimmen, Schlangen ausweichen, ein Bär erschreckte ihn.
    Unterwegs dachte der Aspirant: „So weit musste ich reisen, so viele Gefahren auf mich nehmen und der Meister sagt mir nur einen Satz: ‚Prajnanam brahman - Bewusstsein ist Brahman.’ Ist das wirklich die Antwort, die ich suche? Und der Meister, ist er der Guru, den ich brauche? Ich brauche einen Guru, den ich ver-ehren kann. Ich suche einen großen, den idealen Guru.“
    Aber dann dachte er: „Und ich, bin ich denn der ideale Schüler? Und so viele Worte habe ich gesprochen, musste ich so viel reden? Nun“, dachte er weiter, „in Büchern steht, der weise Dattatreya brauchte keinen menschlichen Guru, sondern eine unscheinbare Biene war seine Lehrerin. Von ihr lernte er, dass man bei schö-nem Wetter Nahrung sammeln muss, um im Winter nicht zu hungern. Und eine andere Biene lehrte ihn, den Sinnen nur mit Bedacht zu folgen, denn sie war abends bereits ziemlich beladen noch in eine Blüte gekrabbelt, um auch diesen Nektar in den Stock zu tragen, aber die Blüte hatte sich geschlossen, ein Ele-fant war des Weges gekommen und hatte die Blüte mitsamt der Biene zertrampelt.“
    „Ja, einen Satz nur hat der Meister zu mir gesagt. Was hat er mit ihm gemeint: ‚Prajnanam brahman - Bewusstsein ist Brahman?’ Ist das wirklich so? Wenn ich nun ohne Bewusstsein wäre?“ Er erschrak. „Oh“, rief er, „ohne Bewusstsein wäre ich ja tot! Und was wären die Tiere ohne Bewusstsein? Sie wären ebenfalls tot. Und was wären die Pflanzen ohne Bewusstsein? Sie wären abge-storben.“
    Er erkannte, dass die Erde ohne das Bewusstsein der Lebewesen ein entsetzlicher Ort wäre. Da schaute er plötzlich die Natur mit ganz anderen Augen an. Dort, in diesem Schmetterling also, der da an ihm vorüber gaukelte, war Bewusstsein! In den Bäumen, die ihn umgaben, war Bewusstsein! In den Bächen, die er durch-waten musste, war Bewusstsein! Er erkannte: „Gott ist nicht ir-gendwo im Himmel und nicht irgendwo in der Erde. Und unwich-tig ist es, ob er transzendent oder immanent ist. Ja, unwichtig ist es sogar, ob er existiert oder nicht, sondern wichtig allein ist das Bewusstsein, das Bewusstsein in uns und um uns herum, und wichtig ist es, das Bewusstsein zu spüren und zu erkennen.“
    Mit diesem Wissen kehrte er in sein Dorf zurück. Klar sah er: Überall ist Bewusstsein, Gott ist Bewusstsein. Aber dann tauchte eine neue Frage auf. Man sollte Gott ja nicht nur erkennen, son-dern auch verwirklichen. Wie konnte er denn Gott verwirklichen? Danach drängte es ihn doch. Er beschloss, den Meister noch ein-mal zu besuchen. Wieder kämpfte er sich durch den Dschungel. Die Moskitos stachen ihn zu Tausenden. In einem Fluss, der während der Monsunzeit Hochwasser führte, ertrank er beinahe. Doch schließlich stand er wieder vor der Hütte des Meisters. Er klopfte, wartete, dann trat er ein. Der Meister meditierte wieder-um und der Aspirant setzte sich zu ihm.
    Irgendwann kam der Meister aus seiner Meditation heraus und der Schüler sagte: „Oh, Meister, ich habe erkannt: ‚Prajnanam brahman.’ Tatsächlich, Gott ist Bewusstsein. Ich habe erkannt, Bewusstsein ist das Wesentliche, das Schöne im Universum. Und ohne Bewusstsein ist alles sinnlos. Den Körper liebt man nicht des Körpers wegen, sondern weil Bewusstsein in ihm ist. Die Schönheit liebt man nicht der Schönheit wegen, sondern weil sich in ihr Bewusstsein verbirgt. Und wir muten unserem Körper vie-les zu und kräftigen ihn, weil das Bewusstsein uns dazu drängt. Verlässt das Bewusstsein eines Tages unseren Körper, dann hat er keine Bedeutung mehr und das Bewusstsein wandert weiter. Das habe ich erkannt, aber, oh, großer Meister, es heißt, man soll Gott nicht nur erkennen und spüren, sondern auch verwirkli-chen. Wie verwirkliche ich Gott?“
    Der Meister hatte zugehört. „Tat twam asi.“, sagte er. „Das Be-wusstsein, das du überall gesehen, gespürt und erkannt hast, ‚tat twam asi’ - das bist du’.
    Und er schloss wieder die Augen und versank in tiefe Meditation. Mühselig war der Weg des Schülers zurück durch den Dschungel. Vor einem zornigen Wildelefanten musste er um sein Leben ren-nen. Nachdem er sich gerettet hatte, wanderte er weiter und ständig dachte er an den Satz: „Tat twam asi. Tat twam asi.“
    Auf einmal rief er: „Aber ja, natürlich, warum bin ich nicht schon früher darauf gekommen? Mein Bewusstsein ist ein Teil des un-endlichen, absoluten und göttlichen Bewusstseins. Aham brah-masmi - ich bin Brahman.“
    Dieser Gedanke durchfuhr ihn, durchdrang alle Zellen und ein unbeschreibliches Glücksgefühl durchströmte ihn.
    „Ayam atma brahman -“, flüsterte er, „ - mein Selbst, dieses Selbst ist Brahman.“
    Und dann spürte er das Absolute, das Göttliche. Nicht nur in seinem Körper, sondern auch in den Vögeln, in den Bäumen, in den Wolken und im Himmel. Sein Bewusstsein war eins mit dem Bewusstsein in allen Körpern, und allen Erscheinungen um ihn herum. Keine Trennung, keinen Unterschied gab es mehr. So kehrte er in seinen Heimatort zurück. Aber je länger er in seinem Haus lebte und den alltäglichen Arbeiten nachging, umso unsi-cherer wurde er, ob das, was er gefühlt und gedacht hatte, auch die Wahrheit war. Dachte er tief genug, konnte er seinem ge-fühlsmäßigen Verständnis trauen? Nach ein paar Monaten, als er sich von seinen Pflichten wieder für zehn Tage frei machen konn-te, begab er sich noch einmal zu seinem Guru. Beschwerlich und gefährlich war der Weg wiederum. Aber dann stand er vor der Hütte, klopfte und trat ein. Der Meister, erwartete ihn bereits.
    „Nun, mein Sohn, was kann ich für dich tun?“ fragte er.
    Der Schüler sagte: „Oh, großer Meister, bei meinem vorigen Be-such hast du mir gesagt: ‚Tat twam asi.’ Ich habe darüber nach-gedacht und meditiert, und ich habe die Einheit mit allem ge-spürt, aber ich bin mir nicht sicher.“
    Der Lehrer sagte: „Ayam atma Brahman - dieses Selbst ist Brahman.“
    Dies war die Bestätigung. Dieser Satz räumte alle Zweifel aus.
    „Aham Brahmasmi - ich bin Brahman“, sagte der Aspirant und erreichte Nirvikalpa Samadhi (höchster überbewusster Zustand, ohne Dualität).
    • Welch Segen, dass wir in Deutschland keinen Dschungel haben und über Internet kommunizieren können.
  • Liebe Rafaela,

    danke für diese wunderschöne Beschreibung. Ich habe sie mir gleich kopiert und abgespeichert (nicht weggespeichtert, sondern zum jederzeitigen Wiederzugriff auf mein tragbares Gerät abgespeichert).

    Da bin ich ja schon auf Level 4 von der ca. 270 beschriebenen Stufen ;-)

    Danke für dieses Geschenk

    Om Shanti
    Peter
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