Vanaprastha ist wörtlich „derjenige, der im Wald lebt“. Vana heißt Wald, Prastha heißt lebt. Vanaprastha ist „der im Wald lebt“, jemand, der sich im dritten Lebensstadium befindet. Im alten Indien wurden vier Lebensstadien propagiert, bzw. das fünfte war die Kindheit. Bis zum Alten von acht bis zwölf Jahren blieben die Kinder bei ihren Eltern, im Alter von acht bis zwölf Jahren gingen die Kinder zu einem Guru, einem so genannten Gurukula. Gurukula ist die Familie des Gurus. Das heißt, sie wurden Teil der Familie eines Gurus, sie haben dort ihren Beruf gelernt und letztlich auch die spirituellen Praktiken.

So war das erste Lebensstadium Brahmacharya, wo man lernt, Verhalten – Achara, das zu Brahman führt. Zweites Lebensstadium ist dann Garhasthya, das heißt, das Leben in Familie und Beruf. Dann, im Alter von fünfzig bis sechzig schrittweises Austreten aus dem Berufsleben und mehr Zeit im Wald verbringen, insbesondere in Ashramas. In dem Alter können natürlich Menschen nicht einfach so als Einsiedler leben, sondern das ist die Zeit, wo sie dann in größere Ashrams gehen, um dort zu leben und zu lernen, Vanaprasthya. Und das mündet dann irgendwann zu Sannyasa. Also, ein Vanaprastha ist zum einen jemand, der im Vanaprastha Ashram lebt, oder auch, Vanaprastha ist die Bezeichnung dieses dritten Lebensalters. Für Vanaprastha Ashrama gilt insbesondere als Tipp, mehr Asanas üben, mehr Pranayama zu üben, denn gerade das braucht man im fortgeschrittenen Lebensalter, um gesund zu sein, Energie zu haben, meditieren zu können.

Als zweites, wer kann, kann lehren. Also, im Vanaprastha-Zeitalter gilt es auch, andere zu lehren, anderen etwas beizubringen. Wenn man etwas weiß, dann sollte man es mit anderen teilen und weitergeben. Also drittes, im Vanaprastha kann man auch rezitieren und kann Schriften lesen und seine Meditation intensivieren. Heutzutage gibt es viele Menschen im Frührentenalter, die einfach durch die Weltgeschichte reisen. Das kann auch mal hilfreich sein, um aus alten Denkgewohnheiten rauszukommen und irgendwo eine neue Perspektive zum Leben bekommen. Aber dauerhaft einfach nur zu reisen oder sich dann irgendwo in einem südlichen Land niederlassen, in der Hoffnung, dass dort alles viel schöner sei, das macht nicht zufrieden und glücklich. Im Menschen ist irgendwo eingebaut, dass im Alter von fünfzig, sechzig der Wunsch nach etwas Höherem stärker wird. Und so ist Vanaprastha etwas, wo man daran denken kann, in diesem Alter von fünfzig bis sechzig, wenn man es noch nicht gemacht hat, spirituelle Praktiken intensivieren.

Nicht alle können dabei in einen Ashram gehen im Wald, aber man kann mehr Zeit in der Natur verbringen, man kann mehr Zeit mit Spaziergängen in der Natur, mit Meditation in der Natur verbringen. Das hilft, von all diesem menschlichen Stress wegzukommen und sich mehr in Kontakt mit Mutter Erde zu begeben. Aber es reicht auch nicht aus, einfach nur mit Mutter Erde in Kontakt zu kommen, das kann nur ein Mittel sein, um letztlich Gott zu erfahren, das höchste Selbst zu erfahren. Vanaprastha, also als Vanaprastha Ashrama, ist das Lebensalter, das kommt, wenn man langsam die wichtigen Verantwortungen an andere weitergegeben hat und seine spirituellen Praktiken intensivieren kann. Vanaprastha Ashrama – Lebensalter, wo man die spirituellen Praktiken vertieft, über Kontakt mit der Natur und intensivere spirituelle Praktiken immer mehr Gott erfährt, bis man in Sannyasa, dem vierten Lebensalter, mit Gott verschmilzt.

- Die Vorträge des Sanskrit Lexikons als Video
- Die Vorträge des Sanskrit Lexikons als mp3 Audio, auch zum Downloaden
- Das vollständige Sanskrit Lexikon auf wiki.yoga-vidya.de

E-Mail an mich, wenn Personen einen Kommentar hinterlassen –

Sie müssen Mitglied von Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda sein, um Kommentare hinzuzufügen.

Bei Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda dabei sein