Vairagya

Vairagya ist ein Zustand jenseits aller Wünsche. Vairagya ist ein Zustand, wo die Wunschlosigkeit Dauerzustand ist. Vairagya wird oft auch als Nicht-Anhaften bezeichnet oder auch als Leidenschaftslosigkeit. Vairagya stammt zunächst mal von dem Wort „Raga“. Raga in diesem Kontext heißt Wunsch, Anhaftung, Gier. Vi steht für nicht, Gya ist ein Zustand. Vairagya ist damit der Zustand, Ragya – der Zustand, jenseits aller Wünsche. Vairagya wird auch bezeichnet als der Zustand des Asketentums. Also, wenn man sagt, er lebt Vairagya, dann heißt das, er verzichtet auf alles Mögliche und im klassischen Indien heißt das, er lebt im Wald und lebt entweder von Bettelgaben oder von Beeren und Wurzeln und dem, was so die Natur von selbst gibt.

Gut, Vairagya ist auch eine der vier Sadhana Chatushtaya, also die Vierheit des Sadhanas, wie es Shankaracharya z.B. in dem Viveka Chudamani beschreibt. Dort sagt er, um zur höchsten Verwirklichung zu kommen, sollte man sich mit Sadhana Chatushtaya ausstatten, also mit den vier Eigenschaften des Sadhanas, dann sollte man einen Lehrer suchen und der Lehrer kann dann den Schüler unterweisen. Und wenn der Schüler Sadhana Chatushtaya hat, dann wird er zügig zur Verwirklichung kommen.

Sadhana Chatushtaya ist, wie du vielleicht inzwischen weißt, zum einen Viveka, die Unterscheidung zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen. Dann Vairagya, die Wunschlosigkeit oder die Abwesenheit der Vorstellung, dass Wunscherfüllung einen glücklich macht. Shatsampat, die sechs edlen Tugenden der Gelassenheit oder die sechs Aspekte des Wohlstandes der Gelassenheit. Und als viertes Mumukshutwa.

Also, Vairagya – Vairagya könnte man vermutlich am besten übersetzen – ist die Abwesenheit der Vorstellung, dass Wunscherfüllung einen glücklich macht. Die meisten Menschen denken heute, dass man durch Erfüllung von Wünschen glücklich wird. Also, Menschen denken: „Wenn ich nur genügend Geld hätte, wäre ich glücklich. Wenn ich nur ein großes Haus hätte, wäre ich glücklich. Wenn mein Chef freundlicher wäre, wäre ich glücklich. Wenn meine Kollegen freundlich wären, meine Mitarbeiter, meine Kunden, mein Nachbar, mein Hauseigentümer usw.“

Vairagya ist die Erkenntnis und eigentlich mehr als die Erkenntnis, eigentlich die tiefe Herzensverwirklichung, dass ein äußeres Leben einen allein nicht glücklich macht. Und es ist wichtig, diese Vairagya zu entwickeln. Swami Sivananda hat ein ganzes Buch geschrieben, „How to get Vairagya“, „Wie du Vairagya entwickeln kannst“. Oder auch in einem seiner Bücher, „Göttliche Erkenntnis“, „Bliss devine“ auf Englisch, gibt es auch ein ganzes Kapitel über Vairagya. Du findest das auch auf unseren Internetseiten, wenn du gehst auf www.yoga-vidya.de, dann findest du auch einen schönen Artikel über Vairagya.

Also, Vairagya, du brauchst bloß ins Suchfeld „Vairagya“ einzugeben, dann erfährst du einiges über das Wie und Warum von Vairagya und wie du es kultivieren kannst. Ein spiritueller Aspirant will das Unendliche erfahren. Wenn man das Unendliche erfahren will, dann gilt es auch, auf manches Beschränkte zu verzichten. So ist Vairagya auch ein Verzicht auf Beschränktes. Vairagya ist aber insbesondere die innere Einstellung, die innere Überzeugung, dass ein äußerlich gelebtes Leben und ein Leben, wo es einfach nur um Erfolg und Geld geht, dass das einem nicht dauerhafte Erfüllung geben kann. Wenn du das erkannt hast, dann folgt Mumukshutwa, der intensive Wunsch, die höchste Wirklichkeit zu erfahren.

Vairagya und Mumukshutwa sind beide wichtig. Das eine ist Loslösen, Vairagya, und das andere ist „Streben nach“, nämlich nach dem Höchsten, dem Ewigen, dem höchsten Bewusstseinszustand. Also nochmal, Vairagya – die Abwesenheit von Wunsch oder auch die tiefe Überzeugung, dass Wunscherfüllung und ein äußerlich gelebtes Leben und äußerer Erfolg einen nicht dauerhaft glücklich machen. Die tiefe Überzeugung, dass der Sinn des Lebens es nicht sein kann, nur zu tun, was die Wünsche einem eingeben, was die Instinkte einem eingeben, was Erfolg usw. ist. Vairagya, Grundlage für Mumukshutwa, der intensive Wunsch nach Erleuchtung, nach Gotteserfahrung.

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