Sarvavid hat verschiedene Interpretationen. Es heißt zum einen, Gott ist allgegenwärtig, allmächtig, allwissend. Allwissend kann übersetzt werden als Sarvavid, aber auch als SarvajnaJnana heißt WissenVidya heißt Wissen und beides hat letztlich sehr ähnliche Bedeutung. Sarvavid – Gott ist allwissend.

Wenn du auf dem spirituellen Weg voranschreitest, wirst du auch immer mehr Sarvavid, denn du erfährst dich immer wieder als Gott. Nicht als Körper, der Gott ist, nicht als Psyche, die Gott ist, aber die Essenz in dir ist Gott. So ist alles Wissen tief in dir. Über Intuition ist alles Wissen verfügbar, sagt Patanjali im Yoga Sutra im dritten Kapitel. Wenn du tiefen Zugang findest zu der Essenz deines Wesens und damit zur Essenz Gottes, dort ist alles Wissen enthalten. Daher, Satchidananda, deine wahre NaturChid ist Bewusstsein und in diesem Bewusstsein ist auch Jnana – Wissen, Vidya – Wissen, Weisheit, Sarvavid.

Natürlich, auch die großen Meister wissen nicht alles in jedem Moment. Es heißt zwar, ein großer Meister, der die Fähigkeit hat zu Samyama, also zu vollständiger Konzentration, kann sich über Konzentration auf etwas, über Samyama, Zugang verschaffen zu der Essenz von jedem Ding und daher Prajna - direktes Wissen, und Jaya - Meisterschaft, darüber bekommen. Daher, ein großer Meister, insbesondere ein Meister, der über den Weg des Raja Yoga die Kontrolle über den Geist erlangt hat, kann über alles wissen.

Ich war mal mit einem Meister zusammen, namens Swami Vishnu-devananda, und das war unglaublich, was der alles über einen wusste. Der hat einen angeschaut und wusste, was in einem vorging. Er kannte die Gedanken, er kannte die Psyche, er wusste, was einem wichtig war, er hat daraus gesprochen. Er war eben auch ein Raja Yogi, er war ein Hatha Yogi, der große Kontrolle über seinen Geist hat. Dennoch, er wusste auch nicht alles. Also, er hat uns auch um Rat gefragt, wenn es z.B. darum ging, wie gestaltet man eine Broschüre oder wie würde man einen Yogaraum gestalten oder wie soll ein Computernetzwerk aufgebaut werden usw. Also, obgleich er letztlich in der Tiefe ein Sarvavid war und durch Konzentration auch Zugang zum intuitiven Wissen hatte, für den Alltag musste er andere zu Rate ziehen und hat Fachleute gefragt.

Sarvavid ist im Jnana Yoga auch noch etwas anderes bedeutend. Jnana Yogis gehen nicht unbedingt durch Samadhi zur Befreiung, sondern ein Jnana Yogi kommt durch Jnana, durch Erkenntnis, dorthin. Das heißt, er frage sich: „Wer bin ich? Woher komme ich? Wohin gehe ich? Was ist wirklich? Was ist unwirklich?“ Und dann bekommt er die Wahrheit über das alles heraus. Er weiß: „Ich bin Brahman. Mein Atman, mein Selbst, ist Brahman. Satchidananda Swarupoham. Meine wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit.“

Das gilt es zu wissen. Wer das weiß, ist ein Sarvavid, er weiß das alles. Wenn er das alles weiß, heißt das noch nicht, dass er alle Teile weiß. Gerade ein Jnana Yogi mag die Erkenntnis des Absoluten haben, die Erkenntnis des Selbst, letztlich Mukti erreicht haben, aber dennoch nicht jedes Detail wissen. So ist also Sarvavid entweder jemand, der durch die Kraft von Raja Yoga und die Fähigkeit der Konzentration intuitives Wissen erreichen kann über alles, auf das er sich konzentriert, oder er ist wie im Jnana Yoga derjenige, der das Wissen um die Essenz seiner selbst und die Essenz des Göttlichen hat und daher das weiß, was es wirklich zu wissen gilt, nämlich das alles, Sarvavid.

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