Samyama kommt von Sam und Yama. Yama heißt hier auch Kontrolle, Sam heißt „mit Kontrolle“. Samyama heißt, den Geisteszustand sammeln zu können. Samyama wird im Patanjali Yoga Sutra im dritten Kapitel ausführlicher behandelt. Patanjali sagt im Yoga Sutra, dass DharanaDhyana und Samadhi zusammen als Samyama bezeichnet wird. In diesem Fall ist das auch eine Aufeinanderfolge dieser drei: Dharana – Konzentration, Dhyana - Absorption, Samadhi – Verschmelzung.

Samyama ist also die bewusste Konzentration des Geistes auf etwas, dann die Absorption des Geistes darin, und dann die Verschmelzung damit. Im engeren Sinne ist Samyama, wenn du alle drei Dinge zusammen machst. Das ist dann Samyama. In einem weiteren Sinne ist aber Samyama die Fähigkeit, wirklich ganz konzentriert auf etwas zu sein und zwar zunächst mal absichtslos konzentriert. Ich werde das gleich noch etwas genauer erläutern und wenn du das Yoga Sutra liest, z.B. mein Buch „Die Yogaweisheit des Patanjali für Menschen von heute“, da habe ich im dritten Kapitel einen sehr umfangreichen Kommentar dazu gemacht und du findest natürlich auch sehr viel auf unseren Internetseiten. Gehe bloß auf www.yoga-vidya.de und gib ein den Begriff „Samyama“ und dann erfährst du dort eine ganze Menge und bekommst auch ein paar Übungsanleitungen für verschiedene Samyama-Konzentrationen.

Patanjali sagt im Yoga Sutra, Samyama führt zu Prajna und zu Jaya. Prajna heißt, zu intuitiver, direkter Erkenntnis. Und Jaya heißt, zur Meisterung, Herrschaft über etwas. Was heißen soll, wenn du dich ganz konzentrierst auf etwas, wenn du also Samyama übst auf etwas, dann führt das zum einen zu einem tiefen Wissen über die Sache, intuitives Verständnis, und zum anderen auch zu einer Meisterschaft.

Angenommen, du willst ein Computerprogramm lernen. Wenn du dich dort ganz darauf konzentrierst und deine ganze Energie reinsteckst, dann ist das auch eine Form von Samyama. Wenn du dich dabei ganz konzentrierst, ganz darauf einlässt, dann verstehst du das relativ schnell und du bekommst schnell eine Meisterschaft. Angenommen, du musst ein Computerprogramm lernen und sagst: „Ah, warum muss ich das lernen? Ist das wirklich notwendig? Kann das nicht jemand anderes machen? Und warum und wieso…“ Dann wirst du nicht so schnell das intuitiv verstehen und du wirst auch nicht so schnell eine Meisterschaft bekommen. Oder angenommen, du hast ein Kind. Und wenn du dich ganz auf das Kind konzentrierst und dabei ganz bewusst dich mit dem Kind verbindest, dann verstehst du das Kind, du hast ein intuitives Verständnis des Kindes und dir macht es auch Spaß, mit dem Kind zusammen zu spielen und auf die Bedürfnisse deines Kindes einzugehen. Oder angenommen, du willst in der Meditation dich vertiefen. Auch hier, wenn du dich bemühst um Konzentration, das ist der erste Schritt von Samyama, Dharana, dann ist das schon mal eine gute Sache. Wenn du dich bemühst und dabei aber auch absichtslos dich bemühst, es ist ein Bemühen ohne Leistungszwang, es ist ein Bemühen ohne vergleichen, es ist ein Bemühen, ohne zu überlegen: „War ich besser oder nicht besser?“

Samyama heißt, dich ganz darauf einlassen, voll konzentriert zu sein. Wenn du dich also konzentrierst in das Meditationsthema und dich dann hineinfallen lässt, dann kommst du in Dhyana und schließlich auch in Samadhi. Und dann erfährst du in der Meditation intuitives Wissen, du bekommst neue Erkenntnisse über dich selbst, über Gott, über die Welt, über deinen Stand in der Welt. Das ist also alles Prajna. Und du bekommst die Fähigkeit, dein Leben besser zu leben, Jaya. So ist also Samyama ein Schlüsselbegriff im Yoga Sutra. Patanjali empfiehlt im Alltag: „Sei konzentriert. Was auch immer du tust, tue es mit großer Konzentration.“ Überlege nicht ständig, was in der Vergangenheit war, was in der Zukunft sein wird. Überlege nicht ständig, was andere von dir denken oder ob du gut genug bist. Was du machst, mache es so gut, wie du kannst, von ganzem Herzen, gib dich hinein. Das ist Dharana. Absorbiere dich, das ist Dhyana. Und schließlich kann es sein, dass du damit verschmilzt, Samadhi. Und selbst wenn du Samadhi nicht erreichst, und selbst wenn auch Dhyana, die Absorption, nur unvollständig ist, du bekommst viel Wissen und viel Freude auch, viel Energie, wenn du das, was du tust, mit Konzentration, mit Herz, mit Energie, mit Intensität, mit Enthusiasmus machst.

Man kann sagen, Samyama ist das Gegenteil von Sakshi Bhava. Das sind zwei Einstellungen, die du haben kannst im Alltag, die beide spirituell sind. Sakshi Bhava ist die Einstellung eines Beobachters, was neudeutsch heißt, Achtsamkeit, Mindfulness, du beobachtest, du distanzierst dich davon. Samyama heißt, du konzentrierst dich, du lässt dich absorbieren, du gehst ganz hinein. Mal ist Sakshi Bhav besser, mal ist Samyama besser. Mal ist es gut, es zu beobachten, mal ist es gut, hineinzugehen. Und natürlich, manchmal ist es auch gut, nachzudenken, manchmal ist es auch gut, zu analysieren, manchmal ist es auch gut, Zukunft und Vergangenheit mit einzubeziehen. Aber besonders schön ist etwas, wenn du es mit Samyama ausführst, mit Konzentration, Bewusstheit, indem du dich da ganz hineinfallen lässt, absorbiert wirst, vielleicht sogar damit verschmilzt.

Samyama also, Kontrolle, Konzentration, die drei Schritte von Dharana, Dhyana und Samadhi, Konzentration, Absorption, Verschmelzung. Und Samyama führt zu Prajna, direkter intuitiver Erkenntnis, und Jaya – Meisterschaft.

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