Heute spreche ich über Samprajnata Samadhi. Über Samadhi zu sprechen, ist immer ausgesprochen schwierig, insbesondere zu Menschen, die Samadhi noch nicht erfahren haben. Angenommen, du hast Samadhi erfahren, dann brauchst du keine Erläuterung. Angenommen, du hast Samadhi noch nicht erfahren, dann helfen dir auch keine Erläuterungen. Jetzt könnte ich an der Stelle aufhören, ich werde trotzdem ein paar Worte sagen, denn es kann auch helfen, über etwas zu erzählen, selbst wenn diejenige, die zuhören, erstmal nicht wissen und nicht sich darauf beziehen können, aber vielleicht bekommst du dann etwas mehr Antrieb, auch Samadhi erreichen zu wollen.

Samadhi heißt Überbewusstsein, Samadhi ist der überbewusste Zustand, in dem du mit einem Objekt verschmilzt und schließlich mit dem Höchsten verschmilzt. Samadhi heißt, Subjekt-Objekt-Natur verschwinden. Es gibt allerdings noch zwei Samadhi-Stufen. Die niedere Samadhi-Stufe – und von der gibt es wieder mehrere Unterstufen – ist mehr so ein Übergang zwischen dualistischer und monistischer Erfahrung, also die Erfahrung der Einheit. Wenn wir jetzt Samprajnata Samadhi nehmen, das ist eines der vielen Worte für dualistischen Samadhi. Es gibt auch noch Sabija Samadhi, es gibt Savikalpa Samadhi und eben Samprajnata Samadhi.

Samprajnata Samadhi, da steckt erstmal Prajna dahinter. Prajna an sich heißt Bewusstsein. Und es gibt diese große Mahavakya: „Prajna Brahman – Brahman ist Bewusstsein.“ Also, Brahman und Bewusstsein ist identisch. Aber Prajna an sich heißt auch, Bewusstsein eines Objekts. Und wenn dort steht, „Samprajnata“ – „Sam“ heißt „mit“, „Prajna“ heißt „Bewusstsein“, Prajnata ist mit Bewusstheit von etwas. Daher, Samprajnata Samadhi, dort bist du bewusst von etwas, was also noch nicht Asamprajnata Samadhi ist. Asamprajnata Samadhi ist reines Bewusstsein, ohne Bewusstsein von irgendetwas zu haben. Das klingt abstrakt, die Erfahrung ist aber damit nicht vergleichbar. Wir können wieder durchgehen durch die Meditationsstufen. Erst setzt du dich hin, Asana. Dann regulierst du deinen Atem, Pranayama. Dann versetzt du deinen Geist in einen meditativen Zustand, Pratyahara, z.B. durch eine Affirmation, ein Gebet, durch Atembeobachtung oder einfach Beobachtung. Dann folgt Dharana, das heißt, du konzentrierst dich auf etwas. Wird die Konzentration tiefer und ist ohne Ablenkung und bist du ganz absorbiert, dann ist es Dhyana. Wenn du dann verschmilzt mit dem Objekt der Meditation, dann ist das Samprajnata Samadhi.

Das heißt also, nehmen wir an, du meditierst über ein Mantra, „Om Namah Shivaya“. In Dharana musst du dich immer wieder schulen darin, wirklich „Om Namah Shivaya“ zu denken und vielleicht deinen Geist zum Ajna Chakra zu bringen, also zum dritten Auge, vielleicht dir ein Licht vorstellen, vielleicht dir der Bedeutung des Mantras bewusst zu sein und den Klang zu hören. Das ist alles Dharana. Bist du absorbiert in die Meditation und du spürst einfach den Klang und die Meditation geschieht von selbst, vielleicht hast du dabei Visionen und Gefühle von Freude und Herzensöffnung und Verbindung, dann ist es Dhyana. Wenn du plötzlich nur noch das Mantra bist, wenn die Mantra- Wiederholung geschieht, aber nicht du wiederholst sie und da ist keine zusätzliche Erfahrung, sondern du wirst praktisch zum Mantra, dann ist es Samprajnata Samadhi. Dort ist also nicht mehr, „ich nehme etwas wahr“, sondern da ist das Mantra mit der Bewusstheit des Mantras. Nicht, „ich nehme das Mantra wahr“, nicht, „ich wiederhole das Mantra“, sondern da ist Mantra-Wiederholung und ich bin das Bewusstsein der Mantra-Wiederholung. Die Mantra-Wiederholung muss dort noch nicht mal Worte umfassen, sondern du bist einfach in der Schwingung des Mantras.

Das ist Samprajnata Samadhi. Wenn die Schwingung verschwindet und nur noch reines Bewusstsein ist, Bewusstsein an sich, dann ist Asamprajnata Samadhi, dann ist nur noch Prajna da, Bewusstsein an sich. Aber nicht Prajnata, Bewusstheit von irgendetwas.

Also, Samprajnata Samadhi führt irgendwann zu Asamprajnata Samadhi. Wie kommst du von Dharana zu Dhyana, zu Savikalpa oder Samprajnata Samadhi und Asamprajnata Samadhi? Zum einen ist es die Intensität der Praxis. Es gilt, täglich zu meditieren. Es gilt, zu meditieren mit Intensität. Dann gilt es auch, zu meditieren längere Zeit. Es gilt, auch sonst deinen Lebensstil auf Spiritualität auszurichten. Aber das ganz Entscheidende ist, das Überwinden des Egos. Denn der Unterschied zwischen Dharana und Dhyana, zwischen Dhyana und Samprajnata Samadhi, und der Unterschied zwischen Samprajnata und Asamprajnata Samadhi, ist letztlich das Ego. Wenn du dich konzentrieren willst, musst du dich konzentrieren. In Dhyana geschieht Konzentration, da bin nicht mehr ich, der sich konzentrieren muss, sie geschieht. Und das funktioniert, wenn du dein Ego transzendierst. Und wenn dann das Ego in der Absorption verschwindet und du einfach nur das Mantra bist, dann ist es Samprajnata Samadhi. Und wenn dann dieses Ego auch noch verschwindet, dieses Wiederholen, dass dort jemand ist, der etwas wiederholt, dann bist du in Asamprajnata Samadhi.

Um jetzt dorthin zu kommen, hilft es auch, Ego im Alltag zu überwinden, uneigennützig zu dienen, dich zum Instrument Gottes zu machen, über Kritik usw. hinauszuwachsen, in Vergnügen und Schmerz gleichmütig zu sein, in Lob und Tadel gleichmütig zu sein usw. All das, was hilft, Ego zu überwinden, hilft dir auch, zu Asamprajnata Samadhi zu kommen. Samprajnata Samadhi – schon ein sehr hoher Bewusstseinszustand, ein Bewusstsein der Verschmelzung mit etwas. Das ist eine andere Bedeutung von Samprajnata: „Sam“ heißt auch „mit“ und auch „Verschmelzung“. Samprajnata heißt Verschmelzung mit dem Objekt der Erkenntnis und daraus kommt der Zustand von tiefem Samadhi.

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Kommentare

  • Wer die yoga -Terminologie verstanden hat, kann auch alles mit einfachen Worten erklären und bedarf keiner samskrt Sprache !

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