Sadviveka

Sadviveka ist die rechte UnterscheidungViveka ist ja die Unterscheidung. Es gibt verschiedene Formen von Unterscheidung. Im Vedanta, wie auch im Sankhya und damit auch im Raja Yoga, sind drei Unterscheidungen besonders wichtig, die gelten deshalb als Sadviveka, als rechte Unterscheidung. Oder auch Unterscheidungen, die für Sat, die Erkenntnis der Wahrheit, geeignet sind. Das ist erstmal Sat-Asat-Viveka, die Unterscheidung zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen. Dann gibt es Nidya-Anidya-Viveka, das ist die Unterscheidung zwischen dem Ewigen und dem Vergänglichen. Als drittes gibt es dann die Atma-Anatma-Viveka, die Unterscheidung zwischen dem Selbst und dem Nicht-Selbst. Dann gibt es noch manchmal die vierte Unterscheidung, die Ananda-Sukha-Viveka, die Unterscheidung zwischen wahrer Freude und vergänglichem Vergnügen.

Das sind die vier Formen von Sadviveka. Die ersten drei findet man immer wieder, die vierte wird nur an wenigen Stellen zitiert, ist aber genauso wichtig. Unterscheidung zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen. Das geht ganz banal los. Manchmal hast du irgendwelche Vorstellungen und sie stimmen nicht, sie sind einfach nur unwirklich. Manchmal musst du überlegen, wenn du mit jemandem in Konflikt bist, hast du irgendwo etwas falsch gesehen. Manchmal kannst du sehen, in Wahrheit gibt es gar keine Wirklichkeit im Äußeren. Es gibt kein Wahr oder Falsch im Äußeren, sondern jeder lebt in seiner eigenen Welt.

Wenn du das erkennst, kannst du mit etwas mehr Gelassenheit mit anderen umgehen. Es ist nicht die Frage: „Wer hat Recht?“ Sondern: „Von seinem Standpunkt aus, was meint er? Von meinem Standpunkt aus, was meine ich? Und wie können wir etwas gelassener umgehen?“ Denn Sat ist letztlich nur BrahmanSat ist die Seele, und auf Sat sind wir alle eins. Auf der Ebene von Sat gibt es keine Unterschiede. Auf der Ebene des Unwirklichen oder des Vorübergehenden, des Illusionären, der eigenen Vorstellungen, da gibt es Unterschiede und Auseinandersetzungen. Sat-Asat-Viveka kann daher viel helfen im Umgang in dieser Welt, die Welt humorvoller, harmonischer zu sehen.

Zweite Viveka ist die Viveka zwischen Nidya und Anidya, zwischen dem Ewigen und dem Vergänglichen. Alles, was vergänglich ist, hat einen Anfang und ein Ende, das gilt es, hinzunehmen. So wie Krishna sagt: „Die Sinnesobjekte haben einen Anfang und ein Ende, lerne, sie zu ertragen.“ Es wird mal schöner, mal weniger schön, mal gibt es gutes Essen, mal weniger gutes Essen. Die Menschen, die heute so freundlich sind, morgen sind sie vielleicht nicht ganz freundlich. Menschen, die heute da sind, morgen sind sie vielleicht nicht mehr da. All das ist Nidya-Anidya. Aber etwas ist ewig, dein Selbst ist ewig, Gott ist ewig, das Selbst der anderen Menschen ist ewig. Von diesem Ewigen her kannst du dich mit Gott eins fühlen, kannst du dich mit allem eins fühlen. Atma-Anatma-Viveka, die Unterscheidung zwischen dem Selbst und dem Nicht-Selbst. Ich will das jetzt nicht zu sehr ausbauen, du kannst ja auf unsere Internetseiten gehen, www.yoga-vidya.de. Da kannst du die Frage eingeben: „Wer bin ich?“ Und dann stößt du auf eine umfangreiche Seite, wo viel darüber gesprochen wird: „Wer bin ich?“ Und die Unterscheidung eben zwischen Atma und Anatma. Genauso die Unterscheidung zwischen Ananda und Sukha, dauerhafter Freude und vorübergehendem Vergnügen.

Freude ist die Freude aus dem Selbst. Freude ist die Freude aus Einheit und Verbindung. Freude ist die Freude aus Gott. Freude ist die Freude aus tiefer Liebe. Sukha ist Vergnügen. Du hast mal Vergnügen, weil es gutes Essen gibt, Vergnügen, weil du irgendwo in einer schönen Umgebung bist, Vergnügen, weil ein Mensch besonders freundlich zu dir ist usw. So viele Gründe für Vergnügen. Aber auf Sukha folgt oft Dukha. Du isst etwas, was dir schmeckt, und du isst zu viel davon, du kriegst Bauchschmerzen davon. Du bist mit einem Menschen besonders gut zusammen, am nächsten Tag gibt es vielleicht eine Enttäuschung. Du hast viel Geld und am nächsten Tag bist du es vielleicht leid, einfach nur dich um Geld zu sorgen. Sukha ist oft Grund für Dukha. Wenn du verankert bist in Ananda, in tiefer Freude, dann kannst du auch Sukha genießen, die kleinen Vergnügen. Aber weil du von den kleinen Vergnügen keine ewige Zufriedenheit verlangst, kannst du die Vergnügen freudevoller genießen, denn du weißt, ganz tief ist Freude, Ananda. Daher, renne nicht Sukha hinterher, sondern verankere dich in Ananda. Genieße die kleinen Sukhas als Gnade Gottes, aber eben nicht als etwas, was du brauchst, um glücklich zu sein.

Also, Sadviveka - die rechte Unterscheidung, immer wieder wichtig. Nicht nur für Jnana Yogis, obgleich es im Jnana Yoga besonders wichtig ist. Im Vedanta, im Sankhya und im Raja Yoga wird gesprochen von Sadviveka, die rechte Unterscheidung als ein Mittel zur Befreiung.

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