Purushartha gehört zu den Sanskrit-Begriffen, die in unterschiedlichen Kontexten Unterschiedliches bedeuten. Zum einen heißt Purushartha Anstrengung und Bemühung. Swami Sivananda schreibt dort öfters in seinen Werken, z.B. im Buch „Sadhana“ oder im Buch „Gedankenkraft“ oder auch „Erfolg im Leben und Selbstverwirklichung“. Dort sagt er: „Beschwere dich nicht über dein Karma. Beschwere dich nicht über deine Situation. Beschwere dich nicht über die Vergangenheit. Du bist nicht Opfer deiner Umstände, sondern mache Purushartha, bemühe dich, strenge dich an. Purushartha – mache eigenes Bemühen. Mache Purushartha, mit Purushartha kannst du schlechte Umstände umwandeln. Mit Purushartha kannst du einen schwierigen Lebensbeginn umwandeln. Mit Purushartha kannst du aus den schwierigsten Lebensumständen die bestmöglichen Chancen machen. Schicksal ist Chance und mit Purushartha kannst du so viel erreichen.“

Swami Sivananda zitiert auch einige Geschichten aus der indischen Mythologie. Da gibt es den Markandeya, sein Karma hatte bestimmt, dass er mit sechzehn Jahren sterben sollte. So machte Markandeya Purushartha, intensive Bemühung, und mit Purushartha gelang es ihm, dauerhaft sechzehn zu bleiben und so konnte er sehr alt werden. Oder es gab Shankaracharya, der sollte mit acht Jahren sterben. Er machte Purushartha und mit Purushartha gelang es ihm, dort nochmal acht Jahre und nochmal acht Jahre und nochmal acht Jahre länger zu leben als ursprünglich sein Karma vorgesehen hatte. Oder es gab einen Rishi, namens Vishwamitra, der war ein König und er wollte Brahma Rishi werden, was eigentlich nicht geht, weil, ein Brahma Rishi ist ein Brahmana, der zum Rishi wird. Ein Raja, ein König, wenn der Rishi wird, wird er Raja Rishi. Aber Vishwamitra wollte zum Brahma Rishi werden, intensive Anstrengung, intensive Purushartha.

Auch auf dem spirituellen Weg, es gibt manche, denen fällt es leichter, in die Meditation zu fallen, und es gibt manche, denen fällt es schwerer. Mit Purushartha, mit richtiger Bemühung, mit der Bemühung des Menschen, geht sehr viel. Letztlich ist spiritueller Fortschritt ein Zusammenspiel aus früherer Entwicklung, Purushartha – eigener Bemühung, und dann auch göttlichem Segen und Gnade. Was früher war, darüber hast du keine Kontrolle mehr. Göttliche Gnade ist – wie der Name sagt - Gnade, da hast du auch keine Kontrolle. Aber deine eigene Bemühung, die hast du unter Kontrolle. Deshalb mache Purushartha – bemühe dich. Und Purushartha gibt es in so vielen. Du kannst so schnell die Hände über den Kopf zusammenwerfen, mit Purushartha kommst du weiter.

Purushartha muss natürlich auch Geduld sein. Es gibt mehrere Untersuchungen, die zeigen, es ist weniger die Intelligenz, die einen Menschen erfolgreich macht, sondern es ist letztlich die eigene Bemühung, verknüpft mit Geduld. Das gilt im Weltlichen, das gilt im Geschäftsleben, das gilt im Wirtschaftsleben, das gilt auch in der Kunst. Selbst ein Künstler, es reicht nicht aus, Talent zu haben, es reicht nicht aus, Inspiration zu haben. Auf Englisch sagt man: „An artist, one percent inspiration, 99 percent of perspiration. Ein Prozent Inspiration, 99 Prozent Schweiß.”

Auf dem spirituellen Weg gibt es öfters Menschen, die denken, es muss alles von selbst gehen. Und die denken das und so können sie den Rest ihres Lebens denken. Oder es gibt Menschen, die denken: „Ich habe halt eine schwierige Kindheit gehabt.“ Und sie haben auch eine schwierige Kindheit gehabt, sonst würden sie das nicht sagen. Und man kann Menschen Mitgefühl geben und man kann sagen: „Ok, ja, es ist schwierig.“ Man kann für sie beten, ihnen helfen und das ist dann die Aufgabe. Aber wenn du selbst jemand bist, dann mache Purushartha, bemühe dich. Purushartha gibt es als zweites auch als Sammelbegriff für die so genannten vier Purusharthas, das heißt hier, die vier Ziele des Menschen: Artha heißt sowohl Anstrengung und Bemühung, heißt auch Ziel. Artha heißt außerdem noch Wohlstand und Reichtum. Die vier Purusharthas, dort ist Artha verstanden im Sinn von vier Ziele, vier Bedürfniskategorien, kann man noch sagen.

Und die vier Purusharthas sind dann: Kama. Kama heißt Sinnesbefriedung, Vergnügen, auch Emotionsbefriedigung. Dann folgt Artha – Wunsch nach finanzieller Absicherung und Geld, Wohlstand. Im weiteren Sinn auch Wunsch nach Ansehen und beruflichem Erfolg. Dann gibt es als drittes Dharma. Dharma hat zwei verschiedene Ausprägungen. Dharma heißt zum einen, sich einsetzen für andere, für Gerechtigkeit und für das Gute der Welt. Und Dharma heißt auch, seine Talente und Fähigkeiten zu entfalten und zu leben. Und als viertes folgt dann Moksha, der Wunsch nach Befreiung, Wunsch nach spiritueller Entwicklung, Wunsch nach Gotteserfahrung, Selbstverwirklichung, wahrem Frieden, wahrer Liebe.

Also, vier Purusharthas, sind die vier Bedürfniskategorien des Menschen, auf allen vier Ebenen kannst du dich bemühen. Aber nur das Bemühen nach Moksha ist das, was dich langfristig zufrieden macht. Und je nachdem, wo du Bedürfnisse hast, gilt es, auf der Ebene durchaus auch die Bedürfnisse zu befriedigen, aber auf sattvige Weise, ohne daran zu hängen.

Nochmals die vier Purusharthas: Kama – Sinnesbefriedung, Befriedigung auch der emotionalen und körperlichen Bedürfnisse. Dann Artha, im engeren Sinne, heißt Reichtum, Wohlstand, Erfolg, Absicherung, finanzielle Absicherung. Dann folgt Dharma, sich für das Gute der Welt einsetzen, für Gerechtigkeit und das Gute, sowie eigene Talente zu entfalten und seine Talente zu nutzen für das Gute. Und Moksha – spirituelle Entwicklung, Befreiung, Gotteserfahrung. Es gilt, alle vier Bedürfniskategorien abzuwägen und alle dann auf sattvige Weise zu befriedigen und an nichts zu hängen, außer letztlich an dem Wunsch nach Befreiung. Also, Purushartha – zum einen, Bemühung des Menschen, zum zweiten aber auch die Bemühung um Purusha, zum Höchsten zu kommen, und insbesondere die vier Ziele des Menschen, die vier Purusharthas, die vier Bedürfniskategorien: Karma, Artha, Dharma, Moksha.

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