Patanjali im Yoga Sutra erwähnt, es gibt fünf Arten von Vrittis, von denen ist Pramana eine davon. Das eine ist Pramana – richtige Erkenntnis, das zweite ist irrtümliche Erkenntnis, das dritte ist Einbildung, das vierte ist Smriti – Erinnerung, und das fünfte ist Schlaf. Das sind die fünf Vrittis, fünf Arten von Gedankenwellen. Wenn du einen Gedanken hast, dann kann der Gedanke richtig sein, dann ist er Pramana. Du kannst aber auch eine falsche Vorstellung von einem Gegenstand haben, der mit dem Gegenstand nichts zu tun hat. Du kannst z.B. einen Pfahl sehen und denken, es sei ein Mensch. Z.B. nachts, wenn du in den Wald gehst und da steht irgendwo ein Pfahl und dann magst du Angst haben, dass da irgendjemand ist, der dort einfach steht und auf dich lauert. Und in Wahrheit ist es einfach ein Baumstamm z.B. Das wäre dann unkorrektes Wissen. Wenn du dann näher hinkommst und es richtig siehst, dann ist es Pramana, korrektes Wissen.

Als drittes gibt es dann auch noch Vikalpa, das heißt Einbildung. Du kannst dir etwas einbilden, was überhaupt keine Grundlage in der Wirklichkeit hat. Du hast eine reine Illusion, es gibt noch nicht einmal falsches Wissen, sondern du hast eine Vorstellung, die überhaupt keine Grundlage in der Wirklichkeit hat.

Als viertes dann Erinnerung und als fünftes, auch Schlaf gilt auch als Vritti. Korrektes Wissen ist also hier Pramana und es gibt drei verschiedene Quellen von korrektem Wissen und jede dieser Quellen von Pramana kann natürlich auch Quelle von Täuschung sein bzw. von falschem Wissen. Die drei Quellen von Pramana sind zunächst mal Sinneswahrnehmungen, zum zweiten logische Schlussfolgerung und zum dritten kompetente Aussage anderer. Du kannst also etwas sehen und wenn du es richtig siehst, dann ist das sinnliche Wahrnehmung, das kann eine Quelle für Pramana sein. Das zweite ist, du kannst logisch darüber nachdenken und du kannst überlegen und kommst dann zu einem Schluss. Z.B., jetzt siehst du gerade ein Video und du siehst mich, jetzt gibt es die logische Schlussfolgerung, irgendwo muss das aufgenommen worden sein mit einer Kamera und irgendwo muss es jemanden geben, der die Kamera bedient und freundlicherweise dann mal näher und mal weiter weggezoomt. Du siehst die Frau hinter der Kamera nicht, die das mit viel Engagement macht und auch den Raum immer sehr schön gestaltet, aber du weißt, da muss jemand sein, das geschieht nicht von selbst. Das ist also die logische Schlussfolgerung. Als drittes ist dann die kompetente Aussage anderer. Du bekommst viel Wissen dadurch, dass andere dir das erzählen. In der Spiritualität spielt gerade das dritte eine besondere Rolle. Da gilt insbesondere das Schriftstudium als Pramana, als Quelle der Erkenntnis. Großen Meistern zuhören, ihnen lauschen, sie fragen, das ist Pramana, eine Quelle der Erkenntnis. Aber nachher musst du auch überprüfen, das, was du liest und hörst, stimmt es überein mit dem, was deine Sinne dir sagen, stimmt es mit dem überein, was du logisch schließt.

Also, Pramana muss immer wieder auch überlegt werden: „Ist das, was ich jetzt gerade erkenne, ist das richtige Erkenntnis oder unterliege ich einer Täuschung.“ Pramana ist aber immer nur relatives Wissen, denn Pramana ist ein begrenztes Wissen, über Sinne und Aussagen anderer und Intellekt, da kommst du nicht an das richtige Wissen dran. Deshalb, im dritten Kapitel, erwähnt Patanjali insbesondere Prajna – direktes Wissen. Direktes Wissen ohne Umweg über die Sinne, ohne Umweg über Intellekt, ohne Umweg über die Aussagen anderer. In den höheren Bewusstseinszuständen, durch die Samyama-Konzentration, wenn du in Samadhi reinkommst, dann bekommst du direktes Wissen, Prajna. Bis dahin, bis du in der Lage bist, wirklich ins Überbewusstsein hineinzugehen, musst du schauen, dass du Pramana bekommst, also korrektes Wissen über gute Sinneswahrnehmung, durch bewusstes Wahrnehmen, durch kluges Nachdenken und indem du dir die richtigen Menschen und die richtigen Bücher aussuchst und diese richtig verstehst, um so tiefe Erkenntnis zu bekommen. Diese helfen dir, richtig zu praktizieren, das führt zu Prajna, direktem Wissen, das führt zu Anubhava, zur höchsten Verwirklichung, zu Kaivalya, zur Befreiung. Pramana – also Erkenntnis und Mittel zur Erkenntnis.

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