In der indischen Spiritualität spielen Vratas eine große Rolle. Vrata heißt Gelübde, Vrata heißt, ein bestimmter Vorsatz, den man fasst. Es wird im heutigen Yoga seltener genutzt, aber man hat früher gesagt: „Ich mache einen Vrata.“ Man kann einen Vrata machen für verschiedene Zwecke. Z.B. kannst du einen Vrata machen, um etwas Konkretes zu erreichen. Du willst Energie ansammeln, du willst Kraft erreichen, und um das zu erreichen, machst du einen Vrata. Z.B. machst du das Vrata, einen Monat lang wirst du nur Rohkost zu dir nehmen. Du verzichtest auf vorgekochte Nahrung. Einen Monat wirst du jeden Tag eins, zwei, drei Stunden meditieren. Einen Monat lang wirst du Keuschheit leben. Und einen Monat lang wirst du sehr einfach leben, z.B. auch draußen im Freien schlafen. Das sind so typische Vratas, die du machen kannst. Oder es gibt auch das Vrata für sehr viel Mantra-Meditation. Also, eine Purascharana, eine Mantra-Purascharana ist auch eine Vrata.

So ähnlich gibt es also verschiedene Arten von Vratas. Vrata, auf einer anderen Ebene, ist auch ein Vorsatz. Du fasst den Vorsatz, künftig weniger schnell ärgerlich zu sein. Du schaffst einen Vrata, du willst niemals mehr Fleisch essen. Du schaffst einen Vrata, du willst auf Milchprodukte verzichten. Alles sehr gute und wichtige Vratas. Also, Vrata kann sein für eine kurze Zeitspanne, Vrata kann aber auch sein für etwas ganz Konkretes, das du dauerhaft umsetzen willst. Vrata kannst du auch als Buße tun, wenn du irgendetwas Negatives getan hast. Vrata kannst du auch machen, um etwas Konkretes zu erreichen. Und du kannst Vratas machen, um auf dem spirituellen Weg voranzukommen. Was ist jetzt ein Mahavrata? Mahavrata ist ein Ausdruck, den Patanjali nennt. Und Patanjali nennt, Ahimsa ist ein Mahavrata. Das heißt, eine Einstellung des Wohlwollens zu allen Menschen. Du kannst ein Mahavrata haben: „Möge alles, was ich tue, zum Wohl anderer gereichen.“ Du kannst Mahavrata machen: „Ich möchte eine positive Kraft sein im Leben von jedem Menschen. In jeder meiner Handlungen, jeder meiner Gedanken, in jedem meiner Worte, will ich Gutes bewirken.“ Das ist ein Mahavrata. „Möge ich Gutes bewirken. Möge ich mitfühlend sein.“ Patanjali sagt, das ist der wichtigste Vrata. Ansonsten erwähnt Patanjali keinen Vrata. Patanjali wendet sich etwas gegen die zu seiner Zeit übliche Form der Spiritualität, wo es darum geht, man macht Vratas, um etwas Konkretes zu erreichen. Auch Krishna wendet sich dagegen, gegen konkrete Vratas, um etwas Konkretes zu erreichen. Patanjali nennt nur das Mahavrata, den großartigen Vorsatz, den großartigen Vorsatz, für alle Menschen da zu sein, Gutes zu bewirken. Das ist durchaus etwas Ähnliches wie der Bodhi Sattva, der auch da sein will für das Wohl anderer im Buddhismus. Also, Mahavrata – der große Vorsatz, das großartige Gelübde, sein ganzes Leben zu widmen dem Wohl anderer. Mahavrata – der großartige Vorsatz, wirklich aus Liebe heraus zu handeln, zu sein, zu fühlen, zu wirken.

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