Kala

Kala ist der Teil von etwas, ist ein Strahl, ist der sechzehnte Teil von etwas.

Mit diesem Vortrag beginnt eine Serie von Vorträgen, die drei verschiedene Wörter beinhalten, die alle ähnlich geschrieben werden, insbesondere in der Transkription oft gleich geschrieben werden, aber etwas anders ausgesprochen werden. Da gibt es nämlich Kala (lang) und Kala (kurz). Und hier sind wir bei Kala und Kala ist ein Teil von etwas. Kala ist der sechzehnte Teil von etwas, Kala ist aber auch ein Strahl. Wenn die Sonne strahlt, dann sind dort Strahlen, die davon ausgehen. Gerade wenn die Sonnenstrahlen mal gebrochen werden durch z.B. die Blätter eines Baumes, dort sieht man einzelne Strahlen. Und so ist Kala ein Strahl und Kala ist auch ein Teil davon. Und ein Beispiel: Es gibt die Avatare von Vishnu. Da gibt es Dasha-Avatar, die zehn Haupt-Avatare. Und da wird in der Bhagavatam und in späteren Schriften auch erzählt, wie viel Teile von Vishnu haben sich inkarniert. Krishna z.B. gilt als der Purna-Avatar, der vollständige Avatar, alle sechzehn Kalas von Vishnu sind dabei inkarniert. Und es gibt andere Avatare, da ist nur ein Teil Inkarnation, wo also nur ein paar Strahlen von Vishnu sich inkarnieren. Also, Teile davon. Also, nur ein Teil des Lichtes strahlt hindurch. Und da gibt es auch noch Amsha-Avatare, das sind Avatare, die nur Teile von Vishnu sind und da ist vielleicht nur ein oder zwei der Strahlen von Vishnu inkarniert. Das heißt, die inkarnieren nur einen besonderen Anteil, eine besondere Kraft von Vishnu. Krishna ist der Purna-Avatar, alle sechzehn Teile von Vishnu inkarnieren sich. Shat-Dasha-Avatar wird es auch genannt, also der sechzehnfache Avatar. Also, alle sechzehn Kalas werden inkarniert. Kala – Teil, Strahl. Kala – ein Teil von etwas, einer der sechzehn Strahlen.


Kala (mit einem langen „a“ am Anfang und einem kurzen „a“ am Ende) heißt schwarz. Daher kommt auch nachher Kali, die schwarze Göttin. Also, Kala heißt einfach schwarz. Ein weiblicher Aspekt, Kali – die Schwarze.


Kala heißt zum einen schwarz, darüber habe ich das letzte Mal gesprochen, Kala heißt aber auch „die Zeit“. Kala symbolisiert, alles, was einen Anfang hat, hat ein Ende. Dinge, die wir sehen, hatten einen Anfang, hatten irgendwann ein Ende. Kala ist aber auch eine Bezeichnung von Shiva, denn Shiva ist auch die Zeit. Kala ist auch ein Beiname von Yama. Und auch Krishna sagt im 11. Kapitel der Bhagavad Gita: „Ich bin Kala, die Zeit, gekommen, die Welten zu zerstören. Nichts, was jetzt existiert, wird dauerhaft existieren.“ Wenn man über die Zeit nachdenkt, dann hilft das, alles in die richtige Perspektive zu rücken. Es heißt so schön: „Erinnere dich an Gott und wenn du dich nicht an Gott erinnern kannst, dann erinnere dich an den Tod.“ Gott ist deine wahre Natur, Gott ist das Ewige hinter allem. Und manchmal hilft es, Gott hingegeben zu sein, an Gott zu denken. Wenn es dir schwerfällt, an Gott zu denken, dann denke an den Tod. Denke daran, der physische Körper wird nicht dauerhaft sein. Du weißt noch nicht mal, ob du das Ende dieses Vortrages hören wirst. Plötzlich kann die Decke dir auf den Kopf stürzen, plötzlich kann dein Herz stillstehen, plötzlich kann irgendetwas passieren. Das mag unwahrscheinlich klingen, aber die unwahrscheinlichen Dinge passieren immer wieder. Du weißt nicht, ob du geliebte Menschen wiedersehen wirst. Du weißt nicht, ob das, was du aufgebaut hast, morgen noch existiert. Und langfristig wird alles vorbei sein. Manches geht schneller vorbei, manches geht langsamer vorbei. Aber Kala ist die Zeit, auch der Gott der Zeit, und das gilt es, zu beachten. Vor dem Hintergrund der Vergänglichkeit, vor dem Hintergrund, dass Kala alles wieder auflöst – Kala bringt alles, Kala löst alles wieder auf – vor diesem Hintergrund, strebe nach dem, was ewig und unendlich ist. Kala gilt deshalb als ein großer Lehrmeister. Kala rückt alles in die richtige Perspektive, deshalb ist Kala nicht nur einfach Zeit, sondern Kala ist ein großer Lehrmeister, Kala ist letztlich Gott, daher ist Kala auch Beiname von Shiva. Kala – Beiname auch von Yama, Totengott, denn Kala beseitigt letztlich alles. Und Kala ist auch Beiname von Krishna. So liebevoll Krishna ist, so freudevoll er ist, so viel Humor er hat, er sagt auch: „Ich bin Kala, die Zeit, gekommen, alles aufzulösen.“


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