Innerer Frieden in chaotischen Zeiten

Weltretter haben es manchmal schwer. Zum Glück betete ich heute zu meinen erleuchteten Meistern um Führung und Hilfe. Und dann zog ich die Orakelkarte, dass ich ein Sieger über meine Schwierigkeiten sein würde. Und so geschah es auch.

Das Wetter war schlecht. Es regnete wie aus Kübeln. Ich zog mein Ölzeug an. So etwas hat ein Hamburger immer dabei, damit er auch bei Sturm über den Deich marschieren kann. Zum Glück vergaß ich aus Dummheit meine Gummistiefel anzuziehen. Auf der Radfahrt zu meiner Mutter wurden meine normalen Stiefel schnell durchnäßt und ich bekam nasse Füße. Damit kann ein wettererprobter Hamburger leben. Die Füße wurden später wieder trocken. Hätte ich aber die Gummistiefel angezogen, wäre ich in ein Wespennest getreten. Denn in dem linken Stiefel hatten sich Wespen eingenistet. Was ich bei dem Chaoswetter wahrscheinlich nicht rechtzeitig gemerkt hätte.

Als ich ins Altersheim kam, saß meine Mutter an ihrem Tisch. Ich begrüßte sie und sang einige Lieder zur Ukulele. Das hörten einige Alte im Gang, weil die Tür offen war. Sie kamen sofort in das Zimmer, setzten sich auf die Stühle und sangen mit. Doch da erschien plötzlich die Zimmernachbarin meiner Mutter und rastete aus, weil jemand auf ihrem Stuhl saß. Bevor ich ihr einen anderen Stuhl holen konnte, hatte sie sich bei der Altenpflegerin beschwert und die schmiss mich aus dem Zimmer. Sie bat mich energisch, ich möge doch an meinem angestammten Platz im Gang mit meinen Senioren singen.

Ich zog also mit meiner Mutter im Rollstuhl und den Senioren im Schlepptau zu dem Singplatz im Gang. Kaum hatte ich mich dort niedergelassen und mit den Senioren zu singen begonnen, kam die Heimleiterin vorbei und erklärte mir, dass ich grausam singen würde. Ich versuchte die Situation mit einem Witz zu entschärfen. Ich erklärte ihr, dass ich auch nicht glaube, dass ich mit zunehmendem Alter im Singen noch besser würde. Immerhin verbot sie mir daraufhin nicht das Singen, sondern tolerierte meine grausamen Töne. So konnte ich mit den Alten weitersingen. Bald war die Stimmung wieder gut und viele andere Senioren kamen hinzu, um zuzuhören oder mitzusingen. Die Senioren erfreuen sich zum Glück an meinem Gesang. Ich brauchte aber eine halbe Stunde, um mich von der Aussage der Heimleiterin zu erholen.

Nach einer Stunde Gesang brachte ich meine Mutter zurück in ihr Zimmer. Dort saß die Zimmernachbarin noch immer wütend auf ihrem Stuhl. Ich bat sie inständig um Verzeihung und erklärte ihr, dass ich ihr nicht ihren Stuhl rauben wollte. Die Senioren seien zufällig in das Zimmer gekommen und hätten sich ohne böse Absicht auf ihren Stuhl gesetzt. Das konnte sie akzeptieren. Wir gaben uns die Hand und waren wieder Freunde.

Beim Kuchenessen im Altersheim gab es übrigens nur ein Thema, die Gewaltwoche bei dem G20-Gipfel in Hamburg. Alle Alten wussten genau Bescheid. Sie wollten keine Gewalt und keine Linksextremisten in Hamburg. Ich erklärte ihnen, dass ich extra auf eine Demo gegen die Gewalt war, die von den Christen organisiert worden war. Das begrüßten die Alten. Nur leider hatte keiner von den friedlichen Demonstrationen etwas mitbekommen, obwohl daran etwa 100 000 Hamburger teilgenommen hatten. Aber die Gewalttaten einiger Hundert Chaoten kannte jeder.

Es ist schwer die Dinge gerade zu rücken. Das Hauptproblem in der Welt sind nicht 1000 gewalttätige Autonome, auch wenn sie einige Autos angezündet und Fensterscheiben eingeworfen haben. Das große Problem der Welt ist es, dass etwa eine Milliarde Menschen hungert und täglich tausende von Kindern am Hunger sterben. Und das die Mächtigen auf der Welt nichts dagegen tun. Und unsere Bundesregierung mit einer völlig verfehlten Strategie die deutschen Unternehmen in den Entwicklungsländern mit viel Geld stärken will, obwohl diese oft gerade ein Verursacher des Hungers sind. Die Industriealisierung der Landwirtschaft vernichtet die Kleinbauen. Die Industriefischer fischen den Fischern in Afrika die Fische weg. Die überlegene deutsche Wirschaft vernichtet die traditionellen Wirtschaftstrukturen in den Entwicklungsländern. Wir brauchen eine Förderung der Armen und nicht der Kapitalisten. Aber ich will mich jetzt nicht mehr aufregen. Die Welt wird morgen weiter gerettet.

Ziemlich gestresst radelte ich nach Hause. Ich ging eine halbe Stunde im Wald spazieren, atmete die friedliche Luft ein, verzieh der Heimleiterin, reinigte mich mit Licht und sandte allen Menschen im Altersheim, den bösen Chaoten und sogar der irregeleiteten Bundesregierung Licht. Und plötzlich war ich wieder im Frieden und im Glück. Wie gut, dass ich meine spirituellen Übungen und mein ruhiges Leben im Wald habe. Und den Weg der umfassenden Liebe kenne, der mich immer wieder in die Harmonie und ins Licht bringt.

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