Gurukula

Gurukula, wörtlich: Familie des Guru. Gurukula, eine Form des Lernens, eine Form des Lehrens, man kann auch sagen, ein pädagogisches System, ein spirituelles Lehrsystem, aber auch ein Erziehungs- und Schulsystem. Gurukula heißt wörtlich, Familie des Gurus. Kula – Familie, Guru – der spirituelle Lehrer. In alten Zeiten war in Indien das Haupt-Schulsystem das so genannte Gurukula-System. Die Kinder sind im Alter von acht bis zehn von ihren Eltern fortgegangen oder fortgeschickt worden zu einem Guru, einem Lehrer, ein Lehrer, dessen eigene Kinder schon erwachsen geworden sind oder eben zu einem anderen Lehrer gegangen sind, der sich auskannte mit Spiritualität, der sich auskannte mit Beruf. Und in diesem Gurukula, in dieser Familie des Lehrers, waren dann die Schüler wie Teil der Familie. Normalerweise waren da zwischen acht und fünfzehn Kinder dort und Jugendliche, die haben beim Guru gelernt, sie haben beim Guru gelebt, sie haben sich gekümmert um das, was es im Haushalt des Gurus zu tun gab, Kleidung waschen, Haushalt machen, kochen, sich um die Felder kümmern, sich um die Tiere kümmern, sich ums Haus kümmern usw. Das gehörte alles dazu. So lernten die Kinder auch Handwerk und Kochen und Haushalt, all das. Und sie dienten dem Guru, indem sie dem Guru dienten, haben sie sich auf den Guru eingestellt. Der Guru – das konnte ein Mann sein, das konnte eine Frau sein, meistens war es ein Guru-Paar. Also jedenfalls, das Guru-Paar hat die Schüler dabei gelehrt. Sie haben spirituelle Praktiken gelernt.

In einem Gurukula - man sagt auch, in einem Gurukula, das heißt, in einer Schule - dort leben die Kinder, sie wachsen dort auf und sie haben einen Tagesablauf, der spirituelle Praktiken mit beinhaltet, z.B. regelmäßige Morgenmeditation, Rezitation von Mantras, Mantrasingen, Asanas, Pranayama. Dann lernten die Kinder auch Sanskrit, sie lernten die Schriften und sie lernten ihren Beruf. Wenn ein Gurukula die Schüler ausgebildet hat als Brahmane, als Priester, dann haben die Kinder natürlich gelernt, wie sie auch Pujas und Homas und alles anleiten und sie haben viel gelernt über Rituale und noch mehr über spirituelle Praktiken. Aber im Gurukula konnte man auch lernen, wie man Musiker wird, wie man Harmonium spielt, wie man Sita spielt, Vina spielt, wie man indischer Tänzer wird, Bharatanatyam beherrscht usw. Also, Gurukula-System war das allgemeine pädagogische Konzept, wie Kinder gelernt haben.

Du hast gehört, ich sage immer, gelernt haben. Tatsächlich ist heute Gurukula als Lehre von Kindern eher selten. Es gibt es auch weiterhin, aber im Normalfall lernen die Kinder, wie auch im Westen, in einer Schule. Es gibt die Grundschule, es gibt die High School und dann gibt es natürlich später auch noch die Universität. Und das läuft dann ähnlich ab wie im Westen, wobei das indische Schulsystem stark vom britischen, also vom englischen Schulsystem geprägt wurde. Heute gibt es mehrere Versuche, das Gurukula-System wiederzubeleben und es gab auch in Teilen von Indien das Weiterfortbestehen von Gurukula. Zum einen gibt es die Sanskrit-Gurukulas, also, es gibt Ashrams, in denen Kinder von ihren Eltern dorthin geschickt werden, um Sanskrit zu lernen, um auch eine Priesterausbildung zu bekommen. Auch heute noch gibt es viele Priester, die in einem Gurukula die traditionelle Lehre bekommen haben, auf traditionelle Weise gelernt haben. Auch heute gibt es z.B. auch Waisenschulen, könnte man sagen, die aufgebaut sind als Gurukula. Typischerweise entsteht das als soziales Werk. Also, ein Ashram z.B. oder ein spiritueller Mensch hat die Inspirationen, Menschen zu helfen. Es wird gesehen, es gibt Kinder auf der Straße. Und dann wird gesagt: „Gut, dann nehmen wir die auf.“ Sie bekommen eine Familie, sie leben in der Familie des Lehrers, sie praktizieren auch Yoga und Meditation und sie werden vorbereitet auf einen Beruf. Das bezieht dann ganz normal Lesen, Schreiben, Rechnen mit ein und es bezieht dann irgendwann Computer mit ein und alles, was dazugehört, was ein Mensch heutzutage wissen muss. Und sie lernen Bhagavad Gita, Hatha Yoga Pradipika, Upanishaden, Yoga Sutra, sie lernen AsanasPranayama usw. Yoga Vidya hat z.B. auch das Brahma Vidya Hilfswerk und damit unterstützen wir einige dieser Gurukulas, z.B. Swami Tattvarupanandas Gurukula in Kerala und es gibt auch noch andere, die wir auch unterstützen.

Nächster Kontext, in dem Gurukula verwendet wird, ist auch für Lernen in Ashrams. Z.B. bei Yoga Vidya gibt es auch viele Ausbildungen. Es gibt die Yogalehrerausbildung, es gibt die Ayurveda-Ausbildung, Meditationskursleiter-Ausbildung, Entspannungskursleiter-Ausbildung, Entspannungstherapie-Ausbildung und noch viele, viele mehr Ausbildungen. Und wir sagen, die Ausbildung geschieht im Gurukula-Stil. Das heißt, die Teilnehmer leben im Ashram, sie lernen im Ashram, sie praktizieren Asanas und Pranayama und Meditation und zwar egal, was sie sonst machen. Manchmal ist auch die Frage: „Wenn ich jetzt Shiatsu Massage lernen will, warum muss ich dort Asanas und Pranayama und Meditation und Mantras mit Üben?“ Die Antwort ist, wir machen es im Gurukula-System. Das Gurukula-System heißt, man lernt eine Fertigkeit, man lernt etwas, was wichtig ist, aber man praktiziert auch, bekommt so spirituelle Kraft. Man verbindet praktisch beides, die Fertigkeit, z.B. Hatha Yoga zu lehren, eine sehr gute Shiatsu Massage zu geben, man lernt auch spirituelle Praktiken, es wird die Heilenergie aktiviert, es wird die spirituelle Energie aktiviert und Menschen können dann geben und sich entwickeln. Indem man eben lernt, nicht nur intellektuell, nicht nur mit Fertigkeiten, sondern auch mit spiritueller Praxis, bekommt man Zugang zur Tiefe des Wesens, Zugang zur Intuition, Zugang zu einem höheren Wissen. So ist Gurukula-Lernen etwas ganz Aktuelles und sicherlich die beste Weise, Yoga zu lernen und Yoga zu vertiefen. Daher, du kennst vermutlich Yoga Vidya, warst vermutlich schon im Ashram, vielleicht aber auch nicht. Wenn du nicht warst, ich kann es dir nur empfehlen. Lerne mal etwas und erfahre durchaus, wie es ist, das in einer Ashram-Umgebung zu machen. In einer Ashram-Umgebung mit täglich Asanas und Pranayama, wo du herausgerissen bist aus den Ablenkungen des täglichen Lebens, wo du intensiv praktizierst, in einem Gurukula bist, also in einer Schule, wo du lebst mit deinen Lehrern und in einem System, wo du lernst, durch spirituelle Praxis, durch Telepathie, durch Einstimmung.

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