Ganga gilt in Indien als heiliger Fluss, Ganga gilt in Indien als weiblich. Die Inder würden nicht sagen „Ganges“, sondern sie sagen „Ganga“. Und wenn sie sagen „Ganga“, dann schwingt dort immer Ehrerbietung mit. Ganga, ein heiliger Fluss. Ganga – heilige Wasser. Ganga – reinigend. Und es gibt viele Mythen um Ganga. Natürlich, es leben mehrere 100.000.000 Menschen um den Fluss Ganga herum. Und die nordindische Landwirtschaft ist letztlich eine Bewässerungswirtschaft, die auf dem Fluss Ganga beruht. Daher ist es kein Wunder, dass Ganga verehrt wird als Lebensspendende, als Lebensgebende. Ohne Ganga gäbe es keine Landwirtschaft, ohne Ganga könnten Menschen dort nicht leben, ohne Ganga hätte es diese indische Hochkultur nicht gegeben. Gerade weil die großen Bewässerungskanäle gebaut werden mussten, entstanden dort solche blühenden Gemeinwesen. Ganga ist aber mehr als nur einfach ein Fluss, Ganga hat etwas Mystisches. Du kannst das auch spüren. Gerade wenn du am Oberlauf der Ganga bist, z.B. Rishikesh oder Haridwar oder noch weiter oben, du spürst, da ist etwas. Es mag sein, dass du das an anderen Flüssen auch spürst, aber Ganga hat schon etwas Besonderes. Da ist eine Energie, da ist eine Kraft, da ist ein Segen. Natürlich auch dadurch, dass dort seit Jahrtausenden Menschen am Ufer von Ganga meditiert haben, dass Menschen der Ganga ihre Ehrerbietung gegeben haben.

Aber ich glaube auch, dass Ganga tatsächlich eine Flussgöttin ist und dass das Wasser, das da ist, wie der physische Körper ist dieser Flussgöttin. Und wenn du Ganga auf dich wirken lässt – ich sage immer, den Ganges, weil es im Deutschen halt männlich ist, aber eigentlich muss man sagen, Ganga – wenn man Ganga anschaut, Ganga auf sich wirken lässt, dann spürt man so eine Freude, eine Liebe und eine Leichtigkeit, alles fällt ab. Es heißt ja auch, dass ein Bad in der Ganga alle Sünden wegwäscht, mindestens wäscht Ganga so eine Schwere weg, das Gefühl, irgendwo nicht weiterzukommen. Ganga lässt dich fließen. Es gibt viele Geschichten um Ganga, wie ich schon mehrfach gesagt habe, und wenn du die Yoga Vidya Internetseiten aufmachst, www.yoga-vidya.de, dort musst du nur eingeben den Suchbegriff „Ganga“ im Suchfeld oder auch „Ganges“ und dann findest du eine Menge von Geschichten. Swami Sivananda hat ja auch ein ganzes Kapitel über Ganga geschrieben, das wir ins Deutsche übersetzt haben und es gibt Videos über Ganga und vieles mehr.

So viel sei nur hier jetzt gesagt: Es gab einen König, der hatte verschiedene Söhne und die Söhne haben sich versündigt. Infolge dessen sind sie zu Asche verbrannt und ihre Seelen wurden zu erdgebundenen Geistern, Pretas. Es gab einen Nachkommen von ihnen und der sah es als seine Aufgabe an, diese Pretas zu erlösen. Er fragte Brahma, was er machen sollte, und Brahma wusste auch nicht weiter. Er fragte Vishnu, was er machen sollte, und Vishnu sagte: „Ja, nur Ganga kann die Pretas erlösen. Bitte zu Ganga, bete zu Ganga, dass sie auf diese Welt kommt.“ Und dann übten mehrere Generationen von Nachkommen intensive spirituelle Praktiken und schließlich war Ganga kurz davor, nach unten zu kommen. Und dann erschien nochmals Vishnu und sagte: „Vorsicht, Ganga kann nicht aus den höheren Himmelsebenen direkt auf die Erde kommen. Du musst vorher noch Shiva anrufen, denn nur Shiva kann Ganga bändigen.“ Und so riefen sie Shiva an und insbesondere Bhagiratha, wie er genannt wird, rief Shiva an. Bhagiratha ist eben der Name dieses letzten Nachkommens, dem es dann wirklich gelungen ist, Ganga auf die Erde zu rufen. Er meditierte, er übte Tapas, intensive Praktiken, er übte Pranayama, und so erschien ihm Shiva. Und Bhagiratha bat Shiva, Ganga in seinem Haarschopf aufzufangen, so dass Ganga anschließend ruhig in diese Welt hineinkommen könnte. Und so geschah es. Ganga floss von oben in Shivas Haarschopf und kam aus Shivas Haarschopf wieder hinaus, floss dann als Fluss in diese Welt, ging über diesen Ort, wo diese Pretas waren und half den Pretas, gereinigt zu werden, von ihren Papas, ihren Sünden, frei zu werden, so dass sie erlöst werden konnten. Und so ist Ganga zum einen ein Himmelsfluss, voller Kraft, voller Freude, voller Licht. Ganga ist Fluss voller Liebe, denn Ganga ist aus Liebe hinunter zur Erde gegangen, um zu helfen. Ganga ist voll der Energie von Shiva, Shiva hat Ganga auf seinem Haarschopf aufgefangen. Ganga steht so für Fließen, für die Energie von Shiva, für Liebe, für Licht, für Freude und letztlich auch Befreiung. So hast du also eine Menge über Ganga. Man kann auch Ganga und alle heiligen Flüsse anrufen mit einem Mantra. Ich werde es kurz rezitieren: „Om Gange cha Yamune chaiva Godavari Saraswati, Narmade Sindhu Kaveri Namastubhyam Namo Namah.“ Oder du wiederholst die Kurzform des Mantras: „Om Gangayai Namaha.“ Mit diesem Mantra aktivierst du Ganga, rufst du Ganga an. Ganga reinigt, Ganga harmonisiert. Ganga – die Flussgöttin. Ganga – der Fluss Ganges. Ganga – heiliger Fluss, heilige Flussgöttin.

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