Einsichten und Aussichten

Nach fast endlosen Reflektionen ueber gewisse Umstaende die im Besonderen alles was das Konzept Yoga Heute so umrankt, anbetreffen; komme ich immer mehr zu dem Schluss das es nicht um eine ganz spezielle Ausrichtung, einer ganz bestimmten auserwaehlten Tradition gehen kann, auch nicht um eine ganz bestimmte Richtung ganz spezifischer Uebungen, gekonnter Atemtrickserei und sonstigen physischen Kunststueckchen um das teilweise von Schimmel der Selbstsucht ueberwachsene persoenliche Selbst von sich Selbst zu "befreien".

Es geht um dieses reine ICH, dieses "du", dieses "ich bin" und den Umstand das es gilt herauszufinden, das wir nahtlos mit dem Universum verbunden sind.

Wir sind sicher gleichzeitig mit allen Wesen auch mit allen leidenden Wesen verbunden, ja sehr wahrscheinlich sogar mit aller belebter, wie unbelebter Materie.

Nach einem Selbst auf diese Weise zu suchen, bedeutet das Herz des Weges zu finden um es wie einen wertvollen Schatz zu besitzen. Das Herz des Weges sieht irgendwann ein, dass "ich", "du", "wir" nicht getrennt voneinander sind - das ist die Losloesung vom egozentrischen "Ich".

Wenn wir davon ausgehen das es sich dabei um ein Phantom, eine reine Illusion, eine Vorstellung, eine Gedankenkonstruktion handeln koennte oder vom Standpunkt des Todes ueber all die komplizierten Dinge nach denken, dann kommen wir rasch zu dem Schluss das im Angesichts des Todes wahrlich ALLES sinn-wie auch zweckbefreit ist - diese unueberwindliche Unumgaenglichkeit des Todes, des Erloeschens hat etwas faszinierendes und zugleich etwas sehr verstoerendes - diese unausweichliche Endgueltigkeit, ist atemberaubend und zugleich der Zerstoerer aller moeglichen Illusionen ueber Selbst, Leben, Befreiung, samadhi, kavalya, mukhti etc.. sehr ernuechternd!

Ein Toter macht sich bedingterweise keine grossen Gedanken um all das mehr - es hat sich erledigt.

Folglich loesen sich ALLE erdenklichen Probleme auf, wenn wir aufhoeren, uns den Kopf darueber zu zerbrechen, wie und durch was wir befreit werden koennen, egal von oder durch was, der groesste Haken dabei ist, das wir uns garnicht sicher sein zu koennen in irgendwelchen Fesseln ausser unseren ureigenen, den selbstangelegten Fesseln zu liegen und zu schmachten!

Wir muessen von diesem "Bringt es mir was? Oder bringt es mir nichts?" total loslassen, ja von der Idee irgendwas erreichen zu wollen - erst dann kann sich genuegend Klarheit etablieren das wir ueberhaupt in die Lage geraten unsere Position einigermassen abschaetzen zu koennen!

Die Schlussfolgerung, das man sich verirrt hat nur weil das "Schiff" komplett von Nebel oder Wolken eingehuellt ist, die die Sicht verbergen, koennte ein moeglichst schwerer Irrtum, ein riesen Trugschluss sein - und jede Aktion, koennte sich als falsch herausstellen!

Wichtig ist zu beobachten, egal was wir tun immer achtsame Gewahrsamkeit aufrecht erhalten - als sind wir auf "Wache", den Atem, ja koennen wir beobachten, aber der macht seinen Job auch allein ganz gut - ein treuer Geselle!

Da sind andere Sachen die es zu beobachten gilt, nein nicht die Gedankenfetzen, die wie weisse Wolken ueber den klaren See, durch den blauen, endlosen Himmel dahinziehen! Die kommen und gehen, wie Menschen auf den Markt... die brauchen keine Aufmerksamkeit - das Bild, das Bild des stillen Schweigens - irgendwann wird das zu einer Gewissheit mit einer endlosen Tragweite, einer Ausdehnung die unendlich zu sein scheint, ganz still und unbewegt.... hier, hier gilt es jede Aufmerksamkeit zu positionieren und moeglichst zu halten, zu verweilen - im Zentrum der Peripherie, gesammelt.

Das, was wir mit uns herumtragen: Maenner glauben, dass sie "Maenner" sind, Frauen glauben, dass sie "Frauen" sind, Buddhisten das sie Buddhisten sind, Yogi das sie Yogis sind, Deutsche, eben Deutsche und soweiter und so fort.... Hier liegt die Wurzel aller Illusion.

Staendig verschanzen wir uns hinter einer Idee, einer Gedankenkonstruktion oder ganzen Gedankenkomplexen - schau mal genau hin!

Wir betrachten die Dinge nur vom Standpunkt des Ego aus, deshalb sehen wir vieles oder gar alles falsch. Selbst wenn wir uns vor dem Guru, dem Buddha, der murti verbeugen, stimmt da etwas nicht. Selbst wenn wir in Meditation sitzen oder asana machen, machen wir es falsch.

Von morgens bis abends taumeln wir umher zwischen Freude und Leid, zwischen Diesem und Jenem, gesunder Ernaehrung, gutes Wasser, Heiltee und all dem Kram; die Beschaeftigung mit unserer persoenlichen Stimmung macht alles nur noch schlimmer: Mit Gedanken ueber Leben und Tod, Hoelle oder samadhi treiben wir uns schliesslich selbst immer tiefer und tiefer in eine gefaehrliche Sackgasse.

Das Problem von Leben und Tod ist eine psychologische Fallgrube - es existiert nur in den Gedanken: Auch wenn wir uns einreden, dass wir durch die Loesung dieses Problems dem Kreislauf von Leben und Tod entfliehen koennten, so ist diese Loesung, an die wir denken, wirklich nur eine Loesung innerhalb unserer Gedanken, und der Gedanke, das Problem von Leben und Tod, von Heil oder Unheil, von Verblendung und Erleuchtung loesen zu wollen, ist selbst nicht mehr als ein Bestandteil des Problems an sich!

Wir glauben, dass wir uns von Allem und sogar von ehrgeizigen Streben geloest haben - und halten nun genau an dieser Idee hartnaeckig fest. Wir glauben, dass wir Schluss gemacht haben mit diesen Illusionen - und machen uns so nur eine Illusion mehr vor!

DIE Illusion schlechthin - lassen wir los - nicht Erreichen - loslassen, ALLES einfach fallen lassen, genau so als wuerden wir sterben, als waere es unsere allerletzte Minute schlagen, in der ALLES seine Last und Schwere verliert - diesen Moment halten, die "Zeit anhalten" zu koennen - ist ein kleiner Schritt vorwaerts!

Es ist wie mit einem Stueck Brot oder einem schlueckchen Tee - wir essen das Stueck Brot und trinken Tee um unseren Hunger und Durst zu stillen, um die Lebenskraefte zu naehren - oder einfach nur so, weil wir gerade Appetit haben, egal was die unzaehligen Gruende sein moegen, wir sollten das Brot essen, den Tee trinken, mit aller Aufmerksamkeit dabei sein - voll und ganz drin aufgehen, wir essen ja nicht die Naehrstoffanalyse oder die Verpackung, die Tuete, auch nicht die Firma wo das Brot gemacht wurde, das Sieb, die Kanne, nicht den Ofen wo es gebacken wurde, auch nicht das wie, oder den Laden der das Brot verkaufte..... es geht NUR um das Brot und um den Tee, um den Verzehr derselben - um nichts anders - so verhaelt es sich auch um das was wir so lapidar mit dem auslaendischen Begriff, diesem geheimnissvollen, wie schicken sankrit Wort "sadhana" belegen..... da geht es auch um unendlich viele Namen, Sachen, Angelegenheiten, Moeglichkeiten, Ausfuehrungen und um 1001 Ansicht...auch hier dreht es sich nur darum "Brot zu essen und Tee zu trinken" und um nichts anders....alles andere vertieft ausschliesslich die Illusion - sonst nichts!

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