Die Gedanken sind frei - Glück im Altersheim

Heute war mein Thema das Leben. Letztes Mal hatte ich im Altersheim-Cafe mit meiner alten Freundin Frau Trotzki über den Tod diskutiert. Der Tod ist zwar das vorherrschende Thema im Altersheim. Aber es gibt nicht nur den Tod. Es gibt auch ein Leben vor dem Tod. Das sollte man nicht vergessen. Die menschliche Existenz besteht aus Geburt, Leben und Tod. Alles gehört zusammen.

Was also ist das Leben? Was macht das Leben aus? Und vor allem: Wie sollte man Leben? Was ist der tiefere Sinn des Lebens? Für Frau Trotzki bestand das Leben im Moment aus Kuchenessen und mit mir reden. Sie liebte es einmal in der Woche viel Kuchen zu essen. Bis sie satt war. Das ist auch schon eine große Kostbarkeit. Satt sein zu dürfen. Etwa eine Milliarde Menschen auf der Welt hat nicht genug zu essen. Sie hungern. Für sie ist es eine unvorstellbare Gnade immer genug zu essen zu bekommen und satt sein zu dürfen. Wir Menschen im Westen sollten es wertschätzen, dass bei uns keiner zu hungern braucht. Und wir sollten auch an die Menschen auf der Erde denken, die an Hunger leiden, und ihnen im Rahmen unserer Möglichkeiten helfen. Ich engagiere mich zum Beispiel gegen den Hunger auf der Welt, indem ich in Mitglied in einigen Hilfsorganisationen bin und regelmäßig Geld spende.

Die zweite große Freude von Frau Trotzki besteht darin, dass ich sie einmal in der Woche besuche. Sie entdeckt mich, freut sich und ruft voller Begeisterung meinen Namen. Es ist wichtig, dass die alten Menschen im Altersheim auch mal Besuch kriegen, dass jemand an sie denkt, dass jemand ihnen Liebe gibt, dass jemand mit ihnen redet. Leben bedeutet Freunde zu haben, sich zu unterhalten, sich gemeinsam am Leben zu erfreuen.

Zwei weitere alte Damen setzten sich zu uns an den Cafe-Tisch. Ich bezog sie in unser Gespräch mit ein. Die eine Seniorin hatte einen Schlaganfall erlitten. Früher war die Musik ihr Lebenelexier. Jetzt war es vorbei damit. Sie war aber trotzdem zufrieden mit ihrem Leben. Sie erklärte mir, dass man das Leben so annehmen muss, wie es kommt. Nur so kann man Frieden finden. Auch das ist Teil des Lebens. Sie hatte aber trotzdem ihr Lachen bewahrt. Sie saß in ihrem Rollstuhl wie ein alter lachender Buddha.

Für die andere alte Dame war es hauptsächlich wichtig, dass ihre Kinder glücklich sind. Sie hatte ihr Leben als Mutter gelebt und ihr Glück in ihren Kindern gefunden. Sie war also eine Art Bodhisattva. Das ist einer der großen Glückswege. Leider kümmerten sich ihre Kinder kaum noch um sie. Sie brauchten ihre Mutter nicht mehr. Und ihre Mitbewohner im Altersheim waren oft so negativ drauf, dass es ihr keinen Spaß brachte ihnen Gutes zu tun. Ich erklärte ihr den Weg die Feinde zu lieben. Selbst für sehr negative Menschen kann man immer noch beten. Man kann ihnen Licht schicken und so in der umfassende Liebe bleiben. Und es gibt überall auch Menschen, denen man konkret etwas Gutes tun kann. Es genügt meistens eine kleine Tat, um alle Beteiligten glücklich zu machen.

Ich sagte, dass ich den Sinn des Leben darin sehe glücklich zu sein. Selbst wenn das äußere Leben nicht viel Glück bereit hält, kann man dennoch sein inneres Glück pflegen. Das geschieht durch die beiden Techniken Meditation und positives Denken. Durch die Meditation findet man zum inneren Frieden. Und das positive Denken macht einen Menschen glücklich. Durch das positive Denken und Handeln erhält man ein glückliches Leben.

Meine Mutter war heute nicht so gut drauf. Sie schlief als ich kam. Ich holte sie nach dem Kaffeetrinken und fuhr ihren Rollstuhl zu unserem Singplatz. Passend zum heutigen Thema sangen wir "Die Gedanken sind frei". Meine Mutter liebt dieses Lied und konnte es spontan mitsingen. Man kann es als die Hymne des positiven Denkens ansehen: "Und sperrt man mich ein in den finsteren Kerker (also ins Altersheim). Das alles sind rein vergebliche Werke. Denn meine Gedanken zerreißen die Schranken und Mauern entzwei. Die Gedanken sind frei. Drum will ich auf immer den Sorgen entsagen. Und will mich auch nimmer mit Grillen mehr plagen. Man kann ja im Herzen stets lachen und scherzen und denken dabei: Die Gedanken sind frei."

So einfach ist es aus meiner Sicht allerdings nicht. Ein Mensch wird dann glücklich, wenn die Glücksenergie in ihm fließt. Diese Energie war in mir etwas blockiert. Ich bin ein Meister des positiven Denkens. Aber das genügte heute nicht. Ich brauchte auch Energieübungen, um die Energiekanäle frei zu kriegen. Das geschieht normalerweise durch meine Kundalini-Meditation und durch das tägliche Spazierengehen. Jetzt war mein Weg das Singen. Nachdem ich eine Stunde mit meinen alten Freundinnen gesungen hatte, floß die Glücksenergie in uns allen. Auch meine Mutter begann langsam wieder aufzuleben, zu sprechen und zu singen.
Menschen können sich gegenseitig glücklich machen. Dazu müssen sie aber aus dem Geben-Wollen und nicht aus dem Haben-Wollen leben. Sie müssen aus der Liebe und nicht aus dem Ego leben. Leider betont die heutige Zeit das Ego. Deshalb machen sich die Menschen oft gegenseitig unglücklich, falls sie sich überhaupt füreinander interessieren. Früher passten die Großeltern auf die Enkel auf. So entstand Liebe auf beiden Seiten. Heute sind die Familienbande zerstört. Darunter leiden insbesondere die Menschen im Altersheim.Es ist schön, dass ich gebraucht werde. Dadurch gelange ich in ein Leben in der Liebe. Allerdings muss ich mich auch in Gott (im eigenen Glück) verankern, sonst wird die Liebe leicht zu einem Haben-Weg. Man gibt dann nur Liebe, um Liebe zu bekommen. Das zerstört auf die Dauer die Liebe. Der Doppelweg der Liebe zu Gott (zur Erleuchtung) und der Liebe zu den Mitmenschen gibt dem Leben Sinn und Glück. Er führt zu einem Wachstum im Glück und in der Liebe. Er bringt den Menschen ins Licht und in ein Leben im Licht.Buddhistisch ausgedrückt ist es der Bodhisattva-Weg und yogisch der Weg der Dreiheit aus Karma-Yoga, Bhakti-Yoga und Jnana-Yoga. Das ist der Weg, den meine Meister gelehrt haben, Das ist aus meiner Sicht der Lebensweg, der am erfüllensten ist. Ich bin dankbar, dass ich diesen Weg kennengelernt habe und ihn gehen darf.https://www.youtube.com/watch?v=cHuSktaQRuE

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