Jeder Wochentag steht auch für einen bestimmten Aspekt der Wahrheit und bestimmte Eigenschaften, die man in sich entwickeln kann. Und das findet man in den verschiedensten Kulturen. Und sowohl in westlichen als auch in indischen Kulturkreisen gibt es dort große Ähnlichkeiten. Montag nennt sich ja Mond-Tag und dieser Tag ist im Yoga besonders Shiva zugeordnet und Shiva hat auch eine Mondsichel über der rechten Augenbraue. So ist Shiva für Montage. Besonders an Montagen kann man an diese Eigenschaften der Meditation, des Nachinnengehens denken. Dienstag ist auch französisch Mardi, Marstag, und auch wo das „Dienstag“ herkommt in der germanischen Mythologie, hängt auch mit diesem Marsprinzip zusammen, und in Indien ist es Subrahmanya und Subrahmanya ist der Heerführer der Devas, der Engelswesen. Und so steht der Dienstag dafür, dass man lernen kann, sich auch durchzusetzen, mutig zu sein, dass es auch wichtig ist, Dinge anzugehen. Der Mittwoch ist im Französischen Mercredi, Merkur. Im Yoga ist es Krishna und Krishna ist auch der Vermittelnde. In der Mahabharata wird Krishna immer wieder als der Diplomat angerufen, der irgendwo vermitteln soll. Und so ist auch der Merkur ein Aspekt, der Götterbote, auch der Gott des Handelns. Gut, im Griechischen ist das ganz lustig. Merkur ist der Gott der Kaufleute und der Diebe. Inwieweit das zusammenpasst, sei jedem selbst überlassen. Krishna hat jetzt eigentlich wenig mit Kaufleuten und noch weniger mit Dieben zu tun, aber letztlich Krishna, der Aspekt der Liebe und der Aspekt der Freude, auch der Aspekt der Lebensfreude und so ein bisschen, die Welt ein bisschen spielerischer angehen. Dafür steht auch wieder Merkur. Der Merkur in der griechischen Mythologie war auch so etwas verschmitzt und hat manchmal auch Streiche gespielt. Und so diese Leichtigkeit, dieses Spielerische, inmitten auch von schwierigen Situationen, dafür steht auch Krishna und Merkur. Dann der Donnstag, Jeudi, ist Jupitertag, in der germanischen Mythologie der Thor-Tag, ein wichtiger der Götter dort, der Donnergott, deshalb Donnerstag entspricht auch wieder Jupiter. Und jetzt im Yoga ist Donnerstag der Gurutag. Jetzt „Guru“ hat mehrere Bedeutungen. Eine Bedeutung von Guru ist tatsächlich Jupiter. Und Jupiter in der indischen Mythologie, eigentlich wie auch in der westlichen Astrologie, ist der Aspekt der Weite, der Größe, der Großartigkeit, auch der Freude und letztlich des Sehens des Göttlichen überall. Und Guru, auch im Sinne eines spirituellen Lehrers, ist eben auch nicht nur der eine persönliche Lehrer, sondern es ist auch, die ganze Welt anzusehen als meinen Lehrer, alle Ereignisse, von denen kann ich lernen. Und natürlich kann ich auch lernen, über meine kleine individuelle Persönlichkeit hinauszuwachsen. Dann Freitag, Freya-Tag oder auch Vendredi, Venus-Tag, ist Devitag, der Tag der göttlichen Mutter, wo man sich an die positiven weiblichen Aspekte erinnern kann. Also, alle weiblichen Aspekte. Das haben sowohl Frauen in sich, auch Männer haben in sich weibliche Aspekte. Man kann auch an die Mutter denken, auch die göttliche Mutter. Im Sanskrit ist das Durga, Lakshmi, Saraswati, Kali. Samstag ist der Saturn-Tag, Saturday auf Englisch. Und eben auch in Indien ist es der Shanitag, der Saturn. Saturn steht für Einschränkung, Saturn steht für Disziplin, steht auch dafür, dass wir durch Leiden wachsen können. Auch wenn Menschen nicht so freundlich zu uns sind oder nicht so freundlich über uns sprechen, können wir dadurch lernen. Oder auch selbst mal etwas entsagen, gehört auch dazu. Dafür steht Samstag, daran kann man am Samstag denken. Im Judentum ist dann ja auch der Samstag der Sabbat, also der Tag, wo man nach innen geht. Und bei den Juden war das durchaus auch ein bisschen disziplinieren. Es gibt bestimmte Dinge, die darf man nicht essen und andere darf man essen, und vieles darf man nicht machen. Also, wer jemals mal in Israel war, in Jerusalem in bestimmten Stadtvierteln, die orthodox sind, also am Samstag ist es schon relativ ruhig dort. Oder wer mal in einem puritanischen Land gewesen war, als es noch puritanisch war – z.B. ich habe mal in Toronto gelebt – die haben das auf Sonntag verlagert. Am Sonntag durften Restaurants, die Musik gespielt haben, nicht offen sein. Bis in die 80er Jahre gab es am Sonntag keine Kinofilme und noch verschiedenes anderes. Also, einen Tag die Woche durchaus ein bisschen, sich zu disziplinieren und auf irgendwie Vergnügen zu verzichten, dafür steht auch eben Saturn. Sonntag ist dann das Gegenteil davon, Sonntag ist Suryatag, Sonnentag, letztlich das Überschwängliche, das Stahlende, das Leuchtende, das Freudevolle, auch Festessen gehört auch zum Sonntag und es sich gut gehen lassen. Aber eben auch, Sonne steht auch dafür, zum einen dass wir selbst immer wieder Licht bekommen und zwar, ob wir es verdienen oder nicht. Wie es so heißt, die Sonne scheint für alle. Es gibt so diesen lateinischen Ausdruck: Sol lucet omnibus. Also, wir können freizügig sein, ohne zu überlegen: Verdient es der andere oder nicht? Es liegt nicht einfach nur an uns. Natürlich, Unterscheidungskraft sollte man auch üben. Und auch wir bekommen von Gott, was wir brauchen, egal, ob wir jetzt gerade freundlich zu Gott waren oder nicht, ob wir an ihn glauben oder nicht, das ist letztlich der Sonne egal. Auch wenn wir nicht an die Sonne glauben, wir würden trotzdem Lichtstrahlen bekommen. Und ähnlich ist auch diese Freizügigkeit, Großzügigkeit, diese Art von Großzügigkeit ist auch Sonnenprinzip. Saturn ist dort etwas unterscheidender, gehört auch dazu. Also, alles gehört irgendwie dazu und es sind verschiedene Aspekte von Spiritualität, spirituellem Leben, die es gilt, in uns zu entwickeln. Und so dienen diese sieben Tage auch, dass man an diese sieben Aspekte von Spiritualität denkt. Vermutlich ist es jetzt nicht so, dass man sagen kann, der Montag ist notwendigerweise so. Letztlich, irgendjemand muss ja mal angefangen haben, zu zählen mit Montag. Und vermutlich, dass da jetzt heute so eine allgemeine Zählweise ist, irgendwann musste man sich einigen und vermutlich war das mehr diplomatisch und kompromissbehaftet als dass dort irgendjemand in Samadhi gegangen ist, um das herauszufinden. Aber irgendwo, es hilft, wenn man jeden Tag so an etwas auch mal denkt, vielleicht mindestens ab und zu mal, um dann die verschiedenen Aspekte von spiritueller Entwicklung und spirituellem Leben in sich zu spüren, zur Entfaltung zu bringen und anzunehmen.
Hari Om Tat Sat
Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3
Sie müssen Mitglied von Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda sein, um Kommentare hinzuzufügen.
Bei Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda dabei sein
Kommentare